In der Kolumne "Die Lieben meines Lebens" erzählen Menschen von ihren wichtigsten Beziehungen, Trennungen, Glück und Unglück – und wie sie diese Erfahrungen geprägt haben. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 34/2024.

Das klingt vielleicht verrückt, aber ich war mit vier Jahren zum ersten Mal verliebt. Die meisten Menschen werden sagen, dass man in so einem Alter nicht von Liebe sprechen kann, aber ich habe, bis ich zwölf war, noch ständig an ihn gedacht. Gregor und ich gingen in den gleichen Kindergarten am Rand von Berlin. Wir waren beide strohblond und hätten als Geschwister durchgehen können. Wir spielten Fangen, schaukelten nebeneinander und schimpften über den Pfefferminztee, den wir zum Mittagessen bekamen. Irgendwann wurde Gregor eingeschult, und ich blieb im Kindergarten zurück. An seinem siebten Geburtstag sahen wir uns wieder. Bei seiner Feier haben wir Ponys gestreichelt, und als niemand geguckt hat, haben wir uns einen Kuss auf den Mund gegeben. Meine Eltern steckten mich leider in eine andere Grundschule, und wir verloren den Kontakt zueinander.