Die Berliner reden sich die Köpfe heiß über den "Fall Dlouhy". Mitte September wurde der ehemalige tschechische Oberleutnant Jaroslav Dlouhy, Flüchtling aus dem Jahre 1950, als unerwünschter Ausländer von der Westberliner Fremdenpolizei in die CSR abgeschoben.
Die Mönche des Klosters zu Tawang steckten in aller Eile neue Kerzen auf und füllten die Butterlämpchen nach. Das ganze Dorf rüstete sich mit ihnen auf den Empfang des höchsten Besuchers, den das abgelegene Tal in Indiens nordwestlicher Grenzprovinz je gesehen hat und wohl je sehen wird: auf den Milden Ruhmreichen, den Sprach gewaltigen, den Ausgezeichneten Verstand, die Absolute Weisheit, den Bewahrer der Lehre.
Es waren zwei Insassen aus dem Narrenasyl entwichen, schritten rüstig auf der Landstraße fürbaß und bedachten, was sie Gescheites anstellen könnten, hatte ihnen doch die Hausordnung des Asyls gar zu närrisch geschienen.
Die große Flucht aus der Zone hält an. Es vergeht kaum eine Woche, in der sich nicht neben unzähligen unbekannten Arbeitern oder Bauern irgendein prominenter Mann aus Mitteldeutschland im Westberliner Auffanglager meldet und um Asyl in der Bundesrepublik bittet.
"Besitzen Sie persönlich irgendwelche Bücher?", lautete eine Umfrage des Emnid-Institutes. Das Ergebnis: 47 Prozent der Befragten mußten diese; Frage verneinen.
In den letzten Wochen wimmelt es in den sowjetischen und volksdemokratischen Zeitungen von Tendenzmeldungen über angeblich durch Österreich nach Ungarn eingeschleuste Horthy-Agenten, über Blutkonserven, die in Wirklichkeit Handgranaten gewesen seien, und anderen "Greuelmeldungen", die den Zweck haben, die österreichische Neutralität in Zweifel zu ziehen.
Imre Nagy ist von allen Ungarn zweifellos der den Sowjets unbequemste Mann. Übte er doch, obwohl entmachtet und hilflos im Asyl der jugoslawischen Botschaft zu Budapest, allein durch seine Existenz noch eine politische Wirkung aus! Also mußte er, der halb Verschwundene, ganz verschwinden .
Die Kronen der Platanen auf dem Markt von Saint-Remy ragen höher als die Häuser im Viereck des Platzes. Breiten sich mächtig dahin mit grünen, großen Blättern, verdecken das Blau des Himmels und schirmen den Markt vor dem hellen Licht der Sonne; grünes Blätterdach über grünen Hügeln aus Salatköpfen, roten Hügeln von Tomaten, weißen Hügeln von Blumenkohl, über den festen Kugeln des Kohls, den stachligen Artischocken, den blaugrün-spitzen Spargeln, den großen saftigen Bohnen.
Die fünfzehnjährige Marsha Kappelman in Baltimore wird nicht wenig überrascht gewesen sein, als sie auf ihren Brief an den nach Westen geflüchteten russischen Schüler Valery Lyssikow.
Die Schweizer Regierung hat den Rumänen, die, durch ein sowjetisches Gewaltregime aus ihrer Heimat vertrieben, einigen Leidensgefährten zu Hause durch einen Handstreich auf die rumänische Gesandtschaft in Bern die Freiheit erzwingen wollten, politisches Asyl gewährt.
Zwei behördliche Instanzen Berlins beschäftigen sich mit dem permanenten Strom der Flüchtlinge aus Mitteldeutschland: An erster Stelle das Bundesnotaufnahmelager in Berlin-Marienfelde (Westberlin), wo die eintreffenden Flüchtlinge registriert und einem komplizierten Aufnahmeverfahren unterworfen werden.
Die Mißstände in den Londoner Elendsquartieren haben wir kürzlich in zwei Aufsätzen einer englischen Fürsorgerin dargestellt, die in den Londoner Slums arbeitet.
Selbst im Zeitalter der Wasserstoffbombe kann der Kauf veralteter P-51-Mustang-Jagdbomber für ein ganzes Staatengebiet eine alarmierende Wirkung haben.
In seiner ersten öffentlichen Rede nach der Unterzeichnung des Abkommens über die Räumung der Suez-Kanal-Zone griff der ägyptische Ministerpräsident, Oberstleutnant Gamal Abdel Nasser, die in Ägypten ständig wachsende Opposition gegen das Abkommen an.
Wenn jemand in Indien "europäisch" sagt, meint er in der Regel "aus England"; wenn jemand in England "europäisch" sagt, meint er in der Regel "nicht aus England".
Aus Amerika kamen die Bilder und Zeichnungen, mit denen eine der schönsten Ausstellungen moderner Kunst zusammengestellt worden ist, die man seit langem in Deutschland sehen konnte: Paul Klee – Max Beckmann, in der Kestner-Gesellschaft in Hannover.
Das starke Hervortreten der wiedergegründeten farbentragenden Korporationen, die in München in den letzten Jahren besonders gefördert worden, hat zu einem Protest geführt.
Über das Pfingsttreffen deutscher und französischer Schriftsteller in Paris haben bereits mehrere der deutschen Teilnehmer an anderer Stelle berichtet (Rudolf Hagelstange in der "Neuen Zeitung", Rudolf Krämer-Badoni in der "Welt" und Hans Egon Holthusen in der "Süddeutschen Zeitung).
Mehrere hunderttausend Flüchtlinge aus der Sowjetzone haben seit der Spaltung Berlins Rettung in Westberlin gesucht. Allein im letzten Jahre waren es 120 000, die hier Zuflucht zu finden hofften.
Der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Jakob Kaiser, hat den in der Sowjetzone meistgehörten Sender RIAS benutzt, um ihrer Bevölkerung zuzurufen: "Verlaßt die Ostzone nicht ohne letzte Not.
Ein Interview mit dem König von Jugoslawien Der amerikanische Heeresminister, Frank Pace, hat mit Marschall Tito über eine Verteidigung des Balkans verhandelt.
Die Welt hat sich daran gewöhnt, immer wieder Meldungen von der Rückberufung und Liquidierung unzuverlässiger Sowjetdiplomaten zu lesen, es sei denn, die inkriminierten Vertreter der Ostblockstaaten hätten es vorgezogen, in ihrem Gastland "die Freiheit zu wählen" und um Asyl zu bitten.
Sämtliche Grenzen zur Bundesrepublik und nach Westberlin sind hermetisch abgeschlossen worden. Trotzdem versuchen zahllose Bewohner der Sowjetzone in die Bundesrepublik zu ge-Einer der entscheidenden Gründe für die Flucht sind die Stellungsbefehle für junge Deutsche, die in der Volkspolizei Dienst tun sollen.
"Ich haben den Verband von meinen Wunden gerissen, um zu zeigen, wie zehn Jahre böser Jugend ein Menschenherz durchlöchern." Ein echter Schmerzensschrei ist dieser Satz, der dem "Jacques Vingtras" von Jules Vallès das Motiv gibt – der flackernden, peinerfüllten, glücklosen und unverwaschenen Autobiographie eines geborenen Aufrührers gegen Elternhaus und Schule; eines Insurgenten, der selbst nach seiner Teilnahme am Putsch der Pariser Kommune von 1871 ein Empörer blieb bis zur Rückkehr aus dem Londoner Asyl, dem bald (1885) der Tod des erst Dreiundfünfzigjährigen folgte.
Der Marquis de Sade ist zwar nicht ganz schuldlos, aber doch durch eine gröbliche Mißdeutung seiner Geistesart dem Schicksal anheimgefallen, als Inbegriff perverser Quälsucht zu gelten, für deren Bezeichnung er sogar seinen Namen hergeben mußte.
Als Roman verfaßt ist diese mystische Analyse des modernen Amerika und Deutung seiner Zivilisation, "die unwissentlich als ein Asyl vor dem Tode oder zu seiner Verheimlichung vor dem Menschen geschaffen worden ist".
Ich traf Le Corbusier zum erstenmal in seinem Büro im Herzen von Paris, in einem alten Klostergebäude, wo die langen Reihen von Zeichentischen in den früher wohl als Zellen benutzten Räumen ihr Licht durch Fenster erhalten, die auf den Klosterhof hinausgehen.
Abends singen die Amseln über den Trümmern von Seoul. Koreaner sind abergläubisch. Die Amsel ist für sie der Unglücksvogel. Und welches Unglück die Amseln in diesen Tagen künden, darüber gibt es unter den eine Million zählenden Einwohnern von Seoul keinen Zweifel mehr.
Das ist die alte Regel –: Wer den Kampf der Straßen kämpft, der ist gezwungen, seine Rechnung mit der Polizei zu machen ... Zogen da am letzten Sonntag in Dortmund 400 kommunistische "Friedenskämpfer" zu einer verbotenen Kundgebung aus.
Die Alliierten Hohen Kommissare haben dem Oberkommandierenden der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, General Tschuikow, in einer Note gemeinsame Besprechungen über allgemeine freie Wahlen in Gesamtdeutschland vorgeschlagen.
Als vor etwa drei Jahren ein alter Sträfling nach 21 jähriger Verbannung bei der Übersiedlung von der französischen Insel Réunion nach Südfrankreich in Port Said flüchtete, trat aus dem Dunkel der Vergangenheit eine legendäre Persönlichkeit wieder an das Licht der Öffentlichkeit.
Lebt er noch? Der Erfinder des Jugendstils? Seine Großmutter, so erzählt er mir, sei hundertdrei Jahre alt geworden; er selbst ist erst sechsundachtzig.
Kurz vor dem Zusammentritt der UNO-Vollversammlung in Paris wurde auf dem Gelände des Palais Chaillot ein junger Mann durch französische Polizei festgenommen.
Das Moskauer Militärtribunal hat den Namen Semeonow noch einmal aus jahrzehntelanger Vergessenheit auftauchen lassen, um seinen Träger dann an den Galgen zu schicken.
Wir waren damals, so sagte er, ungefähr vierhundert, die wir zugleich Ellis Island betraten. Sie wissen, daß das die kleine Insel vor Neuyork ist, auf der die Einwanderungsbehörden sitzen.