"Oh, nein", erwiderte im Café ein anderer Gast meinem Nachbarn am Tisch und ließ die Zeitung mit der packenden Reportage über den Fall von Lyon sinken: "Die Mädchen von Lyon haben ja nichts angegriffen.
Ende September 1974 trat General Antonio de Spinola, portugiesischer Staatspräsident und Volksheld, von seinem Amt zurück, weil er nicht mitschuldig werden wollte, "unter der Flagge einer falschen Freiheit neue Formen der Sklaverei vorzubereiten".
Am weitesten ist hierzulande die Meinung verbreitet, daß die Häftlinge in Aden "auf Verständnis" hätten rechnen können; daß der Terrorismus der Deutschen mit den "revolutionären Umtrieben im Südjemen" artverwandt sei und daß die fünf aus brüderlicher Verbundenheit willkommen geheißen worden seien.
Peter Lorenz lebt und ist frei. Die Rechnung der Krisenmanager ist aufgegangen. Das Volk, so ergab die erste Umfrage, ist mit der Handhabung des Falles einverstanden: 31 Prozent nur plädierten für Härte, 56 Prozent indes für Nachgeben, trotz aller ohnmächtigen Wut über das makabre Schauspiel.
"Phaicon 1, Almanach der phantastischen Literatur", herausgegeben von Rein A. Zondergeld. "Das Weltall als Asyl für schwachsinnige, aber auch für bedürftige Literaten Von wem stammt dieser Hieb gegen Science Fiction? Vom berühmten SF-Autor Stanislaw Lem persönlich in seinem hervorragenden Essai, der Tzvetan Todoroffs Theorie des Phantastischen zerpflückt, aber über diesen Anlaß hinaus von hohem Interesse ist wie auch andere Aufsätze in diesem neuen Almanach.
Während der nationalsozialistischen Herrschaft ist Schweden einer der letzten Zufluchtsorte auf dem europäischen Kontinent für Flüchtlinge aus dem Hitlerreich gewesen.
Ein deutsches Wort beherrscht José T. perfekt: "Scheiße." Und "Sch..." ist für den 31jährigen chilenischen Lehrer, der in einer norddeutschen Großstadt Aufnahme und Arbeit gefunden hat, in der Bundesrepublik so ziemlich alles – die Preise, die Wohnungen – "Was glauben die, wer ich bin? Krösus?" –, die Nachbarn, die Arbeitskollegen, die "verdammte Sprache".
Lars Gustafsson, 1936 geboren, zur Zeit teilweise in seiner schwedischen Heimatstadt Västerås, teilweise in Westberlin lebend, wurde nach einem Studium der Philosophie in Oxford und Uppsala Literaturredakteur und dann freier Schriftsteller.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans Matthöfer (SPD), hat der Botschaft der Bundesrepublik in Santiago öffentlich vorgeworfen, daß sie politisch verfolgte Chilenen nicht aufgenommen habe; sie müsse in Zukunft Asylsuchenden geöffnet werden.
Wie ein großer Anlauf kleinlaut endet: das Schicksal der Aufführung ist auch diesmal wieder im Programmheft vorgezeichnet. Da holt Dramaturg Burkhard Mauer vielversprechend aus, riskiert eine vehemente Polemik gegen "eine zum Spießertum verflachte Aufklärung", der zu Shakespeare und "Macbeth" nicht mehr eingefallen sei als "das Schlagwort vom Menschlichen’ mit den Beiworten ‚allgemein‘ und ewig’".
Seit Wochen kämpfen in Zypern Griechen mit Griechen. Anhänger des Eoka-Helden Grivas, die der Insel zum Anschluß an Griechenland verhelfen wollen, werfen Bomben gegen das Gefolge des Erzbischofs Makarios, dem Zyperns Unabhängigkeit über alles geht.
In Wien krepierte Boris an seiner Karriere, in München starb Boris für die Revolution. Erwin Axer, der Regisseur im Akademietheater, ließ den Boris sich zu Tode fressen: Bruno Dallansky hockte bei dem Geburtstagsfest, das seine beinlose Gattin und Herrin ("die Gute") ihm zu Ehren veranstaltete, stumpf, wie abwesend, unter seinen Krüppelgenossen aus dem Asyl; allein eine riesige rote Torte auf dem Tisch weckte noch seine Neugier – er riß sie in zwei kolossale Hälften auseinander und fraß dann abwechselnd aus beiden Händen.
Heinrich Heine wäre am 13. Dezember 175 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlaß verlieh die Stadt Düsseldorf ihren neugeschaffenen Heine-Preis an Carl Zuckmayer.
Bedeutsam der Anfang: Ein Mann vor einem Mädchenheim, Schritte auf dem Pflaster, zwei Korn und ein Bier in der Pinte, ein bißchen Mut angetrunken, noch einmal die Patrouille vor dem Heim, Blicke zu den erleuchteten Fenstern empor, irgendwo da oben muß ihr Zimmer sein.
Nachdem der Senator der Hamburger Arbeits- und Sozialbehörde, Ernst Weiß, ihn vor einigen Tagen in einer Pressekonferenz skizzierte (siehe DIE ZEIT Nr.
Am 3. April 1969, einem Gründonnerstag, fuhr der Major der Bundeswehr, Hans-Joachim Kruse, Taktiklehrer an der Heeresoffiziersschule in Hamburg-Wandsbek, mit einem Volkswagen über den Grenzkontrollpunkt Lauenburg in die DDR und bat dort um politisches Asyl.
Die brasilianische Regierung trifft alle Vorbereitungen, um (nur) 51 der 76 von den Entführern benannten politischen Häftlinge im Umtausch für den entführten Schweizer Botschafter Giovanni Bucher freizulassen.
Der blutige Bürgerkrieg in Jordanien ist vorläufig beendet. Trotz widersprüchlicher Berichte über einzelne weitere Gefechte schienen sich Regierungstruppen und Freischärler an das Waffenstillstandsabkommen zu halten, das am Freitag durch Vermittlung des sudanesischen Staatschefs el Numeiri zwischen Yassir Arafat, dem Chef der Palästinenser, und König Hussein zustande gekommen war.
Bei manchen Schriftstellern ist das Talent in der Gallenblase lokalisiert. Zu ihnen gehört Stefan Heym. Ob er sich in Büchern oder in Zeitungsartikeln äußert, seine größte Wirkung erzielt Heym immer dann, wenn er als Provokateur daherkommt.
Zugegeben, daß Premieren gewöhnlich unerträglich und eine Verhöhnung der Kunst sind", sagt Alexander Blok, und Thomas Bernhard zitiert den Satz als Motto vor seinem Stück "Ein Fest für Boris".
Ort der Handlung: eine ärmliche Behausung im Staate Mississippi. Hier lebt Nelly mit ihren drei Kindern, ohne Mann, seit vierzehn Jahren von knapp 500 Dollar im Jahr.
Eine Woche nach dem Machtwechsel in Kambodscha liegt die Zukunft des Landes "weiter im Ungewissen. Während der zum provisorischen Staatsoberhaupt ernannte Präsident der Nationalversammlung, Cheng Heng, versicherte, Kambodscha werde an seiner Politik der Neutralität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität festhalten, bezeichnete der vom Kronrat und der Nationalversammlung gestürzte Staatschef Prinz Sihanouk seine Absetzung als verfassungswidrig.
Die jüngste Episode in der internationalen Fortsetzungsserie "Entführung in den Wolken" war eigentlich München zugedacht. Weil aber das Benzin nicht reichte, landete die polnische Verkehrsmaschine Antonov 24 b mit den beiden Entführern Romuald Zolotucho und Wieslaw Szymankiewicz am Donnerstag voriger Woche auf dem Flughafen Wien-Schwechat.
Seit Monaten beklagt der Kölner Untersuchungshäftling Heinz Sütterlin, der van der Bundesanwaltschaft des Landesverrats zugunsten der Sowjetunion bezichtigt wird, er werde über Gebühr in Untersuchungshaft gehalten.
Im Alter von 83 Jahren starb 1957 in Kronberg im Taunus Friedrich Stampfer, der langjährige Chefredakteur des sozialdemokratischen Parteiorgans "Vorwärts" und Mitglied des Parteivorstandes.
In Heidelberg ist wenigstens äußerlich wieder Ruhe eingekehrt (über die Unruhe berichteten wir in der ZEIT vom 17. Januar). Das Institut für Politische Wissenschaft ist wieder geöffnet, die "Störungen" lassen an Häufigkeit und Intensität nach, niemand hält eine Schließung für aktuell.
Dem heiligen Wenzel hat man die blau-rotweiße Fahne aus der Hand genommen. Schwarz weht über dem Platz, der seinen Namen trägt, der Zentrum des Landes war, seines Zorns, seiner Verzweiflung, seines Widerstandes – und nun seiner Resignation.
Die Aggressionen in Vietnam seien ein schändlicher Völkermord, "aber dies vermindert in keiner Weise die folgenschwere Bedeutung der sowjetischen Haltung gegenüber der Tschechoslowakei, und dies um so mehr, als es sich um ein verbündetes Land handelt", urteilt der Philosoph Jean Paul Sartre.
Antonio Arguedes, bolivianischer Innenminister, der dem kubanischen Diktator Castro eine Fotokopie des Tagebuchs von Ché Guevara zugespielt haben soll, flüchtete nach Chile, erhielt dort aber kein politisches Asyl.
Israel hat derzeit Hochkonjunktur. Der Krieg vom letzten Juni, dann das zwanzigjährige Staatsjubiläum boten Anlaß, auch zwanzigjährige tigen, die Hülle und Fülle, sich diesem Staat an der Scheidelinie zwischen Europa und Asien zu widmen.
Tahar Zbiri (37), Oberst, einst Mitglied des Revolutionsrats in Algerien und Stabschef der Armee, der im Dezember vorigen Jahres einen Aufstand gegen Staatspräsident Boumedienne angezettelt hatte, bat in Tunesien um politisches Asyl.
Mit Kundgebungen, Briefen, – Anrufen und Telegrammen setzten die Notstandsgegner Bonn unter Druck. In einer Atmosphäre kritischer Spannung begann der Deutsche Bundestag die dritte Lesung der Notstandsgesetzgebung.
Zwei Ereignisse haben in der jüngsten Zeit die Aufmerksamkeit breiterer Kreise auf das Schicksal der deutschen antihitlerischen Emigration gelenkt: der Luxemburger Kongreß der ehemaligen Emigranten und das sensationelle Auftauchen des Prager Exilarchivs der SPD aus den Jahren 1933 bis 1938 in Schweden.
Um fünf Uhr morgens werden in der Kneipe die Stühle auf die Tische gestellt, reduziert die müde Kellnerin die ohnehin dämmerige Beleuchtung auf ein Minimum, werden die letzten Gläser und die letzten Gäste eingesammelt.
Du mußt den Arm fester abbinden, dann kriegst du gleich den ersten Bommerlunder raus", ermunterte ein Mann, der gegen Mitternacht in die Revierwache 14 gebracht worden ist, den Arzt, der ihm eine Blutprobe entnehmen muß.