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: Asyl

J.M-M.: Pauv’ pti’ Père

"Oh, nein", erwiderte im Café ein anderer Gast meinem Nachbarn am Tisch und ließ die Zeitung mit der packenden Reportage über den Fall von Lyon sinken: "Die Mädchen von Lyon haben ja nichts angegriffen.

Der Volksheld in der Verbannung

Ende September 1974 trat General Antonio de Spinola, portugiesischer Staatspräsident und Volksheld, von seinem Amt zurück, weil er nicht mitschuldig werden wollte, "unter der Flagge einer falschen Freiheit neue Formen der Sklaverei vorzubereiten".

Ein Asyl-Land für Anarchisten?

Am weitesten ist hierzulande die Meinung verbreitet, daß die Häftlinge in Aden "auf Verständnis" hätten rechnen können; daß der Terrorismus der Deutschen mit den "revolutionären Umtrieben im Südjemen" artverwandt sei und daß die fünf aus brüderlicher Verbundenheit willkommen geheißen worden seien.

Erpreßt in alle Ewigkeit?

Peter Lorenz lebt und ist frei. Die Rechnung der Krisenmanager ist aufgegangen. Das Volk, so ergab die erste Umfrage, ist mit der Handhabung des Falles einverstanden: 31 Prozent nur plädierten für Härte, 56 Prozent indes für Nachgeben, trotz aller ohnmächtigen Wut über das makabre Schauspiel.

Kritik in Kürze

"Phaicon 1, Almanach der phantastischen Literatur", herausgegeben von Rein A. Zondergeld. "Das Weltall als Asyl für schwachsinnige, aber auch für bedürftige Literaten Von wem stammt dieser Hieb gegen Science Fiction? Vom berühmten SF-Autor Stanislaw Lem persönlich in seinem hervorragenden Essai, der Tzvetan Todoroffs Theorie des Phantastischen zerpflückt, aber über diesen Anlaß hinaus von hohem Interesse ist wie auch andere Aufsätze in diesem neuen Almanach.

Zu arm für den Untergrund

Ein deutsches Wort beherrscht José T. perfekt: "Scheiße." Und "Sch..." ist für den 31jährigen chilenischen Lehrer, der in einer norddeutschen Großstadt Aufnahme und Arbeit gefunden hat, in der Bundesrepublik so ziemlich alles – die Preise, die Wohnungen – "Was glauben die, wer ich bin? Krösus?" –, die Nachbarn, die Arbeitskollegen, die "verdammte Sprache".

Theater: "Macbeth" und "Vögel" in Berlin : Verschleiert, verschwendet

Wie ein großer Anlauf kleinlaut endet: das Schicksal der Aufführung ist auch diesmal wieder im Programmheft vorgezeichnet. Da holt Dramaturg Burkhard Mauer vielversprechend aus, riskiert eine vehemente Polemik gegen "eine zum Spießertum verflachte Aufklärung", der zu Shakespeare und "Macbeth" nicht mehr eingefallen sei als "das Schlagwort vom Menschlichen’ mit den Beiworten ‚allgemein‘ und ewig’".

Entgiftung der griechisch-türkischen Beziehungen? : Noch glimmt auf Zypern die Glut

Seit Wochen kämpfen in Zypern Griechen mit Griechen. Anhänger des Eoka-Helden Grivas, die der Insel zum Anschluß an Griechenland verhelfen wollen, werfen Bomben gegen das Gefolge des Erzbischofs Makarios, dem Zyperns Unabhängigkeit über alles geht.

Theater: "Fest für Boris" : Heldentod an der Trommel

In Wien krepierte Boris an seiner Karriere, in München starb Boris für die Revolution. Erwin Axer, der Regisseur im Akademietheater, ließ den Boris sich zu Tode fressen: Bruno Dallansky hockte bei dem Geburtstagsfest, das seine beinlose Gattin und Herrin ("die Gute") ihm zu Ehren veranstaltete, stumpf, wie abwesend, unter seinen Krüppelgenossen aus dem Asyl; allein eine riesige rote Torte auf dem Tisch weckte noch seine Neugier – er riß sie in zwei kolossale Hälften auseinander und fraß dann abwechselnd aus beiden Händen.

Gebete im Exil

Behutsam wie ein Krankenpfleger nahm der Papst den erschöpften fast Achzigjährigen an die Hand und führte ihn aus der Sixtinischen Kapelle.

Spiel auf einer Saite

Bedeutsam der Anfang: Ein Mann vor einem Mädchenheim, Schritte auf dem Pflaster, zwei Korn und ein Bier in der Pinte, ein bißchen Mut angetrunken, noch einmal die Patrouille vor dem Heim, Blicke zu den erleuchteten Fenstern empor, irgendwo da oben muß ihr Zimmer sein.

Waffenruhe in Jordanien

Der blutige Bürgerkrieg in Jordanien ist vorläufig beendet. Trotz widersprüchlicher Berichte über einzelne weitere Gefechte schienen sich Regierungstruppen und Freischärler an das Waffenstillstandsabkommen zu halten, das am Freitag durch Vermittlung des sudanesischen Staatschefs el Numeiri zwischen Yassir Arafat, dem Chef der Palästinenser, und König Hussein zustande gekommen war.

Ein Ferment der Zersetzung

Bei manchen Schriftstellern ist das Talent in der Gallenblase lokalisiert. Zu ihnen gehört Stefan Heym. Ob er sich in Büchern oder in Zeitungsartikeln äußert, seine größte Wirkung erzielt Heym immer dann, wenn er als Provokateur daherkommt.

Aus Arbeitslosen und Unterbezahlten rekrutiert sich die Armee der vierunddreißig Millionen Armen in den Vereinigten Staaten. Sie stehen im Schatten der amerikanischen Wohlstandsgesellschaft : Die große Armut in den USA

Ort der Handlung: eine ärmliche Behausung im Staate Mississippi. Hier lebt Nelly mit ihren drei Kindern, ohne Mann, seit vierzehn Jahren von knapp 500 Dollar im Jahr.

Kambodschas Zukunft im Ungewissen

Eine Woche nach dem Machtwechsel in Kambodscha liegt die Zukunft des Landes "weiter im Ungewissen. Während der zum provisorischen Staatsoberhaupt ernannte Präsident der Nationalversammlung, Cheng Heng, versicherte, Kambodscha werde an seiner Politik der Neutralität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität festhalten, bezeichnete der vom Kronrat und der Nationalversammlung gestürzte Staatschef Prinz Sihanouk seine Absetzung als verfassungswidrig.

KRITIK IN KÜRZE

"Beschreibung eines Kampfes", Erzählung von Franz Kafka, zwei Fassungen, herausgegeben von Max Brod, Textedition von Ludwig Dietz.

Auswege an Universitäten: : Heidelberger Assistenten finden Kompromisse

In Heidelberg ist wenigstens äußerlich wieder Ruhe eingekehrt (über die Unruhe berichteten wir in der ZEIT vom 17. Januar). Das Institut für Politische Wissenschaft ist wieder geöffnet, die "Störungen" lassen an Häufigkeit und Intensität nach, niemand hält eine Schließung für aktuell.

Nach dem Widerstand: Resignation breitet sich aus – Dubček kämpft noch um die kleine Freiheit : Nacht über Prag

Dem heiligen Wenzel hat man die blau-rotweiße Fahne aus der Hand genommen. Schwarz weht über dem Platz, der seinen Namen trägt, der Zentrum des Landes war, seines Zorns, seiner Verzweiflung, seines Widerstandes – und nun seiner Resignation.

ZEITMOSAIK

Die Aggressionen in Vietnam seien ein schändlicher Völkermord, "aber dies vermindert in keiner Weise die folgenschwere Bedeutung der sowjetischen Haltung gegenüber der Tschechoslowakei, und dies um so mehr, als es sich um ein verbündetes Land handelt", urteilt der Philosoph Jean Paul Sartre.

Namen der Woche

Antonio Arguedes, bolivianischer Innenminister, der dem kubanischen Diktator Castro eine Fotokopie des Tagebuchs von Ché Guevara zugespielt haben soll, flüchtete nach Chile, erhielt dort aber kein politisches Asyl.

Aus Feuertaufe und Not

Israel hat derzeit Hochkonjunktur. Der Krieg vom letzten Juni, dann das zwanzigjährige Staatsjubiläum boten Anlaß, auch zwanzigjährige tigen, die Hülle und Fülle, sich diesem Staat an der Scheidelinie zwischen Europa und Asien zu widmen.

Namen der Woche

Tahar Zbiri (37), Oberst, einst Mitglied des Revolutionsrats in Algerien und Stabschef der Armee, der im Dezember vorigen Jahres einen Aufstand gegen Staatspräsident Boumedienne angezettelt hatte, bat in Tunesien um politisches Asyl.

Von ZEIT zu ZEIT

Mit Kundgebungen, Briefen, – Anrufen und Telegrammen setzten die Notstandsgegner Bonn unter Druck. In einer Atmosphäre kritischer Spannung begann der Deutsche Bundestag die dritte Lesung der Notstandsgesetzgebung.

Prag – Asyl der Ausgestoßenen

Zwei Ereignisse haben in der jüngsten Zeit die Aufmerksamkeit breiterer Kreise auf das Schicksal der deutschen antihitlerischen Emigration gelenkt: der Luxemburger Kongreß der ehemaligen Emigranten und das sensationelle Auftauchen des Prager Exilarchivs der SPD aus den Jahren 1933 bis 1938 in Schweden.

Student und Politik

Elf von fünfunddreißig deutschen Studentenausschüssen (AStA) lehnten die Teilnahme an der Zehnjahresfeier des Wissenschaftsrates ab.

Was tut die Polizei, wenn sie nicht Studenten prügelt? – Ein Plädoyer für die tüchtigen Beamten : Drei spielen "mal Bullen ärgern"

Du mußt den Arm fester abbinden, dann kriegst du gleich den ersten Bommerlunder raus", ermunterte ein Mann, der gegen Mitternacht in die Revierwache 14 gebracht worden ist, den Arzt, der ihm eine Blutprobe entnehmen muß.

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