Noch vor wenigen Wochen glaubten wir, den alten Preis mindestens ein weiteres halbes Jahr halten zu können. Aber in diesen Tagen mußten wir die Rechnung aufmachen: Die Papierpreise sind um etwa 20 Prozent gestiegen, die Lohn- und Gehaltserhöhungen im Laufe dieses Jahres wirken sich aus, eine Erhöhung der Postzeitungsgebühren steht bevor.
Die deutschen Apologeten des Militärputsches in Chile sind, zwei Monate nach dem gewaltsamen Tod von Staatspräsident Allende, in außerordentliche Bedrängnis geraten.
Eigene Ungeduld und ein gütiges Geschick haben der Christlich Demokratischen Union in diesem Herbst Bundestagswahlen versagt, sonst wäre eine verblüffende Konstellation womöglich Wirklichkeit geworden.
Was Bonn betrifft: Den Amerikanern wegen ihrer Waffenlieferungen an Israel erst einen Protest um die Ohren zu schlagen und ihnen dann zu versichern, daß dergleichen in Zukunft nicht mehr vorkommen werde, ist inkonsequent.
Der Bahr, der gehört an die Wand gestellt!" empörte sich die junge Frau, die am Freitag der vergangenen Woche in der Schlange vor dem Westberliner Besucherbüro am Waterloo-Ufer stand.
Bundeskanzler Brandt ist von dem Neubau seines Amtssitzes, mit dem Anfang Dezember begonnen wird, direkt betroffen. Um dem Baulärm zu entgehen, wird er demnächst sein Dienstzimmer im Palais Schaumburg räumen und mit seinen engsten Mitarbeitern in den Bungalow im Park des Kanzleramtes umziehen.
„Der CDU hilft es auch nicht weiter, wenn sie uns an jeder Ecke Liebesschwüre zuflüstert. Ebensowenig übrigens der SPD, wenn sie versucht, ihren eigenen Familienkrach in unserem Haus auszutragen.
Die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel sind von besonderer Art – auch die finanziellen Beziehungen. Sie reichen von der globalen und individuellen Wiedergutmachung für Opfer und Schäden durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, über die einige Jahre lang geleistete Waffenhilfe und die immer enger werdenden Wirtschaftsbeziehungen bis zur Kapitalhilfe.
Es war ein typischer Kissinger-Kompromiß. In einer Situation trügerischer Waffenruhe an der Suezfront hat er beide Kampfhähne zu überreden vermocht, ein gemeinsames Dokument zu unterschreiben, das jedem erlaubt, sein Gesicht zu wahren.
Der Vorschlag von Bundespostminister Horst Ehmke, die Postgebühren drastisch zu erhöhen, hat helle Empörung in der Öffentlichkeit und starken Widerstand in der SPD-Fraktion hervorgerufen: Ehmke habe den Grundsätzen der Stabilitätspolitik in einem höchst unpassenden Zeitpunkt zuwidergehandelt.
Die ersten vier Sitzreihen unter dem Podium in der Rhein-Main-Halle waren für Gäste der Kategorie "very important" und "namentlich zu nennen" reserviert.
Neben mancherlei anderen, für Liberale geeigneten Erkenntnissen aus dem Fundus der Dichter und Denker hielt Walter Scheel für den FDP-Parteitag auch eine Sentenz Jean Amerys bereit: "Der moderne Liberale", so zitierte er den französischen Philosophen, "vertraut nur seiner Vernunft, aber er traut ihr nicht über den Weg.
„Es ist überhaupt kein Zweifel, daß die DDR im Augenblick dabei ist, ihren Kurs zu verschärfen, und das bedeutet, daß sie die Vereinbarungen, sagen wir einmal, strapaziert, die getroffen worden sind .
Länger als mit jedem anderen ausländischen Besuchender letzten Jahre – drei Stunden – unterhielt sich der chinesische Parteiführer Mao Tse-tung am Dienstag mit dem amerikanischen Außenminister Kissinger bei dessen sechstem China-Besuch.
Nach Ansicht der Regierung in Saigon hat der „dritte Krieg in Südvietnam“ begonnen. Ein Regierungssprecher erklärte, die kommunistische Seite habe ihre Aktivität „von kleinen Angriffen, denen keiner Beachtung schenkt, zu immer größeren Operationen“ verstärkt.
Die Atmosphäre des "Kalten Krieges", der schwachsinnigen antisowjetischen und antiwestlichen Propaganda begünstigte in der Sowjetunion keineswegs die Bewältigung der Überreste des stalinschen Totalitarismus und die Verwirklichung demokratischer: Reformen.
Die Düsseldorfer Altstadt, seit anderthalb Jahrzehnten ein Platz des sauberen Amüsements, als längste Theke der Welt und nimmermüder Magnet für alle Unternehmungslustigen von Bochum bis Bonn gepriesen, ist ins Gerede geraten.
Es ist allerdings eine respektable Mauer: Acht Kilometer ist sie lang, übermannshoch, und dahinter verbergen sich Düfte von Welt: Die Mauer umspannt den Hausgarten der 4711-Besitzer Mehl-Mülhens und den Turf ihrer Pferdezuchtanstalt Röttgen.
In einem der letzten Hochsommer, nachdem wieder tonnenweise tote Fische den württembergischen Neckar hinuntergetrieben waren, Deutung sich der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger zu einer legendären Deutung des skandalösen Vorganges: „Nur die dummen Fische“, so der Regierungschef entschuldigend, seien ja am Sauerstoffmangel des heißen Oberflächenwassers zu Grund gegangen.
Zu einem Nachfolger von Gandhi und Graf von Stauffenberg stilisierte sich der Mauerklopfer, Farbbeutelwerfer, Fallschirmspringer und Selbstentführer Professor Berthold Rubin (62) vor den Schranken des erweiterten Bonner Schöffengerichts empor.
Seit Juli 1972 ermittelt Hamburgs Staatsanwaltschaft gegen drei Ärzte, die aus dem Dienst im Zentralkrankenhaus des Untersuchungsgefängnisses (UG) fristlos entlassen worden waren – wegen des Verdachts der Begünstigung einer kriminellen Vereinigung.
Wenn die Entwicklung einer Wissenschaft nach der Anzahl, der veröffentlichten Lexika und Wörterbücher, zu beurteilen wäre, so wäre es um die, Soziologie nicht übel bestellt.
Es muß eine merkwürdige Anziehungskraft von dem kleinen dünnen weißen Stab ausgehen: Immer wieder reizt es Solisten, Geiger, Pianisten, Cellisten, den Taktstock in die Hand zu nehmen und selber ein Orchester zu dirigieren.
Der welterlöserische Edenismus der sechziger Jahre hatte wenigstens für mich einen sauren Beigeschmack: Er wiederholte noch einmal den ersten Akt eines Stückes der Desillusion.
Von selber würde ein Museumsdirektor oder Kunstvereinsleiter heute wohl kaum auf die Idee kommen, eine Ausstellung "Kunst in Deutschland 1898–1973" auf das Programm zu setzen.
Die Lobby wußte es von Anfang an: Das neue Verfahren bringt Vorteile, darum ist es gut, also müssen wir es haben. Gesucht wurde nur jemand, dem man den Schwarzen Peter, er hemme die Entwicklung in entscheidender Weise, zuschieben konnte, um ihn dann zu entlarven und zu beschimpfen – so geschehen bei einem Hearing, veranstaltet von dem "unabhängigen Verbrauchermagazin" DM.
Doch nach dem ersten Schock begann man sich zu fragen, ist das Ende nicht ein wenig ungewiß? Wird es eine Fortsetzung geben? Wir sind diesen Fragen nachgegangen.
"Der Köhler" von Mohamed Bouamari. Vor zehn Jahren hat der Köhler Belkacem für die Befreiung Algeriens gekämpft, heute lebt er fernab der Zivilisation mit seiner Familie ein ärmliches, archaisches Leben, in dem die Zeit stillzustehen scheint.
Während viele deutsche Bühnen noch immer gar nicht so schlecht von englischen Importen leben, scheint die Flut der dramatischen Talente, die England seit jener denkwürdigen Uraufführung von John Osbornes "Blick zurück im Zorn", im Mai 1956, erlebt hat, verebbt; die große Zeit der Pinter und Wesker, der Stoppard und Storey, der Arden und Bond scheint vorüber.
Eine neue Serie von Stilleben, 15 Blätter aus den Jahren 1970 bis 1972, die Essenz jahrzehntelanger Erfahrungen. Nicholson vereinigt in seinen Stillleben konträre Qualitäten, realistische und rein konstruktive Tendenzen, ihm gelingt das Unwahrscheinliche: die Synthese von Morandi und Mondrian.