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Ausgabe Nr. 18/1973

DIE ZEIT

Rücksichtslos

Frankreich will der Großmannssucht des ugandischen Präsidenten zum notwendigen Militärputz verhelfen. Es will ihm Waffen liefern.

Nicht ohne Netz

Auf der weltpolitischen Bühne werden die Versatzstücke für den nächsten Akt zurechtgerückt. Nixon, Breschnjew, auch Bundeskanzler Brandt scheinen sich zunächst einmal überzeugen zu wollen, daß die Bretter auch tragen, ehe sie die Entspannungshandlung vorantreiben.

Blinder Eifer

Religiöser Fanatismus war schon immer von Übel. Libyens Oberst Ghaddafi aber lebt davon. Für ihn, der sich wie ein Mohammedaner aus dem Mittelalter aufführt, ist die Welt erst heil und in Ordnung, wenn allein die Regeln des Korans gelten.

Zeitspiegel

Mit Beginn des nächsten Jahres soll auch die CDU-Postille Deutsches Monatsblatt vom Zeitungs- auf Magazin-Format umgestellt werden.

Die Dämme des Schweigens barsten

Die vom Weißen Haus zehn Monate um den Watergate-Skandal aufgetürmten Dämme des Schweigens und Vertuschens sind geborsten. Jeden Tag flutet jetzt der Schwall von Geständnissen, Enthüllungen, neuen Verdächtigungen, halben und ganzen Dementis und Beschwichtigungen auf die amerikanische Öffentlichkeit ein.

Ein Skandal erschüttert Amerika: Watergate. Auch die Glaubwürdigkeit des Präsidenten hat gelitten – und seine Popularität bei den Amerikanern. : Richard Nixons siebte Krise

Krisen, so heißt es, sind ein Lebenselexier Richard Nixons, sie stimulieren ihn, spornen ihn zu Höchstleistungen an. Nixon selber hat dieser Behauptung von Freund und Feind nie widersprochen.

Südasien : Poker um Menschen

Die Repatriierungen in Südasien kommen nicht in Gang. Sechzehn Monate nach dem bengalischen Unabhängigkeitskampf und dem indisch-pakistanischen Krieg hoffen 550 000 Menschen in drei Ländern auf Umsiedlung oder Heimkehr: 90 000 Pakistani leben in indischer Kriegsgefangenschaft; 200 000 Bengalen hält Pakistan zurück; 260 000 Biharis, eine ethnische Minderheit in Bangla Desh, streben die Übersiedlung nach Pakistan an, für das sie optiert haben.

Sicherheitsrat rügt Israel

Der Weltsicherheitsrat hat am Wochenende "die wiederholten militärischen Angriffe" Israels gegen den Libanon verurteilt, zugleich aber auch "alle Gewalttaten, die das Leben unschuldiger Menschen gefährden können".

Eine neue Atlantik-Charta

Henry Kissinger, der außenpolitische Berater des amerikanischen Präsidenten Nixon, hat die Europäer am Montag aufgefordert, zusammen mit den Vereinigten Staaten noch vor der Präsidentenreise nach Europa eine "neue Atlantik-Charta" zu entwerfen.

Geld gegen Schuld

Warschau vor dreißig Jahren: Im größten Judengetto, das Deutsche in Europa aufgebaut hatten, brach der Aufstand gegen die Mörder aus.

Giftpilz der Republik

Keine Erinnerung vom Anfang meiner Studentenzeit ist mir so lebendig geblieben wie der Märztag 1920, als ich dem Höhepunkt des Erzberger-Helfferich-Prozesses vor dem Landgericht Berlin I beiwohnte.

Abroad • Del extranjero • De l’étranger : Schwedische Konkurrenzen

Ein schwedischer Film aus dem Jahre 1937, "Pension Paradiset", hatte kürzlich großen Erfolg im Fernsehen. Die Kritiker sprachen begeistert von einem "Klassiker", obwohl dem Film bei seiner Uraufführung vor fünfunddreißig Jahren nur mit sehr geteiltem Beifall begegnet worden war.

Zeitmosaik

Ssechsundsiebzigjährig ist in Ostberlin Elisabeth Hauptmann gestorben, die in vielen Stücken Brechts als Mitverfasserin erscheint und die, soviel ist sicher, neben der in Moskau verstorbenen Margarete Steffin die wichtigste Mitarbeiterin Brechts war.

Filmtips

"Der letzte Tango in Paris" von Bernardo Bertolucci. "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" von Luis Bunel. "Vor Einbruch der Nacht" von Claude Chabrol.

Kunstkalender

Den Namen Hofkunst hat ihm sein Freund Peter Bichsel erfunden, als er mit ihm literarisch auf der transsibirischen Bahn nach Wladiwostok fuhr.

Dunja küßt nicht

Der sowjetische Film "Der Postmeister" von S. Solowjow, so hieß es, schließe sich weit enger an Puschkins Erzählung an als der Ufa-Film gleichen Namens von 1940 (Gustav Ucicky), in welchem Heinrich George die Titelrolle, Hilde Krahl die zweitwichtigste Figur verkörperte, des Postmeisters Tochter Dunja, die die durchreisenden unbeherrscht-herrischen und zu Gewaltsamkeiten ausholenden Männer in Sekundenschnelle in gehorsame Lämmchen verwandelt: dank ihrem Liebreiz.

Theater: Karsunke-Uraufführung in Tübingen : Schmissiger Bauernkrieg

Am Tübinger Landestheater, einem sonst eher unscheinbaren Bühnchen, war jetzt eine veritable Uraufführung zu besichtigen. Das Theater hatte beim Berliner Schriftsteller Yaak Karsunke ein Stück über den Schwäbischen Bauernkrieg von 1525 in Auftrag gegeben; das Stück sollte in Schwaben spielen, sozusagen unter den Vorfahren der Leute, vor denen das Tübinger Theater spielt, wenn es im Lande herumreist, Eigentlich ein hübscher Gedanke, und ein listiger dazu.

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