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Ausgabe Nr. 40/1950

DIE ZEIT

Jäger ohne Flinten

Im Juni dieses Jahres erließ die Hohe Kommission eine Verordnung, mit der sie den Deutschen Erwerb, Besitz und Gebrauch von Jagdwaffen wieder gestattete.

Vorbild Katyn

Wenn die Kriegsverbrecherprozesse geführt wurden, um der Verhinderung von Kriegen oder auch nur der Humanisierung der Kriegführung zu dienen, dann muß man leider heute schon sagen, daß dieser Zweck völlig verfehlt worden ist.

Stalins Kindersegen

Als "krönenden Abschluß der fortschrittlichen Gesetzgebung" verabschiedeten in der vergangenen Woche beide Kammern der Sowjetzone einstimmig ein "Mutter- und Kinderschutzgesetz".

Deutschlands Mitte

Er möge den Begriff "Vorposten" für Berlin nicht, sagte Bundespräsident Heuss, als das Inkrafttreten der neuen Berliner Verfassung am Sonntagmorgen in Berlin gefeiert wurde.

Ein doppeltes Come-back

Als Henri Demant 1859 angesichts des Elends der Verwundeten auf dem Schlachtfeld von Solferino den Gedanken einer die Heere und die Völker überwölbenden Hilfsorganisation faßte, konnte er noch nicht ahnen, daß hundert Jahre später seine Gründung, das "Rote Kreuz", in den Ruf kommen werde, eine Institution des Militarismus zu sein.

DIE WOCHE

Mehrere südkoreanische Divisionen überschritten den 38. Breitengrad und stießen in das nordkoreanische Gebiet vor. "Der organisierte Widerstand des Feindes hat aufgehört", erklärte der Kommandeur der Bodentruppen, General Walker, auf einer Pressekonferenz.

Sonderfriede für Japan

Der Wechsel Johnson–Marshall hat seine erste außenpolitische Konsequenz gezeigt: Präsident Truman hat das State Department angewiesen, neue Wege für einen Friedensschluß mit Japan vorzubereiten.

Das Geheimnis um Noel Field

Als das Zentralkomitee der SED vor vier Wochen sieben prominente Funktionäre der Ostzone "wegen Verbindung mit dem amerikanischen Spionageagenten Noel Field und wegen umfangreicher Hilfe für den Klassenfeind" aus der Partei ausschloß und vier weitere ihrer Ämter enthob, lag sogleich die Vermutung nahe, daß sich an dieses Verfahren ein Strafprozeß anschließen werde.

Notizen

Kasimir Edschmid, . der bekannte deutsche Schriftsteller, wird am 5. Oktober 60 Jahre alt. Aus diesem Anlaß bringen seine jetzigen Verlage (August Bagel, Düsseldorf, und Kurt Desch, München) ein Widmungswerk "Buch der Freunde" heraus, zu dem 35 Gratulanten Beiträge lieferten.

Tumult in Österreich

Als am 26. September in Österreich das neue "Lohn- und Preisabkommen" verkündet wurde (ohne daß die davon untrennbare Frage des Wechselkurses, der Mietzinsregelung und anderer Probleme geklärt worden wäre), kam es zu Unruhen.

Der Rückblick

Es würde wohl für jeden ein verzweifelter Mut dazu gehören, die eigenen Leistungen nach Jahren Revue passieren zu lassen. Wer könnte schon mit sich zufrieden sein? Der deutsche Film hat in der "Woche des deutschen Films" diesen Rückblick in aller Öffentlichkeit gewagt.

Frauen in New York

Es soll nicht selten vorkommen, daß die Männerim Parkett, junge und auch ältere Häupter, wenigstens solange die verzaubernde Dunkelheit dort unten währt, für eine der weiblichen Gestalten auf der Bühne erglühen und dem Romeo die Küsse neiden, die er von Julia empfängt.

Die Vergessenen

Ernst Nebhut und just Scheu haben uns erst vor wenigen Monaten den köstlichen "Mann mit dem Zylinder" geschenkt. Jetzt kommt uns Nebhut tiefsinnig, und Just Scheu beeilt sich, den Tiefsinn seines Freundes wirksam in Szene zu setzen.

Shaw im Studio

Bernard Shaws späte Komödien sind, nicht anders als die Werke seiner klassischen Zeit, den Avantgardisten des Theaters um ein Jahrzehnt voraus.

Das humanistische Landschulheim

Vom 4. bis 8. Oktober findet in Hamburg die erste Bundestagung des Verbandes deutscher Schullandheime statt. Der Göttinger Physiker, als wissenschaftlicher Forscher wie als Philosoph gleich angesehen, nimmt das Wort zu zwei Fragen, deren innerer Zusammenhang zumeist nicht gesehen wird.

Auswechselbar

Wenn das Regime wechselt, werden alle Schulgeschichtsbüchcr Makulatur. Das war in Deutschland 1918 so, und dann wieder 1933 und 1945.

Geistesleben wie Marschmusik

Die tschechischen Zeitungen schenken plötzlich dem Geistesleben in der Tschechoslowakei große Aufmerksamkeit. Da heißt es, daß die Schriftsteller zu den wichtigsten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehören und daß ihre Leistungen von hoher Bedeutung für die Entwicklung dies Volkes seien.

Der Taucher

Die Liebe meiner Verlobten Luise zu mir erkältete, als sie Erich Bruch kennenlernte. Erich Bruch war Flieger a. D. Ich war Angestellter bei einem Konkursverwalter.

So leicht ist es doch nicht

In Köln fand dieser Tage ein großer Bilderfälscherprozeß statt. Das Tribunal wurde zu einer ansehnlichen Ausstellung moderner Kunst mit echten Werken von Schmidt-Rottluff, Kirchner, Campendonk, Otto Mueller (allerdings als Heckel signiert) und Max Pechstein (Palau-Triptychon).

Engpaß Nr. 1

Der deutsche Kohlenmarkt hat sich sprunghaft verändert: Das schon bedenkliche Anwachsen der Haldenbestände an unverkäuflich gebliebenen Kohlen und Koks bis über 2 Mill.

Berliner Tatsachen

"Man" trifft sich in Berlin dieser Tage zur ersten, friedenswürdigen "Deutschen Industrie-Ausstellung Berlin 1950". Diese wirtschaftliche Repräsentation wirkt auf die Augen.

Wie wird diesmal finanziert?

In unserem Aufsatz "Warum Rüstungsboom?" "Die Zeit" v. 28. 9. 50) haben wir festgestellt, daß der im Zusammenhang mit der Durchführung des neuen Rüstungsprogramms der westlichen Welt direkt oder indirekt (durch Weiterverwendung der Rüstungsverdienste.

Optimismus in Italien

Mit den Ereignissen in Korea ist auch in der italienischen Wirtschaft ein Konjunkturumschwung eingetreten. Da in Italien noch große Möglichkeiten weiterer Produktionsexpansion bestehen, sind die verantwortlichen Wirtschaftskreise überzeugt, daß eine Rüstungsproduktion für die Landesverteidigung, wie sie im Friedensvertrag vorgesehen ist, keinen Anlaß für Verbrauchseinschränkungen bieten wird.

Kein "herrenloses Eigentum"

In Österreich regt sich das Gewissen wegen der Behandlung des "Deutschen Eigentums", Die Äußerungen einer besseren Stimme haben sich allerdings eine Verspätung von fünf Jahren auferlegt und sind gewiß nicht ganz selbstlos.

Schnellere Züge

Der am 8. Oktober in Kraft tretende Winterfahrplan wird lediglich eine Anpassung an die veränderten Bedürfnisse des Winterverkehrs bringen.

Jetzt: Verkehrsspitze

Im Laufe des Spätsommers hat der deutsche Verlehr infolge einer allgemeinen Wirtsdsaftsbelebung – aber offensichtlich auch als Folge einer ventärkten Vorratshaltung – sprunghaft zugenonmen.

Mineralöl-Tagung

Eine Fülle von Referaten vermittelte den Hörern neueste Erkenntnisse und Verfahren. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde ein Referat von Dr.

Schauen oder kaufen?

Was auf der 1. Bundesfachschau des Hotel- und Gaststättengewerbes in Köln (29. September bis 8. Oktober) wichtiger ist, das Schauen oder das Kaufen, ist nicht leicht zu sagen, trifft man doch auf dem Kölner Messegelände ein Gemisch von Messe und Ausstellung – oder: Angebot und Werbung.

Randbemerkungen

Die Landwirtschaft der Obstbaugebiete hat schwere Absatzsorgen, weil den Hausfrauen der Zucker fehlt, um die niedrigen Obstpreise durch Einmachen und durch entsprechende Berücksichtigung aller "Früchte der Jahreszeit" im täglichen Küchenzettel auszunutzen.

Absatzschwerpunkte

Entgegen dem "normalen" Saisonverlauf der Vorkriegsjahre mit gewohnter sommerlicher Flaute brachten der Juli und der August dieses Jahr dem Einzelhandel gute Umsätze.

Hafen noch moderner

Inmitten des Hamburger Freihafengeländes hat die Speditionsfirma Kühne & Nagel eine große Lager- und Umschlagsanlage errichtet, die mit ihren neuzeitlichen Einrichtungen den schnellen Hamburger Hafen noch moderner gestaltet.

Exklusiv und freiwillig

Der Naval Recruiting Center ist ein hohes Gebäude am unteren Broadway mit unendlichen Treppen und Gängen. Plakate an den Wänden schreien "Join the Navy" und "Wanted: Volunteers for the U.

Humor – ein christlicher Sprengstoff

Was würde geschehen, wenn heute ein kleiner, armer Mönch sagen wir: nach Edinburgh käme und dort mit Hilfe des Heiligen Geistes einen übelbeleumundeten Tanzpalast mitsamt seinen Flittchen, seinen Börsenmaklern und vereidigten Buchprüfern in die Luft sich erheben und fein säuberlich auf einen Felsen an der Meeresküste niedergehen ließe? Diese amüsant-vertrackte Frage stellt der soeben bei Jakob Hegner in Köln zum Lobe des Humors (und zum Preise von elf D-Mark) erschienene Roman des Engländers Bruce Marshall: "Das Wunder des Malachias Die Fabel seiner Geschichte dürfte eine Messe wert sein.

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