Mit einem innerlichen Stöhnen schwinge ich mich von McCalls Motorrad, das er wenige Meter vor dem Loft meines Onkels geparkt hat. Dabei versuche ich möglichst elegant auszusehen, sodass er mir meine anhaltenden Schmerzen nicht ansehen kann und ich gleichzeitig meine äußerliche Stärke – die mich auch ausmacht - weiterhin aufrechterhalte. Auch wenn ich in diesem Moment nichts lieber hätte, als eine heiße Dusche, eine Pizza und einen langen traumlosen Schlaf. Doch solange McCall um mich herum ist, werde ich wohl kaum eins dieser Dinge tun.
„Danke fürs Fahren!" sage ich jetzt mit einem neutralen Unterton in der Stimme, während ich meinen schmerzenden Arm kurz anhebe und mir eine der blutverklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht streiche. Dabei kann ich noch immer jede Faser meines Körpers spüren, die seit dem Unfall bei jeder noch so kleinen Bewegung schmerzhaft streiken. „Kein Problem!" erwidert McCall ebenfalls ohne ein bestimmtes Gefühl in der Stimme, während er mich von oben bis unten mustert. Jedoch macht er dabei keine Anstalt mit seinem Motorrad davon zu fahren, so wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. Stattdessen lässt er seinen Blick gefühlte Minuten über meinen Körper schweifen.
„Was?!" frage ich jetzt etwas genervt nach, nachdem mir seine Blicke etwas zu viel werden. Immerhin bin ich kein Kino. Auch wenn ich in diesem Moment wahrscheinlich eine super Horrorfigur in 'The Walking Dead' oder in 'Supernatural' abgeben würde. „Sicher, dass ich heute Nacht nicht bei dir bleiben soll?" fragt McCall jetzt mit einer etwas unsicheren Stimme und mustert mich mit einer Mischung aus Vorsicht und Besorgtheit. Wie es scheint macht er sich doch tatsächlich Sorgen darum, dass mein Vater heute Mittag eine weitere Bombe in meiner Nähe zünden könnte. Auch wenn er noch immer genug Respekt – vielleicht sogar Angst - vor meiner Sicht der Dinge hat.
„Ich bin weder fünf, noch eine dieser dummen Teenager-Girls die ständig Hilfe von einem Typen brauchen. Also Nein. Du sollst den restlichen Tag nicht hier bleiben und mich babysitten!" antworte ich jetzt auf McCalls Angebot mit einem ziemlich genervten Unterton in der Stimme, was dem Alpha hoffentlich klar macht, dass ich so langsam nicht mehr genügend Nerven habe, um mich gegen seine aufdringliche Besorgnis zu wehren. Nicht dass das bedeuten würde, dass ich irgendwann nachgeben würde. Im Gegenteil. Wahrscheinlich würde ich ihn eher niederschlagen, als ihm zu erlauben, heute Nacht doch noch meine Nanny zu spielen.
„Sicher? Du siehst ziemlich fertig aus!" spricht McCall jetzt – nerv tötend wie ein kleines Kind - weiter, weshalb ich erst tief durchatme und mir dann ein Lächeln aufzwinge. In diesem Moment hat der Alpha die unsichtbare Grenze meiner heutigen Geduld überschritten. „Ich wurde gerade von einem Wahnsinnigen, mit meinem Motorrad, in die Luft gejagt. Wie soll ich denn da deiner Meinung nach aussehen?!" frage ich deshalb ziemlich provokant und gereizt nach, wobei ich mich selbst zurückhalten muss, um McCall nicht sofort einen Faustschlag zu verpassen. Immerhin bin ich in diesem Moment noch immer am Ende meiner Kräfte und meine Nerven liegen inzwischen blank, was vielleicht sogar der Grund ist, warum ich am Ende tatsächlich nicht zuschlage. Denn die weiterhin pulsierenden Schmerzen in meinem Körper halten mich von jeder - zwangsweise nicht unbedingt nötigen – Bewegung ab. Aber wann fangen meine Werwolfsgene denn auch bitteschön damit an, die 'Muskelschmerzen' in meinem Körper zu heilen?
Erst in diesem Moment richte ich meine Aufmerksamkeit wieder ausschließlich auf McCall, der in dieser Sekunde ziemlich überrascht und auch etwas reuig wirkt. Wie es scheint hat er endlich kapiert, wie scheiße ich mich momentan fühle und vor allem wie sich mein Körper nach dieser ganzen Ich-wurde-in-die-Luft-gejagt-Sache fühlt. Deshalb macht er jetzt auch einen schwanzeinziehenden Rückzieher: „Okay wenn du mich nicht mehr brauchst, fahre ich mal zurück zur Schule und erkläre den Anderen was heute passiert ist!" Gleichzeitig möchte der Alpha das schwarze Visier seines weißen Motorradhelms herunterklappen und schnellstmöglich davon fahren. Wie es scheint hat er jetzt doch endlich kapiert, dass ich ihn sonst noch eine Reinhauen könnte.
„Nein, du wirst nicht mit ihnen reden. Das machen wir gemeinsam!" wiederspreche ich ihm jetzt mit einer autoritären Stimme und obwohl jede Faser in meinem schmerzenden Körper nach einer heißen Dusche und einem langen Nickerchen ruft, raffe ich mich innerlich zusammen und möchte mich zurück auf McCalls Motorrad schwingen. Denn in diesem Moment ist das Gespräch mit dem Rudel wichtiger als meine Bedürfnisse. Oder besser ausgedrückt: Meine Rache an dem Phantom, ist in diesem Moment wichtiger. Immerhin hat er versucht mich umzubringen und nebenbei bemerkt hat er es bei meinem geliebten Motorrad bereits geschafft.
Dafür soll er büßen.
„Nein, das wirst du ganz sicher nicht!" erhebt jetzt auch McCall seine Stimme gegen mich und überrascht mustere ich den Teenager vor mir, auch wenn ich gleichzeitig in der Bewegung innehalte. In den letzten Tagen hat sich seine Wiederspruchsrate mir gegenüber ziemlich gesenkt und die Tatsache, dass er gerade in diesem Punkt etwas einzuwenden hat, verwundert mich dann doch. Immerhin ist sein schwuler Freund noch immer die Geisel meines vermeintlichen Vaters.
„Warum nicht? Angst davor, dass ich dem Typen umbringe?" frage ich jetzt recht belustigt nach und mustere den Alpha herausfordernd. Wie immer wird er mir nicht mehr lange wiedersprechen. Denn schon seit dem Tod meiner Mutter habe ich gelernt, von den richtigen Personen immer das zu bekommen was ich von ihnen möchte und der Tod des Phantoms ist in diesem Moment alles, was ich möchte. Schon allein aus dem Grund, weil er mein Motorrad in Schutt und Asche gelegt hat.
„Du bist verletzt und geschwächt. So wirst du keine Chance gegen das Phantom haben. Du wirst dich nur selbst umbringen und das hilft keinem von uns Beiden!" erhebt McCall ein weiteres Mal das Wort gegen mich, auch wenn er dabei meine herausfordernde Frage einfach ignoriert. Stattdessen lässt er seinen Blick ein weiteres Mal über meinen Körper schweifen, bis seine Augen Kontakt mit meinen suchen.
„Du willst also, dass ich mich jetzt den ganzen restlichen Tag ausruhe? Wie so ein Weichei?!" stelle ich ihm eine ungläubig-belustigte Frage, wobei sich seine Idee eigentlich noch nicht einmal so schlecht anhört. Den restlichen Tag einfach mal Blau machen und sich von dem Mordanschlag heute erholen. Wahre Musik in meinen Ohren. Trotzdem lasse ich weiterhin das Macho-Girl, das ich nun mal bin, heraushängen und gehe deshalb nicht auf seinen Vorschlag ein. Vielleicht werde ich ja Urlaub auf dem Grab meines Vaters machen können...gleich nachdem ich ihn dort eigenhändig begraben habe.
„Wenn du das Phantom finden willst, das gerade versucht hat dich umzubringen, musst du wieder zu Kräften kommen. Oder er wird dich das nächste Mal erfolgreich in die Luft jagen. Nicht nur dein Motorrad!" sagt McCall jetzt ein weiteres Mal mit einer autoritären Stimme und in diesem Moment erscheinen mir seine Worte nicht nur wie Musik in meinen Ohren, sondern auch wie ein sinnvoller Zwischenschritt in unserem – zugegebenermaßen nicht wirklich vorhandenen - Plan. Denn nur mit meinen vollen Kräften, habe ich eine Chance gegen den Psychopathen, der scheinbar noch nicht einmal davor zurückschreckt seine eigene Tochter in die Luft zu jagen. Außerdem würde mir ein freier Nachmittag voller Ruhe wahrscheinlich nur gut tun können.
„Na gut. Ich bin dabei. Aber wehe du erzählst ohne mich, auch nur einer Menschenseele aus deinem Rudel, was heute passiert ist!" sage ich jetzt nachgebend, auch wenn ich es wieder einmal nicht lassen kann, McCall eine kleine Drohung zuzuwerfen. Immerhin möchte ich dabei sein, wenn er seinem Rudel eröffnet, dass der Typ weitaus gestörter ist, als von ihnen gedacht.
Als ich meinen Blick, bei diesem Satz, warnend auf McCall richte sehe ich seine Überraschung, die sich bei meinen nachgebenden Worten offen auf seinem Gesicht ausbreitet. Wie es scheint hat er mit so einen schnellen Sieg, über mich, nicht gerechnet. Doch gleichzeitig kann ich ihm auch ansehen, dass er meine Drohung ernst nimmt und den restlichen Tag über das zu vorige Geschehen schweigen wird. Oder es zu mindestens versucht. Denn einerseits bin ich noch immer seine wahrscheinlich einzige Hoffnung um seinen schwulen Freund zu retten und anderseits bin ich scheinbar noch immer angsteinflößend genug, damit er meine drohenden Worte ernst nimmt.
Zufrieden lächelnd drehe ich mich somit von ihm weg und gehe ohne ein weiteres Wort – und ohne mir die nachklingenden Schmerzen anmerken zulassen - in Richtung Loft davon. Immerhin erwarten mich dort bereits eine heiße Dusche und ein bequemes Bett auf mich.
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Hey Leute ich bin wirklich gelfasht..vor einiger Zeit hatte ich mir selbst so ein Limit gesetzt (das neue Kapitel wird erst wieder geupdatet wenn das zuvorige mind. 50 Leser hat -> damit ich weiß, dass ihr mit dem Lesen auch nachkommt) aber inzwischen müsste ich dann schon im Halben-Tag-Rythmus updaten XD das ist einfach unglaublich. Außerdem musste ich gerade eine E-Mail an eine Firma schreiben und hätte fast mit Lg CoolerBenutzername unterzeichnet, weil ich das ja immer hier so mache und das scheinbar zu oft 😂😂😂😂 zum Glück ist mir das noch aufgefallen.
Also Lg CoolerBenutzername ❤❤
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