„Scheiße!", schrie Stallion schrill und langgezogen aus, während er hysterisch mit den Armen wedelte.
Verrückter Weise war es ausgerechnet das panische Verhalten Stallions, das Feiying wieder zu sich kommen ließ.
Blitzschnell stieß er den Bogenschützen und Alucard von sich und nutze zugleich den Schwung um ebenfalls in Bewegung zu kommen. Mit einem letzten Blick beobachtete Feiying das Monster über ihnen kurz. Die Monsterameisenkönigin drehte sich gerade in der Luft und flog nun mit den Beinen voran auf sie zu.
„Vorsicht! Springt zur Seite", rief er hastig aus und machte bereits einen Satz nach vorn, um den unmittelbar danach herab sausenden Beinen der Ameisenkönigin auszuweichen.
Kaum einen Wimpernschlag später war mehrfach das dumpfe Aufschlagen der Gliedmaßen der Monsterameise zu hören und Staub wirbelte auf. Möglichst leise rappelte sich Feiying wieder auf und versuchte sich mit seinem Leuchtkristall vorsichtig ein Bild von der aktuellen Situation zu machen, nur um sich mitten unter der der Monsterameisenkönigin wiederzufinden. Alucard verschwand knapp außerhalb der Reichweite des Ungetüms gerade in den Schatten, während Stallion immer noch panisch am kreischen vor sich hin stolperte und mit diversen Sprüngen und erstaunlichen Verrenkungen den mächtigen Hieben der Vorderläufe der Monsterameisenkönigin auswich.
Feiying zögerte keine Sekunde. Er wusste, dass das Leben eines Teammitglieds gerade auf dem Spiel stand und griff in seinen Speichergegenstand. Mit Schwung riss er seine Axt Felsenbrecher aus dem Speichergegenstand und schleuderte sie der ungeschützten Unterseite der Monsterameisenkönigin entgegen.
Er musste sich strecken um einen Treffer zu landen, doch beim Aufprall erlebte er eine unangenehme Überraschung. Die Klinge seiner Axt glitt mit einem dumpfen Schaben zur Seite hin ab und hinterließ nicht mal eine Kerbe in der Chitinpanzerung der Monsterameise.
Mit offenen Mund starrte Feiying dümmlich nach oben und fragte sich, ob seine Angriffsstärke so viel schwächer war, wie Stallions und Alucards.
Die Monsterameisenkönigin ließ derweil aber von Stallion ab, um sich dem ungebetenen Gast unter ihrem Leib zu widmen und Feiying nahm eiligst die Beine in die Hand. Hektisch konzentrierte er sich auf die Bewegungen der Ameise und lief immer wieder mittig unter ihren Körper, was die Monsterameisenkönigin dazu brachte, vor und zurück oder im Kreis zu laufen, um irgendwie an das Ungeziefer unter ihr heran zu kommen.
Währenddessen nutzte Feiying zwischendurch immer wieder seine Axt, um die verschiedensten Bereiche ihres Körpers zu attackieren, was die Monsterameise nur wütender werden ließ, wenn Feiyings Angriffe schon sonst keinerlei Konsequenzen nach sich zogen.
„Ich lebe noch?", vernahm Feiying nebenbei Stallions fragenden Ausruf, ehe der Kerl offenbar in Freudensprünge ausbrach und lauthals schrie: „Ich lebe noch! Ich bin kein Ameisenfutter geworden!"
„Halt die Klappe und mach dich nützlich. Siehst du nicht wie Gold Digger uns Zeit verschafft, um dieses Vieh anzugreifen?", erklang kurz darauf Alucards Stimme und Feiying konnte nicht länger seine Konzentration teilen, als eins der Vorderbeine des Monsters auf seine aktuelle Position niederfuhr.
Blitzschnell warf Feiying sich nach vorne ab, rollte sich über die Schulter ab und richtete sich wieder mittig unter der Kreatur aus.
„Fuck, ja!", rief Stallion. „Er zieht voll das Aggro auf sich."
„Ich kann das nur nicht ewig durchhalten", schrie Feiying lauthals zurück, als er sich in Anbetracht des fehlenden Einsatzes Stallions nicht mehr beherrschen konnte.
„Bin schon dabei", raunte Alucard plötzlich und tauchte über Feiying mit seinen Dolchen auf.
Feiying brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der Dieb scheinbar von einem der Beine der Kreatur abgesprungen war, um die Höhe zu erreichen. Im Flug stieß er seine Dolche dem Unterleib der Monsterameisenkönigin entgegen, nur um mit dem gleichen Ergebnis konfrontiert zu werden, wie zuvor Feiying. Seine Klingen glitten dumpf an der Chitinpanzerung ab und hinterließen nicht die geringste Spur ihrer Anwesenheit.
„Verdammt!", zischte Alucard noch während er landete und hechtete schnell wieder aus der Reichweite der Extremitäten der Monsterameise.
„Hehe, überlasst das mir!", rief Stallion selbstbewusst und Feiying stellte sich schon auf den Angriff ein, doch letztlich blieb er aus.
„Was ist denn jetzt mit dir, Stallion?", rief Feiying wütend.
„Hey, ich habe euch doch von meiner ultimativen Fähigkeit erzählt. Umso länger ich in meinem Versteck sitze, umso besser ist meine Rüstungsdurchdringung. Ihr müsst die Königin noch eine Weile beschäftigen!"
„Fuck!", stieß Feiying aus, als er Stallions plausible Argumentation vernahm.
Ist ja schön und gut, dass er in seinem Versteck sitzen konnte, aber wie zum Henker sollte er so lange überleben?
Wie um diese Frage zu unterstreichen, bäumte sich die Ameisenkönigin plötzlich auf krakeelte ihn laut an, als sie ihn unter sich endlich klar ausmachen konnte.
„Renne zu den Tunneln", rief ihm Alucard zu. „Ich versuche sie dort von dir abzulenken."
Das ließ sich Feiying nicht zweimal sagen und nahm die Beine in die Hand. Doch er war viel zu langsam. Jetzt, wo die Monsterameisenkönigin ihn endlich sehen konnte, ließ sie ihre Extremitäten wie in einem wahren Sturm von tödlichen Speeren auf ihn niederfahren.
Es krachte und donnerte vor lauter dumpfen Aufschlägen ihrer Gliedmaßen, während Feiying sein Bestes gab, dem nahendem Tod von der Schippe zu springen. Ein Sprung nach links, abgerollt nach rechts, ein Strecksprung mit einer Grätsche, gefolgt von einer schmerzhaften Landung auf dem Gesäß, nur um sofort auf allen Vieren nach hinten zu krabbeln und sich erneut zur Seite zu schmeißen. Jeder Sekunde verschärfte sich seine Situation. Mit jeder seiner Bewegungen, kam er weniger hinterher, den Hieben der Monsterameisenkönigin auszuweichen und doch kämpfte er sich langsam weiter in Richtung der tunnelartigen Felsformationen.
Nach guten zwanzig Sekunden verließ ihn jedoch sein Glück. Ein kleiner Felsbrocken löste sich unter Feiying und brachte ihn ins Stolpern.
„Scheiße...", seufzte er, da er wusste, dass sein Schicksal damit besiegelt war und blickte dem heran nahenden Vorderbein der Riesenameise entgegen.
Doch genau in diesem Moment materialisierte sich plötzlich Alucard auf dem Kopf der Monsterameisenkönigin und ließ seine Dolche auf ihr linkes Auge niederfahren.
Die Kreatur krakeelte auf und Feiying warf sich instinktiv zur linken Seite. Zusammen mit Alucards erzielter Ablenkung entging er um Haaresbreite dem sicheren Tod, als sich das Vorderbein neben ihn in den harten Fels bohrte.
Ohne zu zögern sprang er auf und rannte weiter in Richtung der Tunnel, um aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich heraus zu kommen.
Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, wie Alucard vom Kopf der Monsterameise auf ihren Körper gesprungen war und weiter über eins ihrer Hinterbeine auf den harten Felsboden hinunter sprang, ehe er erneut in den Schatten verschwand.
Die Monsterameisenkönigin schüttelte währenddessen den Kopf, ehe sie ruhiger wurde, wütend krakeelte und mit ihren Mandibeln klackerte.
„Hat sie endlich Schaden genommen?", schrie Feiying angespannt und lautstark in die Höhlenkammer hinein.
„Ja, aber viel zu wenig", meldete sich Alucard. „Die Augen scheinen bislang ihre einzige verwundbare Stelle zu sein. Vielleicht auch noch das Maul, aber das ist wegen der Mundwerkzeuge verdammt schwer zu treffen."
„Kein Problem, die Augen werden es sein!", rief Stallion siegesgewiss und meinte: „Ich bin soweit. Ihr müsst sie nur irgendwie dazu bringen, dass sie sich umdreht und ich ihre Augen anvisieren kann."
„Dann halte dich bereit!", rief Feiying zurück, packte seine Axt schnell in seinen Speichergegenstand zurück und rannte auf die Riesenameise zu. Wäre doch gelacht, wenn er sich nicht noch einmal durch ihre Beine hindurch arbeiten könnte.
„Aggro" --> Spezieller: „Das Aggro auf sich ziehen" ist eineAusdrucksweise im Dialog von Spielern, die damit beschreiben, dass ein Spieler die Aggressivität und damit die Angriffe eines Monsters auf sich zieht, damitdie Anderen frei agieren können.
Teil 2/2...
Sorry, Leute... eigentlich wollte ich den Rest heute auch veröffentlichen, aber das wird wohl nix. Ich muss gerade ein paar Handlungsstränge aufgreifen und muss mir gut überlegen, wie und wann ich das mache, da sie die kommenden Kapitel in der Realität betreffen. Dafür brauche ich wohl einfach noch ein Bisschen Zeit.
Bis Donnerstag!
RiBBoN