Türchen 22

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p.o.v. Harry

Heute war der dritte Advent und ich hasste es. Alles um mich herum war so fröhlich, so zum kotzen harmonisch. Nur in mir war alles wie tot.

Ich hatte abgenommen und das drastisch. Ich wollte dem Gefühl in mir keinen Namen geben, weil ich mir so leichter einreden konnte, dass es gar nicht da wäre.

Doch es war da, besonders jetzt wo ich frei hatte und ich mich nicht ablenken konnte. Ich hatte mich die letzten Monate wie ein Verrückter in die Arbeit gestürzt, nur um dieses bescheuerte Gefühl zu verdrängen.

Dieses Gefühl, als wäre alles...

Nein!

Das bilde ich mir nur ein, mir geht es super. Ich habe mein erstes Soloalbum rausgebracht und bin bei dem Fans beliebt. Alles was ich zum Leben brauche geben sie mir. Sie stehen hinter mir und geben mir die Bestätigung, die ich brauche. Sie sind für mich da und lieben mich so wie ich bin.

Kaum hatte ich diesen Satz zu ende gedacht kamen die ersten Zweifel auf. Die Fans sahen in mir eigentlich nur das, was mein Manager wollte, das sie es sahen. Aber das war auch ein Teil von mir.

Ein falscher!

Krampfhaft versuchte ich diese Stimme aus meinem Kopf zu verbahnen. Diese blöde Stimme, die immer nur Schwachsinn von sich gab. Mir einreden wollte, dass ich nicht glücklich war und mir etwas fehlte. Etwas, was mir niemand geben konnte. Außer die Personen, die ich unter allen Umständen versuchte zu meiden. Ich würde sie noch lieben! Ich würde sie vermissen und mich würden die Erinnerungen an sie plagen. 

Das war alles Schwachsinn! Sie waren es doch gewesen, die dafür waren die Band aufzugeben. Sie wollte diese Solokarriere. Sie hatte aufgehört zu glauben, dass Zayn uns  verzeihen könnte.

Sie meinten ohne ihn wäre ein Beziehung sinnlos!

Und ja verdammt, dass habe ich auch gespürt! Aber warum musstet ihr mich dann auch verlassen. Ich hätte euch gebraucht!

Du bist nur noch auf deinem Zimmer, redest fast gar nicht mehr mit uns, liebst du uns überhaupt noch?!

Louis' Worte hallten in meinem Kopf wieder, doch ich versuchte sie auszuschalten. Allerdings wollten sie einfach nicht verschwinden.

Ich konnte nicht mehr. Die Erinnerungen prasselten auf mich ein und hielten mich gefangen. Ich vermisste sie ja! Zufrieden!

Ich will sie zurück, wieder bei ihnen sein, sie lieben dürfen und sie wieder mein nennen.

Ich sprang aus dem Bett und verschwand in meinen Keller. Mit meinem alten Handy in der Hand setzte ich mich auf mein viel zu großes Sofa und schaltete es ein. 

Mein Bauch zog sich zusammen, als das Handy die ersten Töne von sich gab. 

Ich hatte kurz nach unserer Trennung noch mit Niall geschrieben, doch irgendwann hatte ich auch das nicht mehr ertragen und hatte den Kontakt eingestellt.

Doch ich musste jetzt einfach seine Stimme hören.

Ich zuckte zusammen, als das Handy vibrierte und mir eine neue Nachricht auf dem Display angezeigt wurde.

Die Nachricht war erst vor ein paar Tage reingekommen und ließ mein Herz höher schlagen.

Ein verpasster Anruf von Niall!

Niall? Mein Puls verdoppelte sich und ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern. Vermisste er mich auch, ertrug er die Einsamkeit auch nicht mehr, oder redete  ich mir nur alles ein? Vielleicht war er ja auch nur Ausersehen auf meine Nummer gekommen und wollte gar nichts von mir. Wahrscheinlich war es so. Vielleicht hatte er auch einen neuen Freund und wollte eigentlich den anrufen!

Genau, dass war bestimmt nicht absichtlich von Niall passiert. Vermutlich wollte er seinen Freund anrufen, der Henry oder so hieß. 

Über mich selbst frustriert versteckte ich mein Gesicht in den Händen.

Man, Harold!

Reiß dich doch mal zusammen! Du wirst jetzt durch atmen und dann deinen Iren zurückrufen und dir anhören, was er dir auf die Mailbox gesprochen hat!

Ich hasste diese innere Stimme wirklich, konnte sie mich nicht einmal in Frieden lassen. Doch eigentlich hatte sie ja recht. Wenn ich mich nicht meinen Ängsten stellte, würden sie mich nie in Ruhe lassen.

Mit zitternden Finger, drückte ich auf meine Mailbox und verspannte mich, als die elektronische Stimme an mein Ohr drang. Dann ein kurz Pause und dann endlich hörte ich seine Stimme. Noch leicht rau, wie sie nur am Morgen nach dem aufstechen und mit diesem verführerischen irischen Akzent. Beinahe hätte mich seine Stimme so sehr benebelt, dass ich gar nicht mitbekommen hätte, was genau mein kleiner Ire mir eigentlich erzählt. Doch mein Gehirn war so freundlich und schaltete sich wieder, so das ich verstand, was Niall mit diesem Anruf bezweckt hatte. Naja, mehr oder weniger. 

Nialls Stimme war schüchtern und ich hörte wie unsicher er war. Doch dann sprach er das aus, was ich für unmöglich gehalten hatte.

Ich vermisse dich. Und wenn du das auch tust schau dir bitte Zaynies Insta an.

Seine Stimme klang eher nach einem Flehen, als einer Bitte. Ich hörte wie schwer es ihm fiel, doch irgendetwas schien ihm Kraft zu geben, diesen Schritt tun zu können. Ich war seit Monaten nicht mehr auf ihren Insta-Seiten gewesen, geschweige den auf dem von Zayn. Zu groß wäre der Schmerz gewesen, der sich dann wieder in mein Herz geschlichen hätte.

Er hätte mir zu deutlich gezeigt, was sie mir immer noch bedeuteten. Und dies wollte ich unter allen Umständen vermeiden. 

Wirklich?

Halt doch die Klappe! Ich konnte es einfach nicht mehr leugnen, nicht nach Nialls Worten.

Ich musste zu ihm und das um gegen Preis. Ich übertrug Niall Nummer in mein normales Handy und öffnete danach Insta.

Ich entschied als erstes Zayn aus zu checken, so wie Niall es gesagt hatte und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich den ersten Post ganz oben sah.

Mit einem Tomlinson wird es nun mal nie langweilig!

#poorLiam

Auf dem dazugehörigen Bild, sah man Louis und Liam im Brunnen Trevi sitzen.

Italien?

Am Rand stand Niall und hielt sich vor lachen den Bauch.

Mein Gehirn schien erst mit der neu gewonnenen Information überfordert zu sein, bis ich anfing weiter runter zu scrollen und ich angst hatte, mein Herz würde gleich stehen bleiben. So schnell schlug es gerade gegen meinen Brustkorb.

Zayn. Sie waren wieder zusammen, sie wollten es noch einmal versuchen?

Als dieser Gedanke meinen Verstand erreichte, wurde mir eins ganz deutlich.

Ich liebe sie und ich muss zu ihnen!

...

Adventskalender_Zianourry-2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt