Aidan
Die ganze Nacht lang lag ich wach, wälzte mich von einer Seite auf die andere, klopfte mein Kissen schön luftig, stand auf, trank etwas, legte mich wieder hin und wälzte mich weiter von einer Seite auf die andere, unfähig die rasenden Gedanken in meinem Kopf zum Stillschweigen zu bringen. Ich musste an Beverly denken, daran, was sie wohl gerade machte. Ob sie sich genauso sehr wünschte, bei mir zu sein, wie ich, oder ob sie gar keine Zeit hatte, mich zu vermissen. Ich dachte an Richard und daran, dass ich, wenn ich kein allzu grauenhafter Mensch war, wahrscheinlich noch einmal versuchen sollte, ihn zu kontaktieren. Ich dachte an Trish und daran, was ich ihr sagen sollte, wenn ich ihr von dem Besuch bei ihrem Vater erzählen würde. Ich musste an Chase denken und an Acacia. Dann wanderten meine Gedanken etwas weiter zurück zu Fabiana und ich erwischte mich dabei, wie ich mir wünschte, sie nie verlassen zu haben und bei ihr und ihrem normalen Leben geblieben zu sein. Wie ich mir wünschte, niemals in dieser einen Nacht zu Beverly gefahren zu sein. Damals, die Nacht, in der ich getrunken, von Chase Beverlys Nummer ergattert, zu ihr gefahren und sie vollgeheult hatte. Nicht mein glänzendster Moment, ich weiß. Aber wäre ich in dieser Nacht nicht zu ihr gefahren, wäre dann alles anders gekommen? Würde jetzt Fabiana neben mir liegen? Würde sie mich morgens mit einem Café au Lait wecken, dann zu ihrer Arbeit in den Kindergarten fahren, während ich meine Zeit an der Uni absitzen würde, nur um am Abend zu ihr und James zu gehen, Sushi zu bestellen und kuschelnd vor dem Fernseher einzuschlafen? Wäre ich mit diesem Leben glücklicher geworden?
Dann dachte ich an Rose und erinnerte mich daran zurück, was für einen ausschlaggebenden Part sie in meinem Leben gespielt hatte und fand es schade, dass ich sie niemals würde fragen können, ob sie mehr gewusst hatte. Ob sie über Beverly Bescheid gewusst hatte. Ob sie mich an diesem Tag auch zu ihr nach Modoc geschickt hätte, wenn ihr die Konsequenzen bewusst gewesen wären.
Ich fragte mich unwillkürlich, ob ich jemals ihr Alter erreichen würde, glaubte es aber nicht so ganz.
Irgendwann gegen fünf Uhr früh schlief ich doch endlich ein, aber schon um sechs Uhr begann Freya aus Leibeskräften zu schreien und von da an war ich endgültig wieder wach und fühlte mich obendrein so, als hätte ich einen Kater.
Gegen elf Uhr vormittags kam Trev wieder nach Hause und schien nicht im Geringsten überrascht, dass ein dunkelhäutiger, glatzköpfiger Riese neben Addie auf der Couch saß und seinen kleinen, zerbrechlichen Sohn im Arm hielt. Er warf mir lediglich einen müden Blick zu, so als wollte er mich fragen, wann diese Kette seltsamer Ereignisse endlich ihr Ende finden würde, zog sich seine Schuhe und die Jacke aus, setzte sich zwischen Jerry und Addie aufs Sofa und ließ sich meinem Bodyguard vorstellen.
Am Nachmittag gingen Jerry und ich noch einmal joggen und wollten uns danach wieder mit einem Cappucciono, beziehungsweise einer heißen Schokolade, belohnen. Das Laufen tat gut. Den Wind auf meiner Haut wahrzunehmen, mein hämmerndes Herz und meine brennende Lunge zu spüren, gab mir das Gefühl, nicht völlig still zu stehen und leblos zuzusehen, wie sich alles andere um mich herum stetig weiterbewegte, wie es sich seit Chase' Tod die meiste Zeit anfühlte. Außerdem konnte ich so das Gefühl des Katers abschütteln. Wir liefen bis zu meiner Uni vor und machten dort eine kleine Pause. Ich erzählte Jerry von meinem früheren Leben, damals, als ich nur ein einfacher, kleiner Student gewesen war, der nicht so recht gewusst hatte, was er mit seiner Zukunft anfangen wollte (nur fürs Protokoll: so, wie die Dinge jetzt lagen, hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt!), während ich ihm ein bisschen den Campus zeigte. Dann liefen wir weiter durch einen Park, der ganz in der Nähe lag. Viele Hundebesitzer tummelten sich hier, und ich hatte das Gefühl, dass Jerry vor Hunden genauso viel Angst hatte, wie vor Katzen, zumindest hüpfte er immer zur Seite und legte noch einen Zahn zu, wenn einer der Vierbeiner auf ihn zu rannte. Oder er machte einen lächerlich großen Schwenker nach außen und rempelte dabei fast eine Mutter mit Kind oder ein älteres Ehepaar um.
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Dark Minds (Band 4)
Paranormal„Während ich hier sitze und alles gebe und verliere, um diesem Krieg ein Ende zu bereiten, wird mir bewusst, dass mein gesamtes Leben ein einziger, beschissener Maskenball war! Und ich tanze immer noch darauf!" *** Die Ereignisse jener Nacht haben B...