Kapitel 34 - A L L I E

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Müde öffne ich meine Augen und blinzle gegen das Licht an. Mir ist heiß, was sicher daran liegt, dass ich quasi auf Finn eingeschlafen bin. Seine Arme liegen um meinem Rücken. Er atmet noch sanft und leise. Ich schließe auch nochmal die Augen, denn ich will das auskosten. Immerhin liege ich ja nicht alle Tage neben Finn – warte – ab jetzt wohl schon. Grinsend kuschle ich mich noch ein wenig näher an ihn.

Finger, die mir sanft über den Rücken streichen und mich erschaudern lassen, wecken mich. Lächelnd sehe ich zu Finn hoch. Er sieht noch total süß verschlafen aus. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab und seine Augen sind erst halb auf.

„Daran könnte ich mich gewöhnen“, murmelt er rau vom Schlaf.

„Ich auch. Und wie ich das könnte!“

Seufzend rollt er sich herum, sodass er auf der Seite liegen kann und zieht mich an sich.

„Ich brauch noch ungefähr eine Stunde um wach zu werden“, informiert er mich träge.

„Eine Stunde?“

Er zuckt nur mit den Schultern und ich könnte schwören so etwas wie Belustigung über sein Gesicht huschen zu sehen.

„Tja. Du wusstest nicht worauf du dich da einlässt.“

Ich lache auf. Dieser Schlawiner. „Und was weiß ich sonst noch nicht über dich?“

„Das wirst du schon herausfinden, wenn wir jetzt immer zusammen sind.“

„Das klingt wunderschön“, flüstere ich.

Finn brummt zustimmend und schließt die Augen. Ich glaube, er schläft schon wieder ein.

„Bist du wirklich noch so müde?“

„Ich habe heute Nacht nicht so viel schlaf abbekommen.“

„Ich auch nicht, aber trotzdem bin ich nicht müde.“

„Du musstest auch nicht so viel machen.“

Lachend pikse ich ihm in die Seite. „Du hast dich nicht beschwert.“

„Tue ich auch jetzt nicht. Niemals. Dafür war es viel zu gut.“

Finns Atem wird wieder ruhiger und er schläft tatsächlich nochmal ein. Ich bleibe im Bett und genieße einfach die Nähe zu ihm bis er wieder aufwacht.

Das Lächeln, was er mir dann schenkt, spüre ich in meinem Bauch als Wärme, die sich in mir ausbreitet.

Finn bringt mit tatsächlich zur Feier des Tages Frühstück ans Bett, damit ich nicht aufstehen muss, sondern im warmen Bett bleiben kann. Ihm ist kalt als er wieder kommt. Er schlüpft schnell wieder unter die Decke und zieht mich an sich.

Nach dem Essen beschließen wir meine Sachen hierher zu bringen. Wir werden es wahrscheinlich nicht schaffen heute schon alles einzuräumen, aber mehr als das brauche ich nicht.

Ich werde mich erstmal gewöhnen müssen keine Treppen mehr laufen zu müssen. Der Fahrstuhl fährt nämlich direkt in die Tiefgarage und auch ins Erdgeschoss. Das nenne ich Luxus. Von dem werde ich auch weiterhin viel merken. Ich habe Finns Bad gesehen ... Allein die Badewanne ist riesig! Die geht sicher als Whirlpool durch, wenn es nicht sogar einer ist.

Wir nehmen einen unauffälligeren Audi und fahren damit zu mir. Im Ferrari hätte wahrscheinlich auch nicht viel Gepäck platz.

Ein letztes Mal öffne ich die Tür zu meiner Wohnung. Sie riecht wie immer nach Farbe und dem Essen, dass ich gestern noch gekocht habe. Ich werde sie nicht vermissen. Es tut gut aus dieser Enge heraus zu kommen und nun endlich Platz zu haben, um mich ausbreiten zu können.

Finn steckt die Umzugskartons zusammen und ich mache mich schon auf den Weg, um meine Klamotten zu stapeln. Das ist wohl außer meinen Malsachen das Wichtigste das ich brauchen werde.

Er lässt Musik währenddessen laufen und innerhalb von zwei Stunden haben wir all mein Hab und Gut zusammen gepackt.

Finn streckt mir seine Hand entgegen. „Ich habe dir vor einiger Zeit eine Wiederholung unseres Tanzes versprochen. Jetzt hätten wir mehr Platz.“

Grinsend nehme ich seine Hand und lege meine andere auf seine breiten Schultern. Langsam wiegen wir vor und zurück. Ich lege meinen Kopf an seine Brust, wie ich es damals schon tun wollte. Jetzt kann ich es.

Auch er lässt seinen Kopf gegen meinen sinken und führt mich langsam in die Tanzschritte. Es ist anders als letztes Mal. Weniger stürmisch, dafür sanfter und schöner.

Ich denke, das spiegelt unsere Beziehung auch wider. Am Anfang war alles nicht so einfach. Ich war es nicht. Doch jetzt haben wir unseren Rhythmus gefunden. Ich habe ihn und zusammen haben wir auch einen. Und wenn es nach mir geht, dann will ich nie wieder in einem anderen Rhythmus leben.

Das Lied endet früher als mir lieb ist, aber ich tröste mich damit, dass wir das jetzt jederzeit tun können. Diese Gedanken erscheinen non-stop in meinem Kopf.

„Komm! Lass uns von hier verschwinden!“

„Angst um dein Auto?“

„Ein wenig“, murmelt er und sieht sicherheitshalber aus dem Fenster. „Er steht noch da“, informiert er mich.

„Na dann.“ Schwungvoll hebe ich einen Karton an. „Lass uns einladen.“

Eigentlich besitze ich nicht wahnsinnig viel, doch wir müssen trotzdem gefühlt tausendmal die Treppe hoch und runter laufen. Nach dem fünften Mal sehen die Nachbarn verwirrt heraus. Die Treppe behält auch keine Geheimnisse für sich. Sie verkündet nur all zu gern neuen Besuch durch knatschen.

Die meisten Leute strecken nur kurz den Kopf hinaus, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist und gehen wieder beruhigt in ihre Wohnungen zurück. Meine direkete Nachbarin allerdings bleibt im Türrahmen gelehnt stehen und beobachtet uns grinsend.

Finn sieht sie ab und zu verwirrt an. Ich kann es mir nur so erklären, dass sonst nicht viel Interessantes im Haus passiert. Das ist für die ältere Dame sicher ein Highlight am Tag. Endlich mal etwas, dass anders läuft und interessant ist. Wobei ich nicht weiß, was an Kartons tragen so besonders ist, um uns dabei zuzusehen.

Finn geht die Treppe mit vollgepackten Armen hinunter. Ich will ihm gerade mit dem letzten Karton folgen, als meine Nachbarin das Wort ergreift.

„Sie ziehen aus?“

Ich nicke.

„Zu ihm?“, fragt sie und nickt mit dem Kopf die Treppe hinunter, wo Finn ist.

„Ja“, antworte ich und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

„Sie haben sich einen ganz schönen Fisch geangelt. Alle Achtung!“ Sie zwinkert mir zu und verschwindet wieder in ihre Wohnung.

Lachend laufe ich die Treppe ein letztes Mal hinunter. Natürlich haben sie die Kartons nicht interessiert. Sie hat Finn beobachtet. Tja, ich kann es ihr nicht verübeln. Ich sehe ihn schließlich auch stundenlang an. Interessant und etwas Besonderes ist er auf alle Fälle.

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