EllaIch zog meine Wanderschuhe an, stopfte eine Jacke in meinen Rucksack und band mir die Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz nach hinten.
Mittlerweile war der Herbst an keiner Stelle des Waldes mehr zu übersehen. Tausende orangene, rote und goldbraune Blätter lagen auf dem Boden verteilt und motivierten einen, nicht lange zu zögern und eine Wanderung auf den Berg zu machen, auf dem all diese Bäume standen. Und genau das würden Nick und ich jetzt auch tun.
Er war mittlerweile auch fertig und ich ging fröhlich zu ihm hin, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Er grinste sofort und nahm meine Hand, um mich in Richtung der leuchtenden Bäume zu ziehen.
„Zehn Kilometer. Aber ordentlich hoch. Ich bin gespannt, ob du das auch schaffst.", erklang Nicks Stimme vor mir.
Auch wenn ich wusste, dass das nicht ganz ernst gemeint war, wollte ich mich verteidigen.
„Ha ha, wir können auch ganz einfach eine Wette abschließen, wer weniger angestrengt ist, wenn wir oben ankommen. Wir messen einfach den Puls."
Ich hielt Nick meine andere Hand zum Einschlagen hin.
„Die Wette gilt."
Er schlug ein und zog mich dann blitzschnell an sich heran, sodass ich stolperte und in seine Arme fiel.
„Hey!", beschwerte ich mich, aber kam gar nicht weiter, da Nick sofort seine Lippen mit meinen verband.
Er löste sich wieder von mir und ging sofort weiter.
Ich blieb wie gefroren stehen.
Das würde er büßen. Nach seiner Kitzelattacke vor einer Woche hatte ich jetzt schon zwei Dinge gut bei ihm.Heute würden wir Punkt vier meiner Bucket List abarbeiten. Einen Berg besteigen.
Ich war bisher nur sehr selten wandern gewesen in meinem Leben, meine Eltern waren eher Freunde des Fahrradfahrens. Wandern war zwar anstrengend, aber das Gefühl oben angekommen zu sein und zufrieden einen Blick auf den zurückgelegten Weg zu werfen, fühlte sich unbeschreiblich an.
Wir würden sogar unser Zelt dort oben aufschlagen und eine Nacht auf dem Berg schlafen. Ich war schon aufgeregt. Von der Spitze des Gipfels aus sollte man den Sonnenuntergang perfekt beobachten können.
Nick und ich gingen gerade zwischen den Bäumen auf einem schmalen Pfad und redeten miteinander.
Über Gott und die Welt, über ihn und mich und unsere Gefühle. Mit Nick konnte man so gut reden. Es fühlte sich gut an, wenn ich bei Nick war kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen oder zu versuchen irgendetwas geheim zu halten.Die Zeit beim Reden und Wandern verging wie im Flug, und schon bald spürten wir den Anstieg des Weges. Noch waren wir allerdings von Bäumen umgeben.
Einmal kamen uns erfahrener aussehende Wanderer entgegen, und da Nick gerade im Redefluss war, schalteten wir einfach um auf ein Kopfgespräch, ohne dass wir es selbst großartig bemerkten. Es fühlte sich fast normal an. Mittlerweile nutzen wir die Gedankenübertragung wo wir nur konnten, da sie in vielen Fällen echt hilfreich war. Wir waren schon so gewöhnt daran, im Kopf miteinander zu kommunizieren, dass wir uns dabei gar nicht mehr so fremd und komisch vorkamen, oder unsicher waren. Es gehörte einfach dazu.
Nach ein paar Stunden waren wir beim oberen Teil des Berges angelangt, aber noch lange nicht am Gipfel. Es war jetzt ungefähr fünfzehn Uhr und meine Beine begannen, etwas müder zu werden. Aber gut zwei Stunden würde ich es noch aushalten müssen. Wir machten eine kleine Pause und aßen ein paar Snacks, die wir für die Wanderung eingepackt hatten.
„Ella?", fragte Nick plötzlich und ich sah auf.
„Bist du eigentlich glücklich? Jetzt gerade? Hier? Überhaupt? Findest du es gut, dass wir uns über unseren Kopf unterhalten können oder nervt dich das manchmal, wenn ich dich auf dem Schulflur sehe, noch ganz weit weg bin, aber du mich schon hörst?"
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private thoughts
Romance„Ich vermute diese Gedankenverbindung funktioniert nur, wenn wir uns in der Nähe voneinander befinden. Also in Wirklichkeit. Wenn wir uns nur sehen oder hören bringt das anscheinend nichts." Er nickte zustimmend und seine Augen fanden kurz zu meinen...