15 | Alles hat seinen Preis

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Während der Fahrt nach Hause ist es ziemlich still. Das liegt daran, dass jeder in Gedanken versunken ist, - zumindest bin ich das. Und die Tatsache, dass die anderen ebenfalls leise sind und nur wenig reden, zeigt, dass sie es höchstwahrscheinlich auch sind.

Wie gerne ich nun in ihrer Haut stecken würde. Doch wem mache ich hier etwas vor, meine Nervosität und Angst möchte ich keinen von ihnen zumuten.

Aber auch mir selbst nicht...

Ich kann einfach nicht aufhören, an das zu denken, was mich Zuhause erwartet, denn um ehrlich zu sein, habe ich meine Chancen, nicht geschnappt zu werden, gut eingeschätzt. Doch leider steht das Glück nicht auf meiner Seite, denn Mum hat gesehen, dass ich mich gegen ihren Willen raus geschlichen habe, und das wird Folgen haben.

Lässt sich nur fragen, welche.

Und wie schwerwiegend diese werden.

Natürlich wird sie mich nicht köpfen, aber allein die Tatsache, dass es sowieso in letzter Zeit einwenig angespannt zwischen uns war, wegen der Sache mit der Vorstellung, dem Anruf von Mr. Wilson und dem Nachsitzen, wird es trotzdem heftig. Jetzt kommt auch noch meine Aktion dazu, und all das zusammengerechnet, wird seinen Preis haben.

Und zwar einen saftigen.

»Und? Was sagt deine Mum?«, flüstert Hana von der Seite, die anscheinend merkt, wie aufgelöst ich bin. Wobei das keine Kunst ist, schließlich zittern meine Knie, als würden sie durchgeschüttelt werden. Nur Hana kann dies sehen, da sie hinten neben mir im Auto sitzt, weswegen ich mich eigentlich glücklich schätzen müsste.

Es reicht ja schon, dass der Abend wegen mir so schnell zu Ende sein musste und Diana keine Chance mehr hat, noch etwas aus ihm zu schöpfen.

»Noch nichts. Sie hat mich nur angerufen«, antworte ich Hana, gefühlt eine Minute später und versuche leise zu sein, damit Ryle und Diana uns nicht hören. »Sie wird mich töten. Ehrlich, nach allem was in der letzten Woche passiert ist, wird sie ausrasten.«

Als Hana meinen verzweifelten Blick sieht, verzieht auch sie ihr Gesicht mitleidig. »Willst du vielleicht, dass ich mitkomme? Oder sonst irgendwas mache?«

Mein Herz erwärmt sich, denn es ist echt süß, dass sie mir helfen möchte. Aber das ist keine so gute Idee. Denn wenn Mum auch noch sieht, dass ich Hana zum Schutz mitnehme, dann wird sie am Ende noch mehr explodieren. Ich kippe quasi nur noch mehr Inhalt in den ausbrechenden Vulkan. »Danke Hana, dass ist echt lieb von dir, aber ich denke, ich muss da alleine durch.«

Sie nickt verständlich. »Ja... du hast recht. Du schaffst das schon.«

»Hoffen wir es...« Ich hole tief Luft, als ich meine Straße erkenne und mich innerlich darauf vorbereite, dass es jeden Moment soweit sein wird.

Als Ryle das Auto vor meinem Zuhause parkt, atme ich noch einmal tief durch, ehe ich mich an meine Freunde und ihn wende. »War echt schön. Und nochmals danke Ryle, fürs nach Hause fahren.«

Ryle dreht sich um und winkt ab, während ich mich noch einmal an einem halben Lächeln versuche, ehe ich dann aussteige und den anderen noch einmal zuwinke. Mit einem klopfenden Herzen drehe ich mich um und laufe langsam die Veranda hoch. Dabei fällt mir jeder einzelne Schritt schwer, schließlich schlottern meine Beine immer noch und ich verfluche mich im nächsten Moment selbst dafür, so viel Pech zu haben.

Als ich an der Haustür ankomme, höre ich, wie ein Motor aufheult, ehe ich im nächsten Moment ins Haus trete und mich für einen Moment im dunklen Flur wiederfinde. Aber eben nur für einen kleinen Moment, denn gerade als ich aus meinen Schuhen schlüpfe, geht das Licht an und ich stehe Mum gegenüber.

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