Der Erste

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"Psst, du musst leise sein, nicht das doch noch einer wach ist von den Chaoten", meinte Kuro und öffnete die Tür zum Nekoma Gemeinschaftsraum.
Es war dunkel, nur aus einer Ecke war ein flimmerndes Licht auszumachen.
"Ich geh kurz vor und gebe Kenma Bescheid. Mach dir keine Gedanken ich sag keinen Namen", fügte Kuro den letzten Teil hinzu als er seine geweiteten Augen sah.
Tsuki blieb also stehen und fühlte sich immer mehr wie ein pupertierender Jugendlicher den man in ein Zimmr schmuggelte um gemeinsam Zeit zu verbringen. Eigentlich echt peinlich, doch was hatte er für eine Wahl. Zurück konnte bzw. wollte er auf keinen Fall, zumindest nicht heute Nacht.
"Hey Kenma alles klar"? Vom anderen kam nur ein kurzer erkannter Laut.
"Wie ist dein Spiel, spannend", fragte er daraufhin mit einem rhetorischen Unterton.
"Ja wieso", kam es kurz angebunden von dem kleinen blonden Kerl.
"Sag mal gehst du heut noch ins Bett oder willst du die ganze Nacht zocken"?
Tsuki lurrte neugierig um die Ecke.
Kenma drückte kurz auf Pause und sah Kuro neugierig an.
"Was willst du von mir Kuro", fragte er direkt.
Würde er ihm die Wahrheit sagen oder etwas vorlügen? Wieviel wusste der Zuspieler über seinen Capitän und seine insgeheimen Machenschaften mit unschuldigen Jungs.
"Eigentlich will ich gar nichts von dir, naja ich brauche nur unser Zimmer heute Nacht. "
Wow, das war subtiel.
Sein Gegenüber zog eine Augenbraue in die Höhe, fragte jedoch nicht.
"Ich werde eh die ganze Nacht spielen und erst morgen im Bus schlafen, also mach was du meinst". Der deutlich kleinere drückte wieder auf seine Konsole und war sofort abwesend.
"Danke Kenma, viel Spaß noch". Kuro kam auf ihn zu packte ihn an der Hand und schleifte ihn durchs Zimmer und dann den Gang hinab bis zum allerletzten Zimmer.
Er öffnete leise die Tür und schob ihn hinein. Es war dunkel doch Tsukis Augen gewöhnten sich schnell daran und er konnte langsam zwei Schlafmatten ausmachen. Auf der einen Seite stand eine bereits gepackte Tasche mit einer ordentlich gefalteten Jacke darauf und auf der anderen Seite herrschte das reinste Chaos. Überall lagen gebrauchte Kleidungsstücke, Kosmetikartikel oder Handtücher herum.
Es war wohl eindeutig wem welche Seite gehörte.
"Entschuldige ich hab noch nicht gepackt, ich schieb sowas immer vor mir her".
Tsukishima war das egal er war wirklich müde, das weinen hatte zustätzlich Kraft verbraucht, er wusste gar nicht wann er zuletzt geweint hatte, man wie peinlich.
Aus einem Reflex musste er gähnen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du solltest echt schlafen du siehst voll fertig aus", unterstrich der schwarzhaarige seine Geste. Etwas unschlüssig zog Tsuki seine Schuhe aus und stellte sie ordentlich an die Tür. Dann drehte sich um und sah wie Kuro oberkörperfrei gerade ein T-shirt suchte.
Ein starker Rücken, schmale Tailie und ein Hintern der.. Oh man er sollte echt schlafen gehen, sein Hirn lies schon wieder Bilder in seinem Kopf erscheinen die eindeutig nicht dort hingehörten. Schnell schlupfte er aus seinen Shorts und aus dem Pulli und legte sich unter die Decke der einen Matte.
Er schloss schnell die Augen und versuchte nicht zu sehr daran zu denken wo er war und wieso.
Schon fast eingeschlafen bemerkte er wie sich Kuro zu ihm legte und zwar eindeutig zu nah. Dann wurde seine Decke aufgeschlagen und er drückte sich doch tatsächlich von hinten an seinen Rücken. Für einen Moment war er wie erstarrt doch er spürte zarte unschuldige Finger die sachte über seine Seite strichen. Die Wärme und die Geborgenheit die diese Position ihm gab war angenehm und er begann sich langsam zu entspannen. Eine Hand legte sich auf seinen Oberkörper und zog ihn sachte nach hinten.
Ein wohliger Ton entschlüpfte seiner Kehle und er hätte sich ohrfeigen können. "Mach dich mal locker, ich werde nicht über dich herfallen auch wenn ich das vielleicht wollen würde. Du hast zuviel durchgemacht heute und brauchst eher ein paar Streicheleinheiten".
Tsuki konnte das Lächeln hinter sich beinahe spüren. Für so einfühlsam hatte er den anderen nicht gehalten. Manchmal da wunderte er sich über seine Vielschichtigkeit. Im Training war er der ehrgeitzige und anspruchsvolle Capitän, unter seinen Freunden war er der Spaßvogel und wenn er allein war mit ihm, war er der gefühlvolle und zugleich penetranteste Verführer. Zwar war er zwei Jahre älter aber für ihn schien das alles nicht neu zu sein. Wielange verheimlichte er schon das er ab und zu mit Jungs schlief?
Die Frage hielt ihn beständig wach und obwohl es ihm ein bisschen wiederstrebte etwas so persönliches zu fragen musste er es einfach wissen.
Und um sicher zu gehen das er ihn nicht austrickste oder der Frage auswich musste er ihm in die Augen sehen. Also drehte er sich langsam in den Armen des älteren um.
"Ich will dich was fragen", entgegenete er überlegte jedoch sofort ob das wirklich eine gute Idee war.
"Was willst du denn wissen kleine Krähe", säuselte Kuro und strich gedankenverloren über seinen Rücken.
Tsukis Herz setzte einen Moment aus als er den neuen Spitznamen hörte doch dann sammelte er sich wieder und stellte seine Frage: "Wann, wann hast du damit angefangen"?
"Was angefangen", fragte der andere iritiert und sah ihn direkt an. Kei wurde rot und bekam erneut Zweifel aber er musste es wissen.
"Wann hast du damit angefangen.. mit Jungs meine ich. Wann hast du herausgefunden das du... "
"das ich sie mehr mag als nur Freunde", beendete Kuro den Satz und lächelte. Nicht spöttisch und nicht fies sondern ein wenig melancholisch. "Naja ich glaube das erste Mal ist es mir im letzten Jahr in der Mittelschule aufgefallen, als alle auf ein gewisses Mädchen abgefahren sind und ich sie irgendwie nicht so cool fand aber dafür ihren Bruder." Mit so viel Ehrlichkeit hatte er nicht gerechnet.
"Und wann hast du.. " Man wieso brachte er den keine ganzen Sätze mehr heraus, er war doch kein Mauerblümchen.
"Wann ich zum ersten Mal einen geküsst habe, oder das erste Mal Sex"?
Jetzt gab es kein halten mehr Tsukis Gesicht wurde kirschrot und er senkte sofort seinen Blick. Da Kuro so nah bei ihm lag drückte er damit seinen Kopf an seine Brust.
"Hey ich weiß das du es wissen willst, aber du bist echt süß wenn du rot wirst". Kuro strich ihm erheitert über den Kopf und fuhr dann einfach fort: "In meinem ersten Jahr an der Oberschule bin ich einem Drittklässler begegnet der mich dabei erwischt hat wie ich ein paar Jungs von der Basketballmannschaft beobachtet habe. Ich denke er hat sofort gespannt was mit mir los war und naja dann führte eins zum anderen. Als er im nächsten Jahr auf die Uni ging war ich viel selbstbewusster und fing an selbst einen Blick dafür zu bekommen wer.. Naja sagen wir, wer dafür offen ist. "
"Und das hast du in mir gesehen", fragte er neugierig und sah ihn wieder an.
"Nicht direkt aber ich habe es gut aus dir herausgekitzelt oder nicht". Tsuki schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht.
"Bereust du es"?
Tsuki schüttelte viel zu schnell den Kopf bevor er auch nur darüber nachgedacht hatte.
"Ach du kannst so süß sein Tsukishima", meinte Kuro lachend und wuschelte durch seine Haare. Missmutig grummelte er und drehte sich daraufhin wieder auf die andere Seite.
"Hey jetzt sei nicht so, du wolltest es ja wissen".
"Der wievielte bin ich", fragte er zähneknirschend und verschränkte die Arme. Ganz toll er war also wie eine Siegertrophäe für ihn, da konnte er echt drauf verzichten. Genervt stieß er ihn sogar ein wenig von sich.
"Ist das wichtig", fragte Kuro zurück und lies sich von seiner Borstigkeit nicht beirren.
"Irgendwie schon", murmelte er verbissen.
"Wieso ist dir das so wichtig, was macht es für einen Unterschied ob es eins, zwei oder drei waren"? Er wollte es einfach nicht verstehen oder?
Tsuki richtete sich auf und sah ihn direkt an.
"Weil ich wissen will wieviele hier schon in deinen Armen gelegen sind, wie vielen du gefolgt bist um sie zu verführen und wie viele du getröstet hast als die Einsicht über sie zusammenbrach was sie getan hatten", sagte er mit Nachdruck und sah ihn streng an. Er war kurz davor einfach wieder zu gehen. Was hatte er sich nur dabei gedacht die Hilfe dieses aufgeblasenen Spielers anzunehmen, er hatte doch gar keine Ahnung was im Moment in ihm los war. Sie hatten nur eine kurze Affäre gehabt und die würde morgen enden und das mit Tadashi würde er irgendwie klären und dann würde er einfach zurück in sein altes Leben kehren und basta. Er schlug also die Decke weg und wollte bereits nach seinen Sachen greifen als Kuro ihn am Arm fasste und er ruckartig umgedreht wurde.
Doch der andere sah ihn nicht an, er blickte zu Boden und hielt einfach seinen Arm umklammert.
"Lass mich los", fauchte er doch im selben Moment zog ihn sein Gegenüber zu Boden sodas sie wieder auf Augenhöhe waren. "Du bist der erste", murmelte der schwarzhaarige und sah ihn mit einem erschrockenen Blick an. "Was meinst du damit", fragte er verwirrt.
"Na du bist der erste, es lag noch keiner in meinen Armen. Normalerweise trennen sich die Wege danach und man bleibt nicht zum kuscheln. Außerdem habe ich noch nie jemanden verführt, sie haben sich alle freiwillig mit mir vergnügt und ich habe noch nie jemanden getröstet, zumindest nicht aus solch einem Grund." Die Einsicht traf sie beide.
Eine Weile sahen sie sich nur an. Unentschlossen was das nun für sie bedeuten sollte. Ohne ein weiteres Wort legte sich Tsuki wieder hin und der andere tat es ihm gleich. Warme Hände schlangen sich zögerlich um ihn. "Du bist etwas besonderes", flüsterte es in seinen Nacken und er schloss für einen Moment die Augen weil ein Sturm von Gefühlen in ihm tobte. Bis eben hatte er gedacht das er in sein altes Leben zurückkehren konnte wie gehabt, aber jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Aber was wäre das für eine Zukunft, wenn sie wirklich mehr füreinander empfinden würden, sie trennten hunderte von Kilometern, noch dazu war er im ersten und Kuro im letzten Jahr, er würde bald auf eine Uni gehen und dann wäre er vielleicht noch weiter weg?
Außerdem war sich Tsuki immer noch nicht sicher was er für den anderen empfand. "Kei schlaf jetzt kleine Krähe", hörte er ein leises verschlafenes Flüstern hinter sich und erschauderte. Sein Nacken war wirklich sein Schwachpunkt. Doch langsam merkte auch er wie er immer müder wurde und dann im letzten Moment bevor die befriedigende Dunkelheit ihn erreichte fiel ihm etwas ein. Kuro hatte ihn beim Vornamen genannt.

Kurotsuki Wilde GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt