Kapitel 47

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Taehyungs Sicht:

„Wir reiten nun auf das Schoss zu. Genau auf den Vordereingang. Niemand ist hier. Keine Soldaten, keine Wachen. Kein einziger Mensch außer wir.“ flüstert Yoongi hinter mir. Aber auch wenn hier niemand zu sein scheint, kann ich dennoch etwas hören. „Yoongi. Ich höre Schreie.“ flüstere ich noch leiser.

Diese Schreie sind nicht lauter als ein leiser Windhauch. Doch in meine absoluten Dunkelheit, kann ich nur meinen Ohren vertrauen. „Höre nicht hin.“ murmelt er hinter mir und drückt mir eine Hand auf mein linkes Ohr. Mit der anderen Hand muss er scheinbar die Zügel halten.

„Wir müssen um das Schloss herum.“ informiert er mich und das Pferd ändert die Richtung. Es ist viel zu leise. Nach einiger Zeit halten wir an. „Von hier aus müssen wir laufen.“ flüstert er mir wieder zu. Ich werde an der Hüfte angefasst. „Keine Sorge ich bin es.“ meldet sich Prinz Chan und hilft mir von dem Pferd. Yoongi hinter mir, setzt auch ab und legt meine Hand auf seine Schulter.

„Nicht los lassen!“ befiehlt er mir. Schritt um Schritt laufen wir weiter. Vorhin waren noch die Hufe der Pferde zu hören, doch jetzt ist es wirklich still. Es erschreckt mich, dass ich vorhin die Schreie hören könnte, doch jetzt nicht mehr.

„Wieso ist es so still?“ flüstere ich in die Stille hinein. Meine andere Hand wird genommen und auf einer Schulter abgelegt. „Nur zur Vorsicht.“ murmelt Prinz Chan.

Mitten in die Still ist ein Brüllen zu hören. Ein ohrenbetäubendes, animalisches Brüllen. Anschließend kann man wieder menschliche Schreie hören. Mir dreht sich der Magen um. Ich will die Schultern los lassen und meine Hände auf meine Ohren drücken, aber ich werde an beiden Schultern fest gehalten.

„Ich habe gesagt: Nicht los lassen!“ schimpft Yoongi leise mit mir und zieht mich mehr oder weniger weiter. Es kommt wieder eine Phase, da ist es Still. Doch dann kommen wieder dieses Brüllen mit anschließenden Schreien von Menschen.

Es stellen sich mir die Nackenhaare auf, dabei bin ich eigentlich besser dran als alle hier. Alle müssen sie sehen, was dort hinter diesen Mauern passiert, doch ich muss das nicht. Selbst wenn ich meine Augen öffne, kann ich es nicht sehen.

Die Stille wird immer lauter.

Bis sie von dem leisen Krach durchbrochen wird. Wir kommen dem Kampf immer näher.

Mit jedem Schritt kommt ein Geräusch hinzu. Erst höre ich Rufe. Leise rufe. Kann nicht verstehen was sie sagen, doch dann werden sie deutlicher. Sie schreien nach Hilfe. Flehen und jammern. Zu den Schreien kommt das Klirren von Metall, welches auf einander geschlagen wird.

Es kommt das knistern von Feuer hinzu. Das Grollen von Körpern die auf einander treffen.

Dazwischen ist immer wieder das animalische Brüllen zu hören.

Wir biegen um eine Ecke und der leise Krach wird zu einer unendlichen Lautstärke. Der Lärm treibt mir die Tränen in die Augen. Ich kralle mich in das Oberteil meines Begeliters.

„Es tut mir leid, aber du muss los lassen.“ ruft mir der Prinz über den Lärm hinweg zu. Ich versuche meine Finger aus seinem Oberteil zu lösen, doch es fällt mir schwer. Irgendwer hilft mir und löst Vorsichtig meine Finger.

„Wir werden wieder kommen! Das verspreche ich!“ der Prinz ist nah an meinem Ohr und drückt mir seine Lippen auf meine Haare.

Das Herz des DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt