Kapitel 5

3K 107 6
                                    

Ich hatte erwartet, das wir in ein wirklich vornehmes Restaurant gingen, das sich kein normal Sterblicher leisten konnte, doch Harrisson überraschte mich, als sie auf ein einfaches Restaurant zusteuerte das griechische Spezialitäten anbot und gleichzeitig auch als Pub fungierte. Es war zwar trotzdem nicht das Umfeld, in dem ich sonst immer abhing, aber es kam nah dran.

Sofort kam ein Ober an und führte uns zu einem Tisch.

„Was möchten Sie trinken?" fragte er mit starken spanischen Akzent. Er wirkte jung, vermutlich ein Student, der hier dazuverdiente.
„Ich nehme einen Chateau." sagte Harrisson sofort „Und sie einen Tequila."

Mir klappte die Kinnlade herunter, hatte sie gerade einfach so für mich mitbestellt? Ich kniff die Augen zusammen und sah zum Kellner. „Ich mag keinen Tequila. Ich gebe mich mit einen Bier zufrieden."

Der Kellner grinste verständnisvoll. „Kommt sofort, Señorita."

„Por Favor." gab ich in flüssigen spanisch zurück.

Seine Augen wurden groß, ehe er lächelnd los lief.

„Du magst kein Tequila?" sie legte den Kopf schief und musterte mich.

Ich schnaubte. „Nein, wieso gehst du davon aus?"

„Weil du eine Bodvarsson bist und Bodvarssons lieben bekanntlich..."

„...Moment, stopp mal." ich kniff die Augen noch mehr zusammen. „Wenn du noch einmal davon ausgehst, das ich etwas mag nur weil meine Familie Gerüchte darüber verbreitet es zu mögen, dann kill ich dich. Ja ich bin eine Bodvarsson und eine Blake, aber das heißt noch lange nicht, das ich genauso bin, wie die meisten anderen meiner Familie. Ich hasse es, auf meinen Nachnamen reduziert zu werden. Ich kann nichts dafür das ich in diese mächtige, bekannte Familie reingeboren wurde. Schon genug das mich die Patienten immer doof deswegen ansehen. Fang du nicht auch noch an." ich musste mich echt beherrschen um ihr nichts eins um die Ohren zu scheuern, während sie einfach unberührt dort saß.

„Okey, also keinen Tequila." sie lehnte sich zurück und musterte mich schließlich wieder. Ihre Augen wirkten in dem Licht der Bar mehr grün als blau und auch entdeckte ich ein paar Sommersprossen auf ihrer Wange. „Und auch keine Reduzierung auf deinen Nachnamen."

„Genau."

„Eine Frage habe da jedoch noch?" sie saß immer noch mit perfekt geraden Rücken da. Für mich sah das ziemlich ungemütlich aus.

„Und die wäre?" fragte ich, nachdem der Kellner uns die Getränke gebracht hatte.

„Wieso bist du Chirurgin geworden. Müsstest du nicht auf einem Schlachtfeld stehen und kämpfen?"

Ich seufzte. „Mich interessiert der Kampf nicht so sehr, wie es hätte sein müssen. Ich meine ich bin Mythosnachkommin. Ich komm aus einer Familie in der die besten Krieger geboren wurden. Meine Eltern sind Legenden. Aber irgendwie hat mich der Kampf nie interessiert. Ich weiß nicht genau wo dran es lag. Aber ich habe lieber den Verletzen geholfen. Klar ich habe eine einsklassige Kampfausbildung hinter mir, aber ich habe mich für das Heilen entschieden und mich zum Heiler bilden lassen, ehe ich zur Chirurgin wurde."

Heiler waren in den Kriegen genauso wichtig wie die Krieger. Wir Heiler mussten die verletzen Mythosnachkommen verarzten und sie retten. Es war eine große Verantwortung und ich war Stolz darauf, schon so einige Leben in Kriegen gerettet zu haben. Und das hörte man vermutlich auch aus meiner Stimme heraus.

Denn Harrisson nickte schließlich. „Deine Eltern waren nicht begeistert, nehme ich an?"

„Anfangs nein, aber mittlerweile geht's." ich zuckte mit den Schultern: „Aber ist auch egal."

Herzklopfen für zweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt