Kapitel 15

830 23 5
                                    

Nervös zupfe ich ein paar Strähnen aus meinem Pferdeschwanz, damit er nicht mehr so streng aussieht. Ich stehe bestimmt schon seit 20 Minuten vor dem Spiegel, nur um immer wieder etwas an meinem Ouftit, Make-up oder  meiner Frisur zu ändern. Ein letztes Mal schaue ich an mir herunter bevor ich nach unten in die Küche laufe. Mein Outfit besteht aus einer dunkelblauen Jeans und einem weißen Top, das vorne bräunliche Knöpfe hat. Mein Make-up habe ich dezent und natürlich gehalten. Nur etwas Wimperntusche, Concealer und Lipgloss sitzen auf meinem Gesicht. Meine Eltern befinden sich bereits in der Küche als ich unten ankomme. Während meine Mutter an ihrem Kaffee nippt und die Nachrichten im Fernseher interessiert mitverfolgt, eilt mein Vater mit seiner Aktentasche hektisch durch die Küche. ,,Bis später Schatz, ich muss jetzt los." sagt mein Vater zu meiner Mutter und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Als er mich in der Küche entdeckt, wirft er mir ein aufmunterndes Lächeln zu. ,,Viel Spaß in der Schule, du schaffst das schon." sagt er noch und verschwindet in der nächsten Sekunde durch die Haustür. Erst als ich mir das Müsli aus dem Regal neben meiner Mutter  heraus hole, sieht sie verwundert zu mir. ,,Ich glaube du solltest dich beeilen, der Unterricht fängt ja schon in 15 Minuten an und ich bin mir sicher, dass du etwas länger brauchen wirst um den Raum zu finden." Schockiert schaue ich auf meine Armbanduhr. Oh man ich darf nicht an meinem ersten Schultag zu spät kommen! Obwohl ich extra etwas früher aufgestanden bin, habe ich es trotzdem geschafft, spät dran zu sein. Schnell esse ich mein zubereitetes Müsli auf und eile die Treppen hoch, um meine Tasche zu holen. Ich schmeiße einen Block und einen Stift rein und renne wieder die Treppen herunter. ,,Kannst du mich bitte mitnehmen Mom?" frage ich meine Mutter schweratmend am Türrahmen. Den Bus habe ich wahrscheinlich eh schon verpasst und zu Fuß würde ich sicherlich zu spät kommen. ,,Klar aber das werde ich nicht jeden Tag machen." sagt sie mit ernster Miene und holt ihre Autoschlüssel von dem Küchen Tresen.

Nervös laufe ich den Weg zum Sekretariat um meine Unterlagen abzuholen. Als ich die Tür erreiche klopfe ich einige Male an und öffne die hölzerne Türe. ,,Hallo, ich bin Madison Brown und ich bin neu hier. Auf dem Zettel, den ich bekommen habe steht, dass ich mich bei Ihnen melden soll." sage ich verlegen. „Du bist aber spät dran." sagt die junge Frau lächelnd während sie mit ihrem Stuhl zu einem der Stapel hinter ihr rollt und dort mehrere Blätter hervor zieht um sie mir anschließend zu reichen. „Hier ist dein Stundenplan, deine Schließfach Nummer und noch viele andere wichtige Sachen, die du dir zuhause in Ruhe durchlesen kannst. Jetzt würde ich mich aber an deiner Stelle beeilen um nicht zu spät zu kommen, der Raum ist am Ende des Flures, rechts." sagt sie und lächelt mir zu als ich mich bedanke und aus dem Raum verschwinde. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und stelle erleichtert fest, dass ich noch 5 Minuten habe. Während ich mich durch die Schüler schlängele und zu dem Raum laufe, lasse ich meinen Blick auf den Stundenplan in meiner Hand sinken. Erste Stunde Englisch. Das fängt eigentlich schon mal gut an. Schon seit ich denken kann ist Englisch mein Lieblingsfach und bis jetzt war ich auch relativ gut darin. Ich richte meinen Blick wieder geradeaus und schaue auf die Zahlen über den Türen und erkenne, dass ich bereits da bin. Raum 201 lese ich und bleibe vor dem bereits offenem Raum stehen. Einige Male atme ich tief ein bevor ich unsicher in den Raum trete. Zum Glück sitzen erst drei Leute in dem Raum. Ich suche mir einen Platz in der vorletzten Reihe aus und lasse mich angespannt darauf sinken. Ich stopfe die Blätter, die ich vom Sekretariat erhalten habe in meine Schultasche und fische mein Handy heraus um nachzusehen ob mir jemand geschrieben hat. Als das Handydisplay aufleuchtet, entdecke ich eine neue Nachricht von Emma: „Hey, was hast du jetzt?"  Ich bin gerade dabei, ihr zu schreiben, dass ich jetzt Englisch habe, als sich jemand neben mir niederlässt. „Hey" sagt Dylan zu mir und lächelt mir zu. „Hey Dylan." sage ich, froh endlich jemanden zu sehen, den ich kenne. „Wo warst du eigentlich bei der Strandparty? Hab dich irgendwie gar nicht mehr gesehen nachdem du kurz weg wolltest." sagt er nachdenklich und schaut mich fragend an. Oh man stimmt, Dylan und die anderen wissen nicht mal Bescheid, ich habe ja nur Emma erzählt, wo ich war. „Ehm, ich musste leider dringend nach Hause." sage ich schnell. Ich hasse es jemanden anzulügen aber ich will ihm nicht von dem Vorfall mit Ethan erzählen. Dass ich bei Jack übernachtet habe ist mir um so unangenehmer. Schon bei dem Gedanken spüre ich wie meine Wangen rot anlaufen. „Dein Tshirt bekommst du natürlich wieder." füge ich noch hinzu, da mir einfällt, dass ich immernoch Dylans Tshirt zuhause habe. Zu mehr komme ich nicht, denn jetzt tretet auch der Lehrer in den Raum und stellt seine Aktentasche auf den Pult. „Ach nein, du kannst das Tshirt ruhig behalten." flüstert Dylan plötzlich und zwinkert mir zu. Dankbar lächle ich ihn an und lasse den Blick unauffällig durch die Klasse schweifen. Der Raum hat sich inzwischen schon um einiges gefüllt und ich sehe sogar, dass einige Mädchen mir neidische Blicke zu werfen. Wahrscheinlich weil ich neben Dylan sitze oder so. Zu weiteren Gedanken komme ich nicht da mich die  tiefe Stimme des Lehrers aus den Gedanken reißt. „Guten Morgen. Ich hoffe ihr habt eure Ferien genossen." sagt er zu der Klasse gewandt und blättert nachdenklich durch seine Unterlagen. Er zieht ein Blatt heraus und mustert es durch seine Brille genauer. „Wie ich gerade sehe, haben wir eine neue Schülerin. Madison Brown? Ist sie hier?" er schaut sich in der Klasse um. „Ja, ich bin hier." sage ich und hebe meine Hand um ihn auf mich aufmerksam zu machen. „Möchtest du mal kurz nach vorne kommen und dich der Englisch Klasse vorstellen?" fragt er mich. Nein eigentlich möchte ich nicht. Eigentlich habe ich schon den gesamten Morgen gebetet, dass ich das hier nicht machen muss. Aber das sage ich natürlich nicht. Stattdessen kommt nur ein „Ja." aus meinem Mund. Langsam erhebe ich mich von meinem Platz und laufe nach vorne bis ich neben dem Pult zum Stehen komme. „Ich bin Madison Brown und bin 16 Jahre alt. Ich komme aus Portland und meine Hobbys sind mich mit Freunden treffen und Musik hören." Da mir nichts mehr einfällt, was ich noch sagen kann, laufe ich zurück zu meinem Platz und setze mich wieder hin.

Als die Klingel zum Unterrichts Schluss läutet, springen fast alle Schüler beinahe schon gleichzeitig auf und sprinten zu der Tür um so schnell wie möglich in die Pause zu gelangen. Der Unterricht verging relativ schnell, wahrscheinlich da wir nur organisatorische Sachen besprochen haben und somit noch keinen richtigen Unterricht gemacht haben. Auch ich packe schnell meine Sachen in meine Schultasche und laufe zur Tür, wo Dylan schon auf mich wartet. „Und? Isst du mit uns in der Schulcafeteria?" fragt er mich während wir aus dem Raum laufen. „Ja klar gerne." Ich lächle ihm zu. „Ich würde davor nur noch gerne zu meinem Schließfach gehen, um dort ein paar Sachen abzulegen." erkläre ich ihm und schaue zu ihm auf. „Klar also ich würde sagen wir treffen uns dann einfach vor der Cafeteria, die ist übrigens am Ende des Flures dort." Er zeigt mit dem Finger in die Richtung. „Okay bis dann." rufe ich ihm über die Schulter zu während ich zu meinem Schließfach laufe.

Lost in his eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt