Sie ist schon zu lange hier. Jeder Schritt, jeder Gedanke, jedes Blinzeln erzeugt eine so grosse Spannung in ihrem Kopf, dass er zu platzen droht. Sie weiss, dass nur der Knopf am Ende des Ganges frische Luft bringen würde. Die Spannung wird noch grösser als ihr klar wird, dass es plötzlich still ist. Das Licht brennt noch aber wie lange kann das noch andauern? Wenn sie es jetzt nicht schafft an den Knopf zu gelangen, würde sie noch eine viel längere Zeit hier verbringen. Was ist nur geschehen? Die Luft ist zu sticking um zu denken, der Schädel drönt und sie hat keinen festen Halt. Abermals kracht sie zu Boden. Dabei fällt ihr etwas aus der Hand. Was ist es? Verschwommen sieht sie das glühen nicht weit von ihrem Gesicht entfernt. Noch einen Zug, nur noch einen, der letzte Zug, den braucht sie noch, dann geht sie nach Hause. Aber wie kommt sie hier raus? Der Knopf scheint unerreichbar zu sein. Sie nimmt den letzten Zug und zerdrückt das heisse, gerollte Papier in ihren Finger. Der Schmerz lässt sie zusammenfahren. Sie kommt hier nie wieder raus. Niemand ist da und das Hämmern und Dröhnen bringt sie bald um. Jemand will sie umbringen, ganz sicher. Der Knopf ist ihre einzige Hoffnung. Das Licht geht aus. Scheisse. Die ganze Welt setzt sich in Bewegung und das Dröhnen wird stärker. Sie gibt auf. Es hat keinen Sinn mehr weiter gegen den Schmerz des Zerreissen anzukämpfen. Das Hämmern wird dumpf, das Dröhnen verschwindet. Stille. Endlich Stille.
23.05
In der Nacht auf Heute Donnerstag wurde in einem Wagen im Berner Zugdepot der SBB eine Frau mitte dreissig tot aufgefunden. Laut der Polizei handle es sich bei der Todesurache um eine Überdosis. Sie habe den letzten Zug von Münsingen nach Bern genommen, sei an der Endhaltestelle nicht ausgestiegen und kurz darauf unbemerkt gestorben. Ob es sich um einen Unfall oder Mord handle könne man noch nicht sagen. Die Polizei ermittelt.
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Einen letzten Zug
Short StoryEingesperrt und fast am Ende. Die einzige Hoffnung ist ein Knopf am Ende des Ganges.