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Ich brauchte einige Momente, bis ich mich an die Worte des Arztes erinnerte. Er hörte mich vielleicht. „Ney? Hörst du mich?", mir fiel auf wie dumm diese Frage war. Selbst wenn er mich hören konnte, er konnte mir nicht antworten. Ich griff nach seiner Hand und legt sie in meine.

„Ich weiß nicht, ob du mich an meiner Stimme erkannt hast? Falls nicht sage ich es dir noch einmal. Ich bin es, Kylian. Dein Arzt hat mir gesagt, dass es sein kann, dass du mich hörst. Ich hoffe jetzt einfachmal, dass es so ist. Du weißt wahrscheinlich nicht wo du bist, oder was passiert ist. Du bist im Krankenhaus, dir geht es nicht gut, das hat mir dein Arzt auch gesagt", ich beschloss ihm nicht zu sagen, dass er im Koma lag und jeden Moment sterben konnte. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es ihm helfen würde, wenn ich ihm sagen würde, dass er in der Türschwelle zum Tod stand und sie sogar schon einmal überschritten hatte. Ich wollte nicht, dass er wusste wie schlecht es wirklich um ihn aussah. Ich wollte einfach das er wieder aufwachte und ich ging einfach nicht davon aus, dass er das tun würde, wenn er wüsste, was genau passiert war und wie es um ihn stand. Deshalb entschied ich mich dazu ihm etwas zu erzählen, was früher immer schöne Erinnerungen bei ihm wachgerufen hatte, vielleicht würde das jetzt ja auch funktionieren. Ich musste einfach hoffen. Das war sowieso das einzige, was mir wirklich übrigblieb. Hoffnung. Ich konnte mich nicht mehr auf das Wissenschaftliche berufen, wie ich es schon so oft getan hatte, denn da waren die Aussichten sehr schlecht. Deswegen entschied ich mich dazu auf die simple und einfache Hoffnung zu setzten. Ich musste einfach hoffen, dass ihm meine Erzählungen über seine Familie, über seinen Sohn, über seine Freunde, über uns und über unsere letzten Erinnerungen helfen würden, um zu kämpfen. Ich musste einfach hoffen, dass ich ihn durch schöne Erinnerungen und Liebe zum Kämpfen überreden konnte. Ich musste einfach hoffen, dass ich ihm genug Kraft schenken konnte, damit er diesen Kampf überstand.

„Du hattest einen Autounfall, deswegen bist du jetzt hier. Du warst gerade auf dem Rückweg nach Hause, weil du den Tag bei Lucca verbracht hast, deinem Sohn. Der Kleine hat sich unglaublich gefreut, als du ihm heute Morgen gesagt hast, dass ihr den Tag zusammen verbringen würdet. Weißt du noch, als du das Training geschwänzt hast, damit du zu Lucca konntest? Es gab keinen bestimmten Grund, wie einen Geburtstag oder so, weshalb du zu ihm wolltest. Du hattest einfach das Gefühl, dass es mal wieder an der Zeit war etwas mit ihm zu machen. Deswegen hast du ihn von der Schule freigestellt und hast dich beim Training entschuldigen lassen. Mit ihm zusammen bist du dann einfach in dein Cabrio gestiegen und dann seid ihr zusammen einfach drauflosgefahren. Du wolltest mit ihm ans Meer und so seid ihr bis Le Havre gefahren. Es war einfach eine typische Aktion von dir. Obwohl Lucca und du beide etwas vorhattet, bist du einfach so mit ihm weggefahren. Es war eine Vater-Sohn Aktion und hat euch beiden unglaublich viel Spaß gemacht. Du hast mir am Abend erzählt, wie ihr am Strand spazieren gegangen seid. Wie du Lucca trotz dessen, dass er komplett angezogen war, ins Meer geworfen hast. Zusammen habt ihr dann eine Wasserschlacht veranstaltet. Dann seid ihr zu ein paar Klippen gegangen. Dort habt ihr eure nassen Klamotten ausgezogen und sie in der Sonne trocknen lassen. Ihr habt fangen gespielt und du hast ihn gewinnen lassen. Der Kleine hat sich so sehr darüber gefreut, dass er es mir eine Woche später immer noch vor Freude strahlend erzählt hat. Am Abend seid ihr dann zurückgefahren. Du hast Lucca wieder nach Hause gebracht und bist dann zu mir gekommen. Ich wollte dir gerade einen Vortrag über unverantwortliches Verhalten halten, als du mich einfach geküsst hast. In diesem Kuss lag so viel Glück und Liebe, dass ich gemerkt habe wie gut dir dieser Tag mit deinem Sohn getan hat. So sind wir dann zusammen noch einmal raus gegangen und an der Seine spazieren gegangen. Währenddessen hast du mir dann erzählt was ihr alles gemacht habt. Oder erinnerst du dich noch an den Geburtstag deiner Mutter vor zwei Jahren? Wir sind beide zusammen nach Brasilien geflogen. In deinem Elternhaus haben wir dann in einem kleinen Kreis gefeiert. Es waren bloß deine Schwester, deine Eltern, Lucca, du und ich da. Du wusstest, wie wichtig ihr die Zeit mit dir ist. Deswegen fliegst du auch so oft wie du kannst nach Brasilien, um sie zu besuchen. Doch an ihrem Geburtstag wolltest du ihr eine ganz besondere Freude machen. Du hast dir überlegt, was das Wertvollste ist, was du ihr schenken könntest. Schnell ist dir bewusst geworden, dass es nichts Materielles ist. Das Wertvollste, was man einer Mutter schenken kann, ist Zeit mit ihren Kindern. Deshalb hast du ihr zum Geburtstag eine Reise geschenkt. Dabei ging es aber gar nicht um die Reise. Dass das Ziel die Philippinen war, war Nebensache. Es ging viel eher um die drei Wochen, die du, deine Mutter und deine Schwester in der nächsten Pause zusammen verbringen wolltet. Deine Mutter hat vor Freude geweint, sodass auch du nicht alle Tränen zurückhalten konntest. Es war ein unglaublich schöner Anblick zusehen, wie deine Schwester, deine Mutter und du dort Arm in Arm standen. Es war wahrscheinlich das beste Geschenk, das du deiner Mutter je machen konntest und ich glaube, das weißt du auch. Später, als es dann soweit war und eure drei Wochen beginnen sollten, warst du voller Vorfreude. Du warst unglaublich aufgeregt und hast schon einen Monat vorher von nichts anderem mehr geredet und wahrscheinlich jeden damit genervt. Allerdings haben dir immer nur alle zu gelächelt, denn sie wussten ganz genau, wie wichtig dir deine Mutter und deine Schwester sind. Sie haben es dir alle gegönnt und dir gerne zu gehört, wenn du über den Urlaub geredet hast. Mir ging es genauso, ich habe mich so sehr für dich gefreut, dass ich es genossen habe dir zu zuhören und mich mit dir gefreut habe. Zwar hieß dieser Urlaub, dass wir uns drei Wochen nicht sehen konnten und dass du Lucca nicht sehen konntest. Allerdings fand dieser deine Idee, dass er die drei Wochen bei mir verbringen könnte mindestens genauso toll. Spätestens, als ich Lucca dann vorgeschlagen habe, dass wir auch zusammen in den Urlaub fliegen könnten, wenn du einverstanden wärst, war der Kleine Feuer und Flamme und fand es überhaupt nicht mehr schlimm drei Wochen ohne seinen Vater zu verbringen. Als du von deiner Reise mit deiner Mutter und deiner Schwester wiederkamst, warst du so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Es war nicht so, dass du davor unglücklich warst oder so, aber man hat merkt, dass diese drei Wochen nur mit deiner Familie etwas mit dir gemacht hatten, etwas Positives. Erinnerst du dich noch an den Tag, an dem wir zusammengekommen sind? Wir wussten beide schon vorher, dass wir in einander verliebt sind, das war mehr als offensichtlich. Immer wieder hast du schüchtern nach meiner Hand gegriffen, immer wieder haben wir die Nähe des anderen gesucht. Irgendwann hatte Kevin dann keine Lust mehr sich das anzutun und hatte uns zusammen in die Mannschaftsdusche gesperrt. Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass die andern nach dem Training auch duschen wollen, weshalb an dem Tag alle zu Hause duschen mussten. Doch seine Aktion hatte Erfolg. Wir saßen zwar eine ganze Zeit lang einfach nur so in den Duschen und haben uns angeschwiegen, doch Schluss endlich hatte ich dann auch keinen Bock mehr auf dieses schüchterne. Deshalb bin ich schlussendlich aufgestanden und habe dich einfach geküsst. Du hast später jedem erzählt, dass du mich geküsst hättest, aber das war mir egal. Mir war nur wichtig, dass wir uns geküsst hatten und dass wir endlich zusammen waren. Genau genommen hatten wir es also Kevin zu verdanken, dass wir heute ein Paar sind. Ich liebe dich Ney, bitte denk daran wo auch immer du gerade bist. Ich möchte das du weißt, dass ich immer für dich da bin und das ich dich liebe. Du bist das wichtigste in meinem Leben und definitiv der Mittelpunkt von diesem. Ich will das es dir gut geht und egal wie schwer es dir jetzt auch erscheint, bitte komm zurück zu mir, bitte leg deine Lippen wieder auf meine, weil ich dich liebe", beendete ich meinen Vortrag. Dann beugte ich mich vor und legte meine Lippen vorsichtig und zärtlich auf die Stirn meines Freundes. Ich küsste diese und kurz darauf legte ich meine Lippen auch noch einmal auf seine Hand. Ich liebte diesen Mann und es tat so unfassbar weh ihn so verletzt und kaputt zu sehen, auch wenn er nicht mal richtig anwesend war. Ich wollte nur, dass er wieder gesund wurde und dass es ihm gut ging, mehr wollte ich gar nicht und ich betete, dass das nicht zu viel verlangt war. 

...

So, dass war es dann auch schon wieder, vielen Dank an @dreaming_t für das überarbeiten dieses Kapitels, bis nächste Woche :)

Kommentar von @dreaming_t

[I'm not crying, you are😭😭😭Ich will durch den Bildschirm und mein Baby umarmen... er wird zurückkommen, du bekommst ihn wieder, egal, was der Arzt sagt<3]


Wenn 48 Stunden alles entscheiden ~ Neymar x Mbappe (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt