Kapitel 2: Der Anfang... (vom Ende?)

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Alfreda stöhnte, als sie langsam wieder zur Besinnung kam, wälzte sich einige mal in dem, zugegebener Maßen, unbequemen Bett hin und her und schlug dann ein Auge auf. Benommen blickte sie sich in dem Zimmer um. Gegenüber von ihrem Bett, welches an der Wand stand, stand ein zweites Bett, welches aber unberührt aussah. An dem Kopfende ihres Bettes stand ein kleines Nachttischchen mit einer Kerze darauf. Ebenfalls erkannte sie einen kleinen Kleiderschrank an einer Wand. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch, an welchem Professor Abronsius saß. „Professor?", fragt die Studentin mit dünner Stimme, wobei sie sich vor dem Kratzen in ihrer Stimme selbst erschrak.

„Alfreda? Mädchen, Gott sei Dank du bist endlich wach!", freute sich der Professor schon fast. Für Alfreda war es beinahe ein Wunder, dass ihr Mentor für seine Verhältnisse viele Emotionen, im Bezug auf andere Lebewesen, ausgenommen Fledermäuse, zeigte. Professor Abronsius war ein Mensch, der nicht viele soziale Kontakte hatte, dementsprechend schwer fiel es ihm zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Er konnte einfach im Bezug auf Menschen kaum Gefühle zeigen. Alfreda störte sich nicht weiter daran, immerhin war er sonst ja sehr nett zu ihr. „Sag, wie geht es dir? Ich habe von der Magd erzählt bekommen, was passiert ist! Du hast mich gerettet und bist selbst bis an deine Grenzen gegangen, sodass du sogar ohnmächtig geworden bist. Das ist wirklich sehr interessant! Zu was Menschen, sogar Frauen, fähig sind in Notsituationen... das muss man wirklich näher erforschen", erklärte der Professor die Situation und zog kurz darauf sein kleines Notizbuch aus dem Papierberg auf dem Schreibtisch. Keine zwei Sekunden später fing er wie wild an zu schreiben. Nach einiger Zeit meinte er noch:„Ach und Alfreda... danke" und lächelte leicht, jedoch ohne von seinen Notizen aufzublicken.

„G-gerne Herr Professor... es ist ja auch meine Pflicht. Es gibt hier doch sicher ein Bad, oder? Ich würde nämlich gerne-", sagte sie anschließend.

„Natürlich, Mädchen, das ist ja auch verständlich. Da schau, da ist das Bad. Geh ruhig und lass dir Zeit!", deutete er auf eine Tür.

Was ist denn in den Professor gefahren? So nett war er ja noch nie, die Studentin stand auf, grinste leicht bei diesem Gedanken, nahm sich aus ihrer Tasche frische Kleider und ging dann langsam in Bad. Dort standen schon zwei große Eimer mit dampfend heißen Wasser.

„Ach und Mädchen, ich habe den Wirt gebeten, Wasser hoch zu bringen. Ich war mir sicher, dass du baden möchtest", meinte der Professor, als sie die Tür nicht schloss.

„Danke", sagte sie nur überrumpelt und schloss langsam die Tür. Das gemurmelte ‚Gerne' hatte sie aber noch gehört. Erneut innerhalb kürzester Zeit musste sie wieder über das Verhalten des Professors lächeln. Überfordert von der ganzen Situation ließ sie sich gegen die Tür fallen und lehnte eine Weile an dieser. Er hat sich also wirklich Sorgen gemacht. Er hat, glaube ich, auch nicht geschlafen... zumindest sagen die Schatten unter den Augen das und sein Bett sah nicht so aus, als ob er darin gelegen hätte..., die Studentin grübelte noch eine Weile, entschloss sich dann aber dies aufzugeben. Jetzt erst blickte sie sich in dem Badezimmer um. Es war relativ schlicht eingerichtet, in der Mitte des Raumes stand ein kleiner Badezuber, daneben zwei Eimer mit dampfendem Wasser, die der Professor gerade erwähnt hatte. Gegenüber von ihrer Tür gab es eine weitere Verbindungstür in das Badezimmer. Alfreda machte sich vorerst darüber aber keine Gedanken. Schließlich goss sie den ersten Eimer in die Badewanne.

Prompt flog die weitere Verbindungstür in das Badezimmer auf. „Entschuldige mich bitte, aber du willst baden, oder?", fragte ein junges, braunhaariges Mädchen.

„Ehm, ja, ich war gerade dabei...", antwortete Alfreda verdutzt.

„Oh, entschuldige, ich habe mich noch nicht vorgestellt, oder? Ich bin Sarah. Meinem Papa gehört das Gasthaus hier!", lächelte sie immer noch fröhlich.

„N-nett dich kennen zu lernen! Mein Name ist Alfreda, ich stud-", wollte die Studentin anfangen sich vorzustellen.

Genau in diesem Moment wanderte Sarahs Blick an ihr herunter und ihre Augen wurden immer größer, als sie das Nachthemd an der Studentin entdeckte. Erst jetzt betrachtete sie sich selbst und war für die Umstände wenig überrascht darüber, dass sie ihr Nachthemd trug. So wie der Professor sich um sie gesorgt hatte, war das ja auch nicht verwunderlich gewesen, dass er mit Sicherheit eine andere Frau, beispielsweise die Magd, beauftragt hatte, sie umzuziehen! „Du bist ein Mädchen?!", quietschte Sarah.

„Ähm... ja, ist das jetzt schlimm? Also, ich meine-", die Studentin brauch ab, als sich Sarahs Mine schlagartig von erschrocken und panisch in bewundernd und sehnend veränderte.

„Oh, du musst mir alles erzählen! Wieso bist du denn wie ein Junge angezogen? Magda hatte mir erzählt, dass sie sich sicher war, dass du ein Junge bist und außerdem, was macht ein Mädchen auf einer Forschungsreise? Und dann kommt ihr ja auch noch aus... ehm Königsberg... wo liegt das denn? Und überhaupt, warum seid ihr eigentlich hier? Dein Professor macht auf mich nicht mehr den fittesten Eindruck. Gut, ich gebe zu, ich habe ihn nur durch das Schlüsselloch gesehen, aber trotzdem!", plapperte das Mädchen drauf los.

„N-naja, anders wäre es einfach zu umständlich gewesen und außerdem mag ich einfach keine Kleider. Weißt du, es ist so unbequem und mit Hosen fühle ich mich einfach viel wohler... naja, das passiert mir öfters, dass ich für einen Jungen gehalten werde. Ist aber auch nicht verwunderlich bei der Kleidung. Auch bei meiner Haarlänge werde ich eh immer schief angeschaut... die Leute können das einfach nicht verstehen", sie deutete auf ihre relativ kurzen Haare, die ihr etwas über die Schultern reichten, „und ich habe sie ja meist hochgesteckt, dass sie noch kürzer aussehen... Ja, wir kommen aus Königsberg. Das liegt im deutschen Kaiserreich. Wusstest du das nicht? Naja, wir erforschen Fledermäuse... und was den Professor angeht... er ist fitter als er aussieht", lächelte die Studentin. „Aber tu mir doch bitte einen Gefallen und lass mich ein Bad nehmen, bevor das Wasser kalt ist... ich möchte mich etwas entspannen. Ich denke- Magda hieß deine Freundin? - wird dir erzählt haben, was alles vorgefallen ist. Ich dachte wirklich nicht, dass ich es lebend hier her schaffe...", erklärte die Studentin dann weiter.

„Oh ja, natürlich. Kein Problem. Naja, Papa meint, ich brauch nicht zur Schule zu gehen und etwas zu lernen... ich werde ja eh mal nur Hausfrau... aber sag mal, darf ich nach dir das Bad benutzen? Papa will eigentlich nicht, dass ich baden gehe aber wenn ich dein Wasser benutzen darf, dann merkt er gar nichts!", flehte sie schon fast.

„Na, wenn du willst... aber dein Vater wird doch einen Grund haben, warum-". „Oh, vielen Dank du bist einfach super", kam die Studentin nicht weiter, da sie von Sarah unterbrochen wurde. Diese verschwand kurz darauf in ihrem Zimmer, Alfreda vorher noch erklärend, dass sie einfach klopfen solle, sobald sie fertig sei. Beim raus gehen deutete sie noch auf einen Hocker, auf dem Seife und Handtücher lagen. Dann fiel die Tür ins Schloss.

„So ein Bad wirkt wirklich Wunder...", nuschelte die Studentin zufrieden vor sich hin und öffnete nach gefühlten 10 Minuten des Herumliegens widerwillig die Augen, sie konnte ja nicht ewig untätig in dem, zugegebener Maßen sehr schlichten, Holzzuber sitzen. Schließlich setzte sie sich schwerfällig auf und griff nach der Seife auf dem Stuhl. Erst da fiel ihr auf, dass neben der Seife auch ein Schwamm lag. Sie konnte sich schon vorstellen, wer sie damit bestechen wollte, dass eben jene Person auch wirklich an ihr Bad kam. Leicht die Augen verdrehend griff sie nach beidem und begann sich zu waschen. Nachdem sie auch ihre Haare gewaschen hatte, quälte sie sich schon fast aus dem, immer noch sehr warmen, Badewasser heraus. Schließlich zog sie sich wieder richtig an. Ihre Sachen, die sie in der letzten Nacht getragen hatte, mussten wirklich gewaschen werden, daher musste sie wohl oder übel mit ihrem Rock vorliebnehmen. Wobei sie sich darüber ja nicht beschweren wollte. Diesen Rock hatte sie schon jahrelang und er ist einer der wenigen Kleidungsstücke, der keine Hosenbeine hatte, den sie wirklich mochte Er war in der Farbe ihrer Hose und reicht ihr etwa bis übers Knie. Als sie ihn bekommen hatte war er zwar deutlich länger und auch, obwohl er noch ausgelassen wurde, ist sie einfach zu sehr gewachsen. Das sollte ihr aber recht sein, sie hatte noch nie etwas für lange Röcke übrig gehabt. Und dann hatte sie noch ihren Lieblingspullover. Er war in einem dunklen Rotton gehalten, der sehr stark an den ihrer Jacke erinnerte. Diesen trug sie aber nur in den seltensten Fällen, da er ja schließlich nicht schick genug war.* Nachdem sie ihre Haare ausgebürstet hatte, ging zu der Verbindungstür und wollte Sarah Bescheid geben, dass diese nun das Bad haben könne.„Ach, du bist einfach super! Danke, dass du dran gedacht hast. Die meisten Gäste versprechen es bloß, halten es aber nicht.", die Wirtstochter freute sich sichtlich und drückte sich an Alfreda vorbei ins Bad.

„Na dann viel Spaß", lachte die Studentin und ging durch das Bad wieder zurück in das Zimmer, das sie mit dem Professor teilte.

„Ah, Alfreda! Da bist du ja wieder. Hör zu, ich habe gestern Abend und auch schon heute Morgen mit den Gästen und dem Wirt geredet... und ich bin mir sicher, dass es hier Vampire gibt! Stell dir das nur vor! Dafür bekomme ich sicher den Nobelpreis!", plapperte der Professor los, als Alfreda den Raum betrat.„D-das ist doch wirklich schön, Herr Professor... aber sind Sie sich da auch sicher?", fragte die Studentin mit leicht hochgezogener Augenbraue.„Eh. Hehe... nun ja, so direkt nicht. Aber sie alle haben verräterisch auf meine Fragen reagiert und dieser Dorftrottel meinte, dass es wohl ein Schloss in der Gegend gäbe. Leider haben ihn die anderen unterbrochen, bevor er mir mehr erzählen konnte", erklärte der Professor schon fast wehleidig.„Das ist durchaus seltsam. Aber wir sollten erst noch etwas recherchieren, bevor wir weitergehen. Nochmal haben wir sicher nicht so ein Glück, sollten wir uns verlaufen...", dachte die Studentin laut nach.„Apropos Glück! Wie hast du eigentlich hier hergefunden?", wollte der Professor nun wissen.„J-ja also... das ist eine wirklich komische Geschichte, wissen Sie. Als ich auf der Suche nach Ihnen war, da habe ich einen jungen Mann getroffen... er war so freundlich und hat mir geholfen und hat mich dann auch hier her gebracht-", erklärte die junge Studentin ihrem Mentor. „Warte, ein junger Mann? Um diese Uhrzeit? War er irgendwie auffällig? Wohlmöglich ein Vampir?", unterbrach ihr Mentor sie.Ich glaube, es ist keine so gute Idee, ihm jetzt alles zu erzählen, sonst sitze ich hier bis übermorgen fest... und ich will doch nur etwas essen. Er musste ja schließlich nicht mich bis hier her tragen...„N-nein, Herr Professor, mir ist nichts aufgefallen. Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden. Ich würde gerne unten in der Wirtsstube fragen, ob ich etwas zu essen haben könnte", erklärte die Studentin ausweichend und merkte augenblicklich, dass sie einen roten Kopf bekam. Ach verdammt auch, warum konnte sie nur so schlecht lügen?„Na gut. Dann geh mal. Aber denk nochmal nach, ob dir nicht doch etwas aufgefallen ist. Ja?", nickte der Professor entlassend.„Mach ich, Herr Professor", ging die Studentin aus der Tür und begab sich nach unten.

Als Alfreda die Treppe herunterkam, richteten sich alle Augen auf sie und man konnte förmlich sehen, wie die Augen der meisten Besucher und der Wirtsfrau immer größer wurden.Hört das denn nie auf?, dachte die Studentin, innerlich die Augen erneut verdrehend. Unbeirrt ging die Brünette aber auf die Wirtsfrau zu und lächelte sie leicht an. „Entschuldigen Sie bitte, aber hätten Sie vielleicht etwas Kleines zu essen für mich? Ich bin wirklich hungrig", erklärte die Studentin.„Az isten szerelmére, te lány vagy?!**", rief die Wirtsdame nun aus, woraufhin sie nur einen fragenden Blick der Studentin erntete. Fast genau im gleichen Moment kamen die Magd und der Wirt hinzu, die sie beide genauso anschauten. Einziger Unterschied war, dass die Magd eher grinste und die Situation erheiternd fand. Nachdem der Wirt seiner Frau etwas auf Ungarisch sagte, schaute die entgeistert zwischen ihm und der Studentin hin und her, atmete einmal tief durch und wand sich dann an die Studentin: „Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht verärgern, aber ich habe seit gestern angenommen, dass du ein Junge bist", entschuldigte sie sich.„Ach, das macht doch nichts. Erstens habe ich sowieso nicht verstanden was sie gesagt haben und sie werden mich schon nicht beleidigt haben", winkte die Studentin ab. Zu Beginn hatte sie sich immer schrecklich darüber geärgert, wenn sie jemand, aufgrund ihres Aussehens, anging. Nach einer Weile hatte sie jedoch eingesehen, dass dies nichts brachte und versuchte jetzt mehr oder minder darüber zu lachen.„T-trotzdem, das ist mir wirklich unangenehm. Du wolltest etwas essen, nicht? Magda! Bring dem Mädchen etwas zu essen!", herrschte sie die Magd an und scheuchte sie schon halb in die Küche. Nachdem die Wirtsfrau, die sich ihr auf dem Weg zum Tisch als Rebecca vorgestellt hatte, ihr einen freien Tisch zugewiesen hatte, konnte Alfreda ihre Neugier nicht mehr zurückhalten. „Ich hätte noch eine kleine Frage... in den meisten Büchern die diese Gegend erwähnen wird geschrieben, dass die Menschen hier nur Rumänisch und einige Dialekte davon sprechen. Wie kommt es, dass Sie Deutsch können? Ich bezweifle, dass es hier viele deutschsprachige Reisende gibt", grübelte die Studentin schon fast.„Da hast du allerdings recht! Weißt du, ich selbst komme aus einem kleinen ungarischen Dorf nahe der österreichischen Grenze. Dort ist es üblich, dass man auch deutsch spricht. Mein Mann kommt von hier und hat dieses Gasthaus von seinen Eltern übernommen. Ich habe ihn in meinem Dorf kennengelernt, als er auf einer Reise war. Es war praktisch Liebe auf den ersten Blick. Er hat dann für mich deutsch und ungarisch gelernt und ich rumänisch. Ich hatte in meinem Heimatdorf fast nichts und als ich schwanger wurde, war es klar, dass ich hierher ziehen würde. Unser Leben mag zwar bescheiden sein, aber es könnte schlimmer sein. Und Magda kommt aus einem kleinen Dorf nahe Weimar. Ich kannte ihre Eltern, leider sind diese verstorben, als sie gerade 17 wurde. Wir haben sie dann bei uns aufgenommen und seitdem geht sie mir hier zur Hand", erklärte die Wirtsfrau. Kurz darauf kam Magda mit einem Teller Suppe wieder und stellte diese Alfreda auf den Tisch. Alfreda bedankte sich und begann zu essen. Die heiße Suppe tat wahre Wunder und Alfreda fühlte sich mit jedem Löffel um einiges besser. Nach einer Zeit, in der sich Rebecca und Magda wieder an die Arbeit gemacht haben kam die 22-jährige Magd erneut an den Tisch der Studentin, setzte sich ihr gegenüber hin und sah sie eine Weile nur ernst an.„Hör zu, ich kann verstehen, dass du ein paar Jungs eventuell etwas beweisen willst, aber es gibt hier in der Gegend wirklich Vampire. Ich darf darüber normalerweise nicht reden, aber wenn du nicht jetzt schon deinem Ende entgegengehen willst, dann geh wieder heim! Es waren schon öfters Leute hier, die Vampire erforscht und gejagt haben und die haben wir nie wiedergesehen. Hör auf mich, dass wird kein gutes Ende nehmen!", kurz darauf sprang die Magd auf, als sie den Wirt sah, der sie misstrauisch beobachtete und lies eine ziemlich nachdenkliche Alfreda zurück, die sich wieder auf ihr Zimmer begab, als sie aufgegessen hatte.

Kurz bevor sie jedoch die Tür öffnete, hielt sie inne, sah den Gang hinunter zu Sarahs Tür. Sie mag mich ja anscheinend... ich frage mich, ob sie..., überlegte die Studentin, immer noch an Magdas Worte denken und begab sich zu besagter Tür und klopfte vorsichtig.„Ja?", ertönte kurz darauf eine Stimme.„Sarah? Ich bin's, Alfreda. Hast du einen Moment für mich?", fragte die Studentin. Kurz darauf flog auch schon die Tür auf und Sarah zog die junge Studentin begeistert in ihr Zimmer. Alfreda sah sich etwas verwirrt um. Gefühlt hing alle zwei Zentimeter eine Knoblauchkette.„Wunder dich nicht. Mein Papa meint, ich könnte von einem Vampir entführt werden. Deshalb sperrt er mich hier drin ein", erklärte die Wirtstochter ungerührt.„D-deswegen wollte ich mit dir reden. Magda meinte, ich soll wieder zurückfahren. Es wäre gefährlich, wenn man Vampire erforscht. Kannst du mir da mehr zu erzählen?", fragte Alfreda nun.„Natürlich kann ich das! Also es gibt hier in der Nähe ein Schloss, auf dem ein Graf wohnt. Die Dorfbewohner meinen, er sei ein Vampir, weil man ihn fast nie sieht und wenn, dann nur nachts. Und es verschwinden auch immer wieder Leute aus dem Dorf... ich finde es ehrlich gesagt weniger beängstigend. Ich habe ihn einmal gesehen, als er im Dorf war. Von meinem Fester aus", sie deutete auf ihr kleines Fenster, „auf jeden Fall fand ich ihn sehr imposant. Er hatte eine wirklich atemberaubende Ausstrahlung.", schwärmte Sarah. Alfreda nickte nur zu der Erklärung. „Weiß man sonst noch mehr?", hackte sie nun nach.„Naja, es heißt, er holt sich einmal pro Jahr ein junges Mädchen auf sein Schloss und beißt sie dann. Deswegen hat Papa ja auch solche Angst um mich. Und er soll einen Sohn haben. Er hat, sagt man, helle lichtblonde Haare und verdreht angeblich jedem den Kopf. Wirklich jedem", erklärte sie weiter.„Wirklich interessant. Ich danke dir, dass du mir das alles erzählt hast", die Studentin wirkte nachdenklich.Sollte das wirklich der junge Mann von gestern Nacht sein? Es würde mich ehrlich gesagt nicht wirklich wundern... aber was meinte sie mit der Aussage „wirklich jedem"?, grübelte die Studentin, nachdem sie sich auf den Weg in ihr Zimmer gemacht hatte.

„Na, hat es geschmeckt, Alfreda?", wollte der Professor wissen, als sie die Tür geöffnet hatte.„W- J-ja hat es. Danke, Herr Professor.", schreckte die Studentin aus ihren Gedanken hoch.„Ist alles in Ordnung mit dir?", hackte der Weißhaarige nun nach.„Ach nein, es ist nichts. Ich hatte nur ein Gespräch mit der Magd...", driftete Alfreda wieder in ihre Gedanken ab.„Mädchen, ich kenne dich inzwischen einige Jahre und wenn du alle paar Sekunden in deine Gedanken abdriftest, dann wird wohl etwas vorgefallen sein. Also?", sagte der Professor trocken, was jedoch nicht wirklich böse gemeint war.„N-naja... Magda meinte, weil wir Vampire erforschen wollen... wir sollten lieber unsere Sachen packen und zurückfahren. Es waren anscheinend schon Vampirforscher hier und niemand von ihnen ist zurückgekommen", erklärte die Studentin.„Na, umso besser! Dann sind wir die ersten, die etwas in dieser Art beweisen können! Und außerdem war niemand von ihnen wie wir! Immerhin sind wir deswegen hierhergekommen! Und wenn du nicht mitkommst, werde ich eben alleine gehen", erklärte der Professor.„N-nein... natürlich werde ich mit Ihnen kommen. Ich würde Sie doch nicht alleine gehen lassen. Wann wollen Sie dann aufbrechen?", war die Studentin etwas überrumpelt. Es läge ihr fern den Professor alleine durch den tiefsten Winter in den transsilvanischen Karpaten herumirren zu lassen. Ihr blieb also nicht viel übrig, als ihren Mentor auf seiner Expedition, um dieses Schloss zu finden, zu begleiten.„Ich würde sagen, wir ruhen morgen noch aus und gehen dann im Morgengrauen übermorgen los", erklärte der Professor zielstrebig. Alfreda nickte nur.„In Ordnung. Ich würde dann schonmal schlafen gehen. Ich bin noch geschafft von gestern.", sagte die Studentin nun leicht gähnend.„Natürlich, Mädchen. Ich werde noch etwas am Schreibtisch arbeiten. Das stört dich ja nicht", ging der Weißhaarige zum Schreibtisch, der jetzt schon mit Zetteln und einigen Büchern überhäuft war. Ein Wunder, dass der Professor auch Kleidung zum wechseln mitgenommen hatte und nicht nur Bücher eingepackt hatte. Was natürlich alles sie tragen musste, versteht sich.Alfreda nahm schnell ihr Nachthemd und zog sich flugs um. Sie war dankbar, dass es morgen nicht schon losging und sie sich noch erholen konnte. Daher war sie innerhalb von Sekunden in die Traumwelt abgeglitten.



*Das stimmt wirklich, bis ins 20. Jahrhundert galt ein Pullover, genau wie wir ihn heute kennen, beim allgemeinen Bürgertum als nicht vornehm genug und wurde deshalb eher verpönt. Er wurde daher nur als Arbeitskleidung von, bspw. Seefahrern genutzt.



**ungarisch: Um Gottes Willen, du bist ein Mädchen?!

Alte Geschichte, neue HeldinWhere stories live. Discover now