Kapitel 42

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Die Abendsonne tauchte den Himmel in ein wunderschönes Orangerot, als Chris und ich die Einfahrt zum Haus meiner Nana entlangliefen. Ich war nervös. Meine Hände waren schweißnass, die Füße schwer wie Blei und meine Knie zitterten, als kniete ich in eiskaltem Schnee.

Hinter der Fensterscheibe sah ich Mia hocken. Sie saß viel zu gerne auf Fensterbänken und beobachtete die Leute, die draußen in ihren Gärten waren. Munter winkte sie Chris und mir zu. Voller Vorfreude sprang meine kleine Schwester auf und verschwand hinter den Gardinen.

„Bereit?", flüsterte ich.

„Nein." Chris nahm meine Hand. „Aber wir werden auch das noch schaffen."

Mia riss die Haustür auf. „Avery!", schrie sie schrill.

„Nicht mit Hausschuhen raus!", hörte ich meine Nana rufen. Mia behielt vorsichtshalber die Türschwelle im Auge. Meine Großmutter tauchte hinter ihr auf. Die Tränen in ihren Augen verursachten ein Gefühlschaos in mir. Ich umarmte meine Nana als Erste, sobald ich im Haus war. Danach war Mia dran. Sie ließ mich nicht mehr los, bis sich Chris zu ihr herunterbeugte. Neugierig sah sie ihn an. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ich warf Chris einen hoffnungsvollen Blick zu.

„Endlich habe ich meine große Enkelin wieder bei mir", sagte Nana stolz. Sie strich mir über die Haare.

Chris erhob sich. „Ich habe mich noch nie richtig vorgestellt, obwohl ich schon mal hier war", sagte er.

Meine Nana lachte herzlich. „Du musst Chris sein."

Ich war erleichtert über die entspannte Reaktion meiner Nana. Bei ihr hatte ich sowieso keine großen Probleme erwartet. Viel mehr bei meinen Eltern. Meine Mutter war streng. Es gab nur einen Weg in ihrem Leben. Sie wollte erreichen, was man erreichen konnte, ihre Ehe sollte perfekt verlaufen. Meinem Vater schien das immer gleichgültig. Ihm konnte man nicht ansehen, ob er verbissen an einem neuen Projekt saß oder meditierte. Seine Gesichtszüge waren stets gelassen.

Meine Gedanken überschlugen sich, als ich das Klacken von Absätzen auf den Fliesen im Flur hörte. Kurz darauf erkannte ich meine Eltern. Sie hielten sich abseits, als wüssten sie nicht, wohin mit sich. Mein Vater trug sein Lieblingshemd, meine Mutter eine schicke Bluse und den schlichten Rock, den sie letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

Als Chris meine Eltern bemerkte, trat er zur Seite. Die Nervosität war ihm anzusehen. Er hielt meiner Mutter seine Hand hin. „Christopher Harper."

Meine Mutter presste ihre Lippen fest aufeinander. Sie zögerte und ignorierte Chris' Hand. Die Ablehnung, die meine Mutter jedem aus dem anderen Viertel entgegenbrachte, setzte Chris merklich zu. Ich schielte zu meinem Vater. Er lachte leise, wie er es in peinlichen Momenten immer tat. Dann ergriff er Chris Hand und schüttelte sie höflich. „Schön, dass wir dich endlich kennenlernen dürfen."

Ich machte einen Schritt auf meine Eltern zu. „Mum, warum gibst du Chris nicht die Hand?"

Chris machte eine wegwischende Handbewegung, doch ich wollte nicht lockerlassen. „Da klebt kein Blut dran."

Meine Mutter nickte zaghaft. „Hallo, Christopher", sagte sie spitz. Chris war das sichtlich unangenehm.

„Was machst du in deiner Freizeit, Christopher?" Mein Vater schenkte ihm einen aufmunternden Blick. Ich beobachtete Chris. Er dachte nach. Er wusste keine richtige Antwort auf die Frage und mein Vater drehte sich verlegen zu meiner Mutter um.

„Ich arbeite", sagte Chris mit fester Stimme.

Mein Vater hob augenblicklich seinen Kopf. „Das ist vorbildlich. Was machen deine Eltern?"

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