Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden.
Kaya kauerte in einer Ecke, tieftraurig, besorgt und verängstigt zugleich. Es ist alleine deine Schuld. Hatte Janson gesagt, und recht behalten.
Kaya war es gewesen, die Teresa und Thomas überredet, und Aris integriert hatte. Und er hatte sie verraten. Sie hintergangen, belogen, ausgenutzt - enttäuscht.
Kaya hätte ihn dafür am liebsten in die Hölle geschickt, aber das imaginäre Teufelchen auf ihrer Schulter lachte bloß über sie.Ich bin so eine Idiotin. Ich hätte wissen müssen, dass sowas passieren würde. Und was ist überhaupt mit Mary? Dem Berk? Diesem Vince? Was ist mit Alby, Chuck, Nick, Minho...und Newt? Was ist mit Teresa und Thomas? Was ist mit meiner Mutter?
Die Fragen drohten sie zu zerquetschen, doch ihre Erlösung folgte, als hätte Kaya sie bestellt. Die Tür öffnete sich.
"Mitkommen.", raunte die Wache, trat in ihre Zelle und legte ihr Handschellen um. Wie eine Verbrecherin wurde sie abgeführt und in einen weißen, grellbeleuchteten Raum gebracht, auf dessen einer Wandseite ein riesiges Fenster den Blick auf einen OP Saal öffnete.Der Wachmann schloss die Tür hinter ihr ab und Kaya blieb alleine zurück.
"Was wird das hier?", fragte sie ins nichts, als hoffte sie, die Wände würden Antworten.
Stille trat ein. Das Licht brannte immer noch in ihren Augen, die deswegen anfingen zu Tränen.
Der OP Saal wirkte gespenstisch, sauber und ganz so, als würde jede Sekunde ein verrückter Professor hineinspazieren und Frankenstein persönlich, vor ihren Augen, erschaffen.
So ein Blödsinn. Janson will mir nur Angst einjagen. Redete sie sich ein, doch es half nichts gegen den rasenden Herzzschlag, der nervös gegen ihre Brust hämmerte.
Minuten lang passierte nichts und Kaya starrte einfach nur geistesabwesend auf den OP Tisch vor sich.Dann hörte sie das rascheln eines Schlüsselbundes, das klicken eines Schlosses und die kratzende Stimme Jansons'.
"Was ist hier los, Janson?!", fragte sie verwirrt und rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her.
"Die Kommission hat dank dir zugestimmt, die Experimente doch sofort in Kraft zu setzen. Aris, dieser kleine Dummkopf, hat wochenlang nach meiner Pfeife getanzt, nur um dann festzustellen, dass das, was ich sagte, und das was ich tue, zwei Grund auf unterschiedliche Dinge sind."
Sein Ton hatte etwas scharfes, doch das gehässige Lachen nahm die Schärfe.
"Warum erzählen Sie mir das alles, Janson?", fragte Kaya verwirrt.
"Weil es keine Rolle mehr spielt, was du weißt und was nicht, Kaya. Du bist ein Subject", er spuckte das Wort förmlich aus, "Nicht viel mehr als ein Versuchskaninchen, egal wie sehr deine Mutter dich liebt. Dein Name gilt nicht mehr, jetzt wo du Eigentum von ANGST bist."
Das rattenartige Gesicht des grauhaarigen hatte einen listigen Zug, der ihm etwas abstoßendes verlieh.
"Was mache ich dann hier, wenn ich doch so sinnlos bin, wie Ihr sagt?"
"Weil ich will, dass du es siehst."
Das kratzen in seiner Stimme war erdrückend. "Was sehen?"
Verwirrung machte sich in Kaya breit, mischte sich mit Angst und drohte, sie zu erwürgen.
"Warte nur ab.", erwiederte Janson ruhig, dann lief er an ihr vorbei auf die andere Seite und lehnte sich an die Wand, den Blick auf den Operationssaal hinter der Fensterscheibe gerichtet.Minutenlange Stille, dann endlich tat sich etwas.
Zwei Ärzte und eine Schwester betraten den Raum hinter der Glasscheibe, alle trugen lange Kittel, Mundschutz und ihre Haare waren unter einer Haube verborgen.
Sie schienen irgendetwas zu besprechen, die Schwester legte ein weißes Laken über den OP Tisch.
Janson schwieg, doch sein lauter Atem hatte etwas teuflisches, das Kaya zusammenzucken ließ.
Dann erkannte sie, dass zwei weitere Arzthelfer ein Bett in den Saal schoben. Ein Junge lag darauf, er hatte braunes Haar und lediglich ein blaues Shirt und eine einfache, weiße Stoffhose an. Er schien zu schlafen, aber Kaya wusste, dass er eher unter Vollnarkose lag, als ruhig zu schlummern.
"Wer ist das?", fragte Kaya und beobachtete, wie die Ärzte ihn auf den Tisch hoben. "Du kennst ihn.", erwiderte Janson knapp, ohne sie anzusehen.
Kaya sah sich den Jungen etwas gebauer an. Nick. Fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
"Was machen Sie mit ihm?", fragte sie und wandte ihren Blick zu dem grauhaarigen Professor, dessen Lachen eine grauenhafte Arroganz besaß.
"Das, meine Liebe, ist die Hirnoperation, der wir alle Probanden kurz vor ihrer Reise ins Labyrinth unterziehen. Insgesamt fünfzehn Probanden verlassen uns innerhalb der nächsten sechs Stunden."
"Wer genau?", fragte sie und versuchte, ihre Besorgnis zu unterdrücken. Wenn Chuck, Newt oder Minho unter den fünfzehn waren, wäre die Flucht der größte Fehler ihres Lebens gewesen.
"Einige aus Gruppe A. Andere aus Gruppe C. Deine Mutter hat sich dafür eingesetzt, die Gruppen A und C sowie die Mädchen aus Gruppen B und D zusammenzulegen, um alles zu beschleunigen. Die Labyrinthe sind auf viel mehr Probanden ausgelegt, als in einer einzelnen Gruppe sind.", erklärte Janson.
Kaya nickte.
"A3 und A4 sind die ersten Probanden aus Gruppe A.", Alby und Nick stellte Kaya in Gedanken fest, "Der Rest kommt aus Gruppe D, da wir die Schlafplätze für die Neuankömmlinge brauchen."
Kaya verstand und sah wieder zu Nick, doch ein Arzt versperrte ihr die Sicht und so erkannte Kaya lediglich seine Füße.
Minuten vergingen, Jansons' Anwesenheit hatte eine beklemmende Wirkung auf Kaya, doch sie beobachtete, was die Ärzte taten, ohne Fragen zu stellen.
Dann plötzlich holte Kaya ein ohrenbetäubendes Surren aus ihrer Trance.Ein weiterer Proband wurde in den Saal geschoben, doch Kaya kannte ihn nicht.
Janson beobachtete das Geschehen und hatte einen belustigen Ausdruck in seinem Gesicht, der nur fast dafür sorgte, dass Kaya würgen musste.Nach etwa einer Stunde schienen die Ärzte fertig zu sein. Kaya hatte fast nichts außer Rücken gesehen, aber alle schienen sehr zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein. Nun wagte sie sich doch, eine Frage zu stellen:
"Was war das? Was sollte das alles hier, Janson?"
Der Professor wirkte fast verwundert darüber, dass Kaya es erneut gewagt hatte, zu sprechen, dennoch antwortete er:
"Subject A4 und D7 haben soeben ihre Blockaden bekommen. Von nun an erinnern sie sich nur an das, was ANGST will. Ihre Namen, wichtige Fakten, mehr nicht. Wenn sie im Labyrinth ankommen, werden die übrigen Erinnerungen wie vergessen sein. Nie existent.", erklärte er.
"Was soll das bringen?"
Wut kochte in ihr hoch, doch sie gab sich alle Mühe, diese zu unterdrücken.
"Sie sind Werkzeuge, Kaya. Sie sind Eigentum von ANGST. Sie dienen der Menschheit. So wie du."
Und damit verließ der Professor den Raum.
Kaya blieb zurück, angekettet und den Blick auf den verschmutzten OP Tisch gerichtet, den die Artzthelfer soeben reinigten, vermutlich, um ihn für die nächsten Versuchskaninchen vorzubereiten. Versuchskaninchen. So wie du.
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SUBJECT A0 II Newt₁
General Fiction»Wir werden die Welt retten, meine Süße. Dir wird nichts passieren, ich verspreche es.« ― Band 01: Maze Runner: Die Auserwählten und Subject A0 ― Kaya's Vergangenheit ― Sie war ein Baby, als ihr Leben zu Bruch ging. Es waren die Sonneneruptionen...