Wer hätte gedacht das sie sich nach ihrer Schlägerei noch so gut verstehen konnten. Tatsächlich hangen die beiden die ganze nächste Woche miteinander rum und erfuhren eine menge Dinge über den anderen. Wobei Ethan definitiv mehr über Aiden wusste als dieser über ihn. Zum Beispiel das er mit den Typen die eine schwarze Uniform trugen nichts zu tun haben wollte, obwohl er selber eine trug.
Er meinte das er nicht so jemand wäre und eigentlich total gegen Gewalt, noch mehr gegen Mord, war. Nachdem wie er am Anfang aufgetreten war hatte Ethan diese Offenbarung wirklich nicht erwartet. Genauso wenig hatte er damit gerechnet das der Zwerg noch nie eine Freundin hatte oder in irgendeiner Art und Weise eine Beziehung geführt hatte. Er war also noch genauso unerfahren wie Ethan in diesem Gebiet.
Heute war der Tag an dem er seine Neulingsuniform ablegen würde und dann in eine der drei verschiedenen Farben untergeordnet werden würde. Einerseits war er froh das er dieses ekelhafte Blau nicht mehr tragen musste, aber andererseits hatte er Angst davor was danach passieren würde. Er war hier total verweichlicht geworden. Normalerweise wäre ihm das komplett egal gewesen.
Aber vorher durfte er den Tag noch 'geniesen', er musste sie erst am Abend ablegen. Im Moment half er den Zwerg bei seiner Arbeit, irgendwelche Kisten von einem Raum zum nächsten zu tragen. Die Arbeiten hier kamen ihm sowieso alle sinnlos vor, aber wenigstens hatten sie dann was zu tun.
Übrigens musste er Aiden versprechen nie wieder zu nahe an den Zaun zu treten, er wusste auch nicht warum. Dieser diskutierte gerade mit einen anderen Insassen über irgendwas, bekam allerdings schnell seinen Willen. Hier hatten wirklich alle vor ihm Angst.
Er wartete auf ihn und sie begaben sich in einen anderen Raum. ,,Sag mal, was hast du eigentlich mit diesem übergroßen Nagel gemacht den ich dir Vorgestern gegeben habe?", fragte der kleinere ihn plötzlich aus heiterem Himmel. Ethan hatte ihn darum gebeten ihm etwas scharfes zu besorgen damit er seinem Zwang nachgehen konnte. Seitdem schmückte das Zimmer, das er zusammen mit Stanley und dessen Kumpel bewohnte, ein paar Zahlen an der Wand.
Er hatte niemanden von seinen Störungen erzählt und das würde er auch nicht ändern. ,,Bis jetzt noch nichts.", meinte er deshalb nur knapp. Der andere schien nicht sonderlich begeistert von dieser Antwort zu sein, aber er wusste bereits das nachfragen bei dem größeren nichts half.
Bis die Glocke läutete mussten sie noch einige Stunden arbeiten, aber zu zweit machte es mehr Spaß und die Zeit verging auch schnell. Vielleicht auch etwas zu schnell, denn der Abend rückte immer näher. Er wäre gerne noch länger mit den Leuten hier herum gehangen, gut möglich das sich das nun ändern würde.
Von zwei Wärtern wurde er aus dem Bereich für die Häftlinge geführt und in einen anderen, Abstellkammerähnlichen Raum gebracht. Nur war er um einiges größer und die Regale die darin standen mit den verschiedenen Uniformen gefüllt. Einer der Wärter trat nach vor nachdem er Ethan nach seiner Größe gefragt hatte und suchte eine passende für ihn heraus.
Sie wurde ihm in die Hand gedrückt und er wurde wieder in ein anderes Zimmer gebracht in dem er sich umziehen sollte. Er legte die grellblaue Uniform ab zögerte kurz. Das war dann heute wohl der letzte Tag gewesen an dem er mit Aiden entspannt abgehangen war. Sie war ihm etwas zu groß und passte sich auch nicht unbedingt an seine Körperformen an. Allerdings war er das von den anderen Gefängnissen schon gewohnt deshalb störte es ihn kaum noch.
Als letztes zog er noch die Jacke an und streifte sie so glatt wie möglich. Die Uniform im ganzen stand ihn nicht wirklich, tat sie aber kaum jemanden. Ein letztes Mal betrachtete er sich im Spiegel dann entschied er das es so passte und verließ das Zimmer wieder.
Die Wärter hatten auf ihn gewartet und führten ihn zurück zu den großen Räumen. Kurz bevor die große Stahltüre geöffnet wurde musste er noch einmal schlucken, da er sich ein wenig vor den Reaktionen der anderen fürchtete. Dabei wusste er es schon seit er hierher gekommen war wie es ausgehen würde.
Das bekannte Quitschen ertönte und die selbe Dunkelheit wie am erste Tag wurde freigelegt. Da ihm die Wärter keine Zeit ließen musste er sofort über die Türschwelle treten und den Gang hinunter laufen. Es würde sich sowieso nichts bringen langsam zu gehen, davor drücken konnte er sich nicht.
Er drückte die Türe auf und ging zielstrebig in Richtung des Pausenraumes. Die aufkommenden negativen Gefühle unterdrückte er einfach und setzte seinen von früher gewohnten kalten Gesichtsausdruck auf.
Als er vor den anderen Häftlingen stand zog er ziemlich schnell deren Aufmerksamkeit auf sich. Die meisten sahen ihn überrascht oder verwirrt an, andere abwertend und einigen war es auch egal. Im großen und ganzen schienen sie jedoch nicht damit gerechnet zu haben das er eine Schwarze Uniform bekommen würde.
Jetzt gehörte er auch zu denen. Zu denen die hier nie wieder rauskommen würden.
Im Augenwinkel erkannte er eine kleine Gestalt die zwischen den anderen stand und ihn ununterbrochen anstarrte. Eigentlich hatte er damit gerechnet das er den Zwerg suchen müsste um es ihn zu zeigen, aber jetzt erledigte sich das von selbst.
Allerdings konnte er seinen Blick nicht richtig deuten. Seine Miene war versteinert und sein Körper zeigte keinerlei Regungen. Nur in seinen Augen konnte er eine Mischung aus Verwirrung und Wut wahrnehmen, nichts davon überraschte ihn. Aiden sowie auch Stanley hatten ihm erzählt das sie eigentlich nichts mit Leuten wie ihm zu tun haben wollten.
Der kleinere drehte sich fast schon hektisch um und verschwand in der Menge. Ethan würde ihm ganz bestimmt nicht folgen. Die Frage war nur wie es nun weiter gehen würde. Es war schon spät und freiwillig würde er sicher nicht zu seinen alten Zimmergenossen zurück kehren. Er hatte keine Lust sich von denen verjagen zu lassen.
Also beschloss er erstmal alleine herum zu laufen und nach einer Lösung zu suchen. Es war noch ungefähr eine halbe Stunde bis zur Bettruhe. Bis dahin würde er einfach seinen Standpunkt den er jetzt hier hatte ein bisschen abchecken.
Außer ihm waren nur sehr wenige Typen mit schwarzer Uniform hier. Er konnte kaum glauben das hier so wenige Mörder waren, aber vielleicht hatten sie auch einfach nicht Lebenslänglich bekommen. Was ihm auffiel war das viele ihn nun mieden, selbst die die ihn am Anfang versucht hatten herauszufordern. Ihm wurde schneller der Weg freigemacht, es wirkte als hätten sie sogar ein wenig Angst vor ihm. Aber die meisten wollten mit Leuten wie ihn wohl einfach nichts zu tun haben.
Genau wie Aiden und Stanley.
Um nicht auffällig zu werden brachte er seine Arbeit zu ende und lief dann mit den anderen Häftlingen in Richtung der Zellen. Allerdings im relativ großen Abstand. Anders als die meisten bog er kurz vor den Schlafräumen ab und blieb auf der Etage. Das Licht wurde ein wenig gedimmt, wodurch der riedige Raum noch ein bisschen leerer wirkte.
Ethan konnte sehen das sich außer ihm noch ein paar andere auf hier draußen niedergelassen hatten. Auch allse Männer die keinen Platz in den Zellen bekommen hatten. Er legte seine Arme auf dem kühlen Geländer ab und schaute hinunter. Auf die Nacht musste er sich vorbereiten, gut möglich das sie noch langweiliger wurde als die anderen.
Er wusste nicht genau wie viel Zeit vergangen war, ging aber von ein paar Stunden aus. Seitdem hatte er sich keinen einzigen Zentimeter mehr gerührt. Wahrscheinlich hatte er nach außen wie eine Statue gewirkt.
Er merkte schon länger das sein Körper immer mehr auskühlte wenn er sich nicht bewegte, aber er hatte überhaupt keine Motivation jetzt irgendwas zu tun. Seit Stunden hatte er einen Punkt an der Wand fixiert und starrte diesen an.
Es ertönten leise Schritte hinter ihm die näher kamen und im Raum wieder hallten. Vermutlich einer der in die Badezimmer musste, hauptsache er sprach Ethan nicht an. Aber als die Schritte dann verstummten und er hinter sich den Atem einer Person hören konnte wusste er das dieser Jemand etwas von ihm wollte.
Leicht genervt und relativ langsam drehte er sich um, erst jetzt spürte er wieder die Müdigkeit. Stanley stand da mit einer Art Laterne in der Hand und hielt sie in seine Richtung.
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Deep Black (Boy×Boy)
Teen Fiction,,Wenn du jemanden dabei zusiehst wie er stirbt, hast du dann kein Mitleid?" Er schwieg eine Weile und sah seinem Gegenüber dabei intensiv in die Augen. Dieser schien sich auch sichtlich unwohl zu fühlen. Er musste nicht überlegen, er wusste die...