»I wish that I could wake up with amnesia and forget about the stupid little things.«
Ich brachte gerade noch ein schwaches Nicken zustande und beugte mich vorsichtig nach vorne. Enttäuscht schob ich die Unterlippe vor und sah ihm in die Augen, als suche ich darin eine Antwort. Er erwidert meinen Blick und ich konnte seinen genau deuten. Trauer. Ein Stich mitten ins Herz. Er sollte nicht traurig sein, nicht wegen mir.
„Ich glaube dir, Harry." murmelte ich und sah dabei zu Boden. Dabei war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich meine Worte tatsächlich so meinte.
Mein Freund sprach leiser und senkte die Stimme. „Sieh mich an wenn du das sagst."
Wage warf ich einen Blick zu ihm nach oben. "E-es .. es ist wirklich nicht schlimm." stotterte ich und zupfte fahrig an meinen Armbändern herum. Meine Stimme war brüchig und zitterig, verriet mich. Die Unsicherheit war mir mehr als nur deutlich anzumerken und ich hasste es abscheulich. Für das, dass ich schwach, fett und so kleinlaut war.
„Rose, lüg mich nicht an. Ich weiß, dass es dir etwas ausgemacht hat. Das würde es mir auch, wenn du dich mit deinem Exfreund treffen würdest und ich habe dich angelogen." meinte er klipp und klar, während er mein Kinn nach oben hob, sodass ich gezwungen war ihm in seine Augen zu sehen.
Nervös zwirbelte ich mir eine störrische Haarsträhne um den Zeigefinger. „Das mit Matt ist doch etwas ganz anderes als Ruby. Das kannst du nicht miteinander vergleichen!"
Meine Stimme bebte und ich versuchte mich zu beruhigen. Nun war ich ganz ruhig. „Ja, Harry, ich bin eifersüchtig. Du hast dich mit deiner Ex getroffen, du hast mich angelogen. Weißt du wie sich das anfühlt?" Es war eine rhetorische Frage, sodass ich keine Antwort erwartete, trotzdem machte ich eine Pause. Um herunterzukommen, um mich zu sammeln.
„Beschissen." fügte ich knapp hinzu und senkte den Blick erneut. Sein Gesichtsausdruck verriet nichs als Reue und Trauer. Nein, Rose du wirst ihm nicht verfallen, warnte mich mein Unterbewusstsein, nicht schon wieder.
„Hör zu, es tut mir wirklich Leid, das musst du mir glauben. Ruf mich einfach an, wenn du etwas brauchst, ja?" Ich nickte hektisch und gab vor, dass ich ihn nur noch aus der Wohnung haben will. Er stieg in sein Auto, fuhr los und das, ohne sich umzudrehen. Kein einziges Mal. Innerlich hoffte ich, dass er umdrehte. Doch das tat er nicht.
Im Grunde wollte ich ihn jetzt im Moment bei mir haben. Durch seine unbeschreiblich weichen Locken fahren. Seine Nähe spüren. Und immer wenn ich bei ihm war, fühlte ich mich so geborgen, so beschützt. Das war ein gutes Gefühl. Am Liebsten wäre ich ihm hinterhergerannt und hätte ihm gesagt das ich ihm verzeihe, doch meine Beine gehorchten nicht und bewegten sich keinen Millimeter. Ich wollte ihn in den Arm nehmen und nicht immer deutlicher diese unsichtbar Wand, die immer stärker werden schien, zwischen uns spüren.
Warum dreht er nicht einfach um und sagte mir, das alles gutwerden würde, das wird neu anfangen würden. Warum nicht? Diese Frage stellte ich mir den ganzen Nachmittag lange, bis mich mein Magen zurück in die Realität holte. Ich vernahm das leises Grummeln.
Schnell schüttelte ich den Kopf, als ob ich ihn allein damit schon zufriedenstellen könnte. Doch das tat es nicht. Es wäre so schön, auch wenn dieser Gedanke lächerlich war. Natürlich ging das nicht, aber ich hoffte es inständig.
Ich konnte nicht denken nur zwei Wörter immer wieder. Frust und Essen. Essen und Frust - Frustessen.
Das ist es jetzt was ich brauchte, Essen, oder etwa nicht? Ich riss die Schranktüren auf. Fehlanzeige. Dann die unteren Schubladen, alle auf einmal. Toastbrot. Es war mit vollkommen egal, ob es getoastet war oder nicht. Ich brauchte es und zwar jetzt! Meine Augen glänzten, als ich das Papier aufriss. Ich stopfte zwei Scheiben aufeinmal in meinen Mund und fühlte mich dabei wie ein Kleinkind, das riesigen Hunger hatte und die Mama ihm nichts zu essen gab. Als ich noch weitere drei Scheiben gegessen hatte, wühlte ich weiter, doch da war nichts mehr.
Die letzte Hoffnung. Meine Hand zitterte, als ich den Kühlschrank aufriss. Meine Augen wandern von oben nach unten und suche nach etwas essbarem. Egal was, hauptsache etwas! Doch da sah es mau aus: Magermilch, Magerjogurt, das war's.
Mein Blick blieb an einem Muffin hängen, welcher im obersten Kühlschrankfach trohnte. Den musste Jana mitgebracht haben. Mein Gott, wie dankbar ich ihr im Moment war. Er lächlte mich doch schon so an der schwarz - braune Schokoladenmuffin mit den bunten Streuseln oben drauf.
Völlig im tranceartigem Zustand zog ich fast schon behutsam die Folie ab. Ein paar Krümel lösten sich schon. Ich fing sie gerade rechtzeitig auf, um sie nicht auf den Boden fallen zu lassen, so großen Hunger hatte ich. In meinem Köper jedoch verspüre ich auch nichts anderes als Leere. Sollte ich Harry anrufen, mit ihm über alles reden? Schnell verbot ich mir diesen absurden Gedanken komplett, nicht schwach werden Rose! ermahnte ich mich selbst.
Erneut fiel mein Blick auf den leckeren Muffin in meiner linken. Mein Verstand sagte:
„Nein du darfst den Muffin nicht essen. Zu viele verstecke Kalorien."
Mein Körper:
„Es ist doch nur ein Muffin!"
Mein Verstand gewann. Erneut.
Jetzt, wo der ich der Muffin im Müll lag, war ich etwas ruhiger, nicht mehr so aufgewühlt wie vorher. Die Tatsache entspannte mich, dass ich der klebrigen Versuchung wiederstehen konnte. Es macht mich stolz. Und schon wieder um die 350 Kalorien gespart, nicht in mich hineingestopft, dachte ich und lächelte. Zufrieden. Stolz. Glücklich, zumindest für einen Moment.
Unzurechnungsfähig fischte ich den Muffin von Müll und strich ein paar Mal darüber, um den anderen Essensreste zu entfernen. Die Mülltüte, war zwar so gut wie neu eingelegt, aber trotzdem. Natürlich war das absolut widerlich, doch das schaltet mein Gehirn ab, es blockierte und vorbot es sich, Ekel zu empfinden.
Hastig stopfte ich den Muffin in meinen Mund. Ich wusste selbst nicht, warum ich so in Eile war. Dachte ich das ihn mir jemand wegessen wolle oder war es einfach der Hunger, der die Schnelligkeit verursachte.
Ich schlang, kaute, biss so schnell ich nur konnte und versuche nicht an dem Muffin zu ersticken, da ich schon einige Male stark husten musste. Wieder überfiel mich ein Hustenanfall.
Als ich die Zuckerbombe verschlungen habe, ließ ich mich an der Tür hinuntergleiten und zog meine Knie an. Mein Kinn legte ich darauf ab. Ich schloss die Augen. Die erste Träne rann meine Wange hinter. Was war nun so falsch daran? Es war einfach das, was ich gebraucht habe. Doch die Zufriedenheit blieb und hielt nur wenige Minuten an. Es überkam mich das unbeschreiblich schlechte Gewissen.
Wie konnte ich nur?
Immer mehr Tränen quollen zwischen meinen zusammengekniffenen Auger hervor. Wenn ich so weiter machen würde, rollte ich bald als Kugel durch die Gegend. Urplötzlich zuckte zusammen und taumelte nach oben ins Badezimmer. Dort spritzte ich mir das kalte Wasser ins Gesicht. Ich hoffte, dadurch klare Gedanken fassen zu können, doch diese Hoffnung zerplatzte wie ein Luftballon.
Was sollte ich nun tun? Soll ich es herauswerfen? Die ganzen unnötigen Kalorien, die ich in mich hineingestopft habe? Klang verlockend. Das ich an diesem Punkt meines Lebens ankommen würde hätte ich niemals gedacht.
Tief atme ich durch bevor ich vorsichtig den Toilettendeckel öffnete und mich darüber beugte. Die Haare zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Ich spürte, wie sich mein Finger den Weg hinab zu meinem Hals bahnt. Es war ein ekliges Gefühl, doch ich ignorierte es, genauso wie das mit dem Muffin vorhin. Ich zitterte am ganzen Körper und musste mich mit der anderen Hand am Rand festhalten. Sollte ich noch tiefer gehen? Den nächsten Schritt wagen?
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I hate it to be hungry #Wattys2015
Fanfiction"A-aber Harry ich wollte doch nur schlank sein." Schlagartig wurde mir kalt. Eiskalt und ich krallte mich in den Saum meines Pullis. Vor Aufregung. Vor Wut. Vor Angst. Seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengepresst. Von einen Moment auf den ande...