Kapitel 36 🔥

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Clean Bandit - Symphony

Meghan Moore, Samstag, 23. Juli, London Altstadt

Im zweiten Stockwerk empfing mich eine Art monströser Rundbogen, der in das angrenzende Zimmer führte. Die Konstruktion war zutiefst beeindruckend und die goldenen Verzierungen fast schon antik. Der Architekt, der zugleich wohl auch Künstler gewesen war, hatte über ein riesiges Talent verfügt.

Mit den Fingerkuppen fuhr ich sachte und beinahe schon ehrfürchtig über eine der Zeichnungen, die einen winzigen, nackten Engel darstellte, und mich sofort an Kirchen denken ließ.

Acryl, erkannte ich zufrieden über mein noch immer existentes Wissen. Die bunten, religiösen Figürchen, die auf dem Rundbogen glückselig vor sich hin lächelten, waren allesamt mit Acryl gemalt worden.

Dieses Haus könnte glatt als Kunstmuseum durchgehen.

»Hübsch, nicht wahr?« Leen trat an meine Seite.

»Und wie«, bestätigte ich, noch immer fasziniert, und nahm den Anblick in mich auf.

Plötzlich tauchte Zachary im Zimmer auf. Ich riss überrascht die Augen auf, als ich erkannte, dass ein kleiner Junge jauchzend seine Patschehändchen um seinen Hals geschlungen hatte und seinen kleinen Körper an Zachs Rücken presste.

Zach gab seltsame Geräusche von sich, wahrscheinlich eine klägliche Nachahmung eines Motors, wobei es sich für mich viel eher nach einer ungeölten Kettensäge anhörte. Aber ich wollte mich nicht beschweren, der kleine Junge war schließlich hin und weg und kicherte ungehalten. Okay, das ist ja mal sowas von meganiedlich.

»Zachy«, flüsterte der Kleine plötzlich erschrocken. »Da steht jemand.« Er barg schüchtern sein Gesicht an Coles Rücken.

Sein Blick traf den meinen und ich hatte ihn für ein paar Sekunden fest im Verdacht, rot geworden zu sein. Das musste man sich einmal vorstellen, Zachary Cole lief rot an!

In plötzlichem Ernst setzte er den kleinen Jungen auf dem Boden ab und räusperte sich vernehmlich. »Ihr seid schon fertig«, stellte er fest.

Ich nickte nur.

»Das ist...ähm...toll.«

Ich nickte erneut.

Leen wurde unsere zum Scheitern verurteilte Konversation ganz offensichtlich irgendwann zu blöd, denn sie schritt energisch ein. »Ich würde sagen, du stellst Meghan den anderen Kids vor, anstatt untätig im Weg herumzustehen, ja?«

»Natürlich.« Zachary griff nach der Hand des eingeschüchterten Jungen und half ihm auf die Beine. »Komm, Trey, wir stellen Meggie deinen Freunden vor.«

Schweigend folgte ich Leen, Zachary und Trey ins Ungewisse und wusste nicht, was auf mich zukam.

Zachary Cole, Samstag, 23. Juli, London Altstadt

Ich hätte mir denken können, dass Meghan nicht zu den Frauen gehörte, die drei Stunden damit zubrachten, sich eine Kette auszusuchen. Aber durch meine eigene Dummheit - wen wunderte das, mal ehrlich? - hatte ich mich in eine echt peinliche Lage gebracht.

Ich meine, Motorengeräusche? Toll, ganz toll, Blamagen waren echt mein Ding.

Leen beschleunigte ihre Schritte und betrat als Erste den hauseigenen Kunstraum, während ich mit Trey an der Hand darauf wartete, dass Meghan zu uns aufschloss. Sie war momentan nicht gerade mitteilsam, was ich ihr aber kein bisschen verdenken konnte, weil ich vor einigen Monaten exakt genauso auf alldas hier reagiert hatte.

Hohe, weiße Wände voller unterschiedlichster Malereien. Es waren keine hochwertigen Gemälde aus der Renaissance oder der Antike, es waren allesamt mit viel Liebe entstandene Bilder von kleinen Kindern, die eine Beschäftigung brauchten.

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