37. Kapitel

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Das erste Geräusch welches an mein Ohr drang, war wieder ein leises, gleich mäßiges Piepen. Diesmal kam es jedoch von außen, und nicht von meinem Kopf. Mühsam öffnete ich die Augen und versuchte meine Lage zu erfassen. Das nervige Piepen kam von einem Automaten, der mit vielen verschiedenen Schläuchen mit mir verbunden war. Sowieso waren an mich eine Menge Schläuche gebunden, deren Nutzen ich nicht genau interpretieren konnte. Kalter Wind wehte durch das Fenster und die Schläuche begannen mich zu ärgern, da ich liebend gern das Fenster schließen würde. Vielleicht schaffte ich es ja auch so... stockend versuchte ich mich aufzurichten, doch scheiterte kläglich. Überanstrengt sank ich zurück in mein Kissen.

Was hatte ich denn eigentlich abbekommen? Ein dicker Verband war da an meinem Oberschenkel, darunter lukten schon wieder zwei von diesen nervigen Schläuchen hervor. An meinem Kopf  war ebenfalls ein Verband und mein Arm sah nicht anders aus. Ich musste wirklich aussehen wie eine Mumie. Auf einmal hörte ich Schritte, die sich der Tür meines Zimmers näherten. Dann öffnete sich die Tür und so schnell ich konnte, schloss ich die Augen. Ich wollte nicht, dass die wussten, das ich wach war. Ich würde nur irgendwelche Spritzen bekommen... oder irgendwelche anderen gruseligen Sachen. Die Person näherte sich meinem Bett und ich fragte mich, was der denn eigentlich noch wollte. Ich hörte wie der Artzt sich vor mein Bett stellte und sich dann setzte. Wollte der mich jetzt etwa stalken? Okay, ich musste definitiv aufwachen. Langsam öffnete ich die Augen und versuchte so zu wirken, als ob ich gerade erst aufgewacht wäre. Aber ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich sah, dass da keinesfalls ein Arzt saß. Der jenige der da saß und mich aus seinen schmalen Reh-Augen besorgt betrachtete, war Dave und nicht im geringsten ein Arzt.

"Tessa, Tessa, wie geht es dir? I-Ich meine, tut dir noch was weh?" Dieser Blick... Dave sah mich wieder mit diesem Blick an. Den er gehabt hatte, als ich im gesagt hatte, dass das Baby nicht von ihm wäre, dass ich mit Jeremy zusammen bin und als seine Schwester vergewaltigt worden war. Da kamen plötzlich alle Erinnerungen, samt der Realisierung der Situation zurück. Ich hatte Jeremys und meinen Deal erfüllt. Ich konnte Dave endlich die Wahrheit sagen. Ich konnte nicht mehr anders. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und zog Dave zu mir herunter. Ohne zu zögern, küsste ich ihn auf den Mund. Ich konnte einfach nicht anders. Es war immer so schwierig gewesen zu wiederstehen und jetzt unmöglich. Ich schmeckte meine eigenen, salzigen Tränen in diesem Kuss. Wie sehr hatte ich ihn vermisst...Trotzdem erwiderte Dave ihn und so gerne ich weiter geküsst hätte, ich löste mich von ihm. Mein ganzer Kopf war voller Emotionen. Wie ein Wasserfall purzelten die Worte aus mir heraus. Sie waren nur ein schnelles leises Flüstern, aber ich hoffte inständig, dass Dave sie verstand. "Dave es tut mir so leid das ich dich angelogen habe, es tut mir so schrecklich leid." Am liebsten hätte ich über Daves erstaunten Blick gelacht, aber ich hatte zu viel Angst vor seiner Reaktion. Was wäre, wenn er einfach gehen würde? Ich versuchte seinen Blick zu meiden. "Das Baby ist von dir Dave. Du bist sein Papa und nicht Jeremy. Ich kann es verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst und nicht sein Papa werden möchtest." Ohne ein Wort zusagen ging Dave von dem Bett weg und setzte sich in den schwarzen Ohrensessel, der am anderen Ende des Zimmers stand. "Ich bin also der Papa?" Zögerlich nickte ich. Die Angst war überall in meinem Körper und ließ mich die Schmerzen voll und ganz vergessen.  "Ich und nicht Jeremy?" Erneut nickte ich. Ich wollte nicht in sein Gesicht sehen, ich konnte nicht. Fast wäre ich zusammen gezuckt, als er das Schweigen brach. "Wieso hast du mich angelogen, Tessa?" Mein Atem ging stoßweise, so nervös war ich. Er würde aufstehen und den Raum verlassen. Ich würde eine allein erziehende Mutter werden und mein Kind würde ein verzogenes Kleinkind werden. "Ich wusste einfach nicht wie deine Reaktion sein würde, Dave.. und dann kam auch noch Jem und diese ganzen anderen Dinge-""Und ich dachte Hermine wäre die Schlauste von ganz Hogwarts, also wirklich!" Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich sah doch noch zu ihm auf. "Du verzeihst mir? Du willst wirklich noch der Vater werden?" Mein Herz schlug so schnell, dass ich glaubte, es würde zerspringen. "Verzeihen? Erst will ich den Grund wissen, Hermine! Den Grund, warum mir nicht gesagt wurde, dass ich Papa werden soll!" Verlegen leckte ich mir über die Lippen und wendete meinen Blick wieder von ihm. Hoffnung stieg in mir auf, vielleicht würde Dave mir ja wirklich verzeihen. "Naja, es ist so..." Dann fing ich an ihm die Geschichte von dem Deal zu erzählen und warum ich ihn angelogen hatte. Von meinen Zweifeln ihm gegenüber, von Jeremys plötzlichen Auftauchen und dessen Idee. Nach ungefähr der Hälfte der Story, unterbrach mich Dave plötzlich. "Moment mal, was war denn deine Aufgabe bei diesem Deal?" Meine Verlegenheit wurde immer mehr und ich hätte am liebsten auf geschrien. Er bekam immer mehr Gründe, einfach den Raum zu verlassen! "Naja, Jeremy wollte sich an dir rächen wegen der Sache mit seiner Schwester. Ich sollte für ihn deshalb heraus finden, was dein... naja Geheimnis ist. Er wollte dich dann mit diesem Wissen irgendwie... verletzen? Naja und deshalb war ich dann bei dir Zuhause und-" "Moment, Moment, du warst wegen Jeremy bei Zuhause? Weil Jeremy mein Geheimnis heraus finden wollte? Jeremy war mein bester Freund, er weiß was bei mir Zuhause... los ist. Er kennt das Geheimis. Und warum sollte er sich rächen wollen? Hat er immer noch nicht verstanden, dass seine scheiß Schwester die jenige war, die mich betrogen hat?" Plötzlich machten so viele Knöpfe in meinem Kopf klick, ich hätte am liebsten laut aufgelacht. Hatte Jeremys Meldepause etwa einen Grund gehabt? Ich würde mir noch einmal genau überlegen wem man vertrauen kann, Tessa. Das hatte Sam also gemeint...

"Ich glaube, wir müssen dringend mal mit Jeremy reden." Dave ballte die Fäuste und die Wut stand ihm förmlich ins gesicht geschrieben. "Oh ja, dass müssen wir." Als Dave schwieg und mir auch nichts mehr zum sagen einfiel, stand ich auf und ging zu ihm. Den piepsenden Automaten zog ich hinter mir her. Mein Bein tat so höllisch weh, das ich am liebsten wieder zurück gegangen wäre. Doch das musste einfach sein. Kurz vor ihm, versuchte ich stehen zu bleiben  und meinte humpelnt: "Dave Wills, ich möchte mir bei dir für meine Lügen entschuldigen und will dir etwas gestehen." Ich wusste auch nicht woher dieser plötzliche Mut kam, aber als Dave mich fragte: "Und das wäre?" Platzte es einfach aus mir heraus: "Ich liebe dich."  Ich fing an über das ganze Gesicht zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Und da fiel ich auch schon um. Mein Bein hatte einfach rebelliert. Niemals hätte ich gedacht, dass Dave so reagieren würde. Prompt fiel ich in seine Arme und er sah mich einfach nur mit seinem schiefen Lächeln an und sagte kein Wort. Es war eben Dave und nicht irgendein anderer. "Kommt da noch irgendwas?" hakte ich schließlich nach und sah ihm fest in die Augen. "Oh ja." Daves Kuss kam so unerwartet, dass ich fast um gefallen wäre vor Schreck. Ich nahm sein gesicht in beide Hände und erwiderte den Kuss. Dave zu küssen war, als ob man fünf Jahre lang keine Schokolade gegessen hätte und dann endlich wieder eine zu essen bekam. Sie schmeckte zehnmal besser als bei anderen. Ich wusste nicht wie lange wir uns küssten. Wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit. Aber als wir uns endlich von einander lösten, brachte ich nichts anderes als ein: "Danke, Peter." hervor. Daves erstaunter Blick war unbezahlbar und ich meinte lachend: "Lange Geschichte..."

Wenn Masken fallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt