Kapitel 72

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Samstag, 12. August

Can

"Wo ist der Kühlschrank?", fragt Malik, um die Alkoholflaschen dort hineinzulegen. "Da hinten", antworte ich halb bei der Sache und schaue immer wieder auf mein Handy, ob etwas Neues kommt. Ich weiß nicht, auf was ich warte, aber aufhören zu gucken kann ich nicht. "Die anderen meinen, dass sie in zehn Minuten oder so da sind. Die Weiber auch." Wenn heute einer der Mädchen heile nach Hause geht, bin ich enttäuscht, denn wenn ich meinen Achtzehnten feiere, dann richtig! Da müssen halt auch Weiber, Shisha und Alkohol dabei sein. Ich laufe zu Malik und nehme ihm drei Shishas ab, um sie dann auf den Tischen abzustellen. Dazu noch verschiedene Tabaksorten, unter anderem Ramazans Orangentabak von Adalya. Wo steckt der Junge eigentlich? "Schatz! Hast du mich vermisst? Keine Sorge, deinen Geburtstags-Blowjob kriegst du noch", schnurrt er zwinkernd und legt drei große McDonalds- und ebenfalls drei große KFC-Tüten ab. "Deinem Auto ist nichts passiert. Ich sage doch, dass ich gut fahren kann!" "Du hast was?", zische ich. Niemand hat mir gesagt, dass er mein Auto genommen hat. "Beruhig dich, es ist doch nichts passiert", sagt Ramazan etwas ernster, da er weiß, wie ich auf das Thema Auto reagiere. "Dir hätte weiß Gott was passieren können, Ramazan!" Meine Stimme hebt sich, während mein Atem zittrig wird. Nein, nein, nein. Das ist nicht gut. Nein. Malik kommt zu mir und hält mich beruhigend an der Schulter fest. Ich versuche tief einzuatmen und meine Muskeln zu entspannen. Es zieht. "Ramazan, nur weil deine Onkel dir etwas Autofahren beigebracht haben, heißt es noch lange nicht, dass du es perfekt beherrscht! Wieso hast du mich oder Malik nicht einfach gefragt? Gott, du warst auf der Autobahn! Da können so viele Unfälle passieren, weißt du das?" Ich kann es nicht abhaben, wenn sich einer durch das Fahren in Gefahr bringt. Ich verabscheue es regelrecht! "Wusstest du etwas davon?", frage ich Malik. "Nein, sonst hätte ich das übernommen", beteuert Malik. Ramazan schaut schuldig auf den Boden und sagt nichts. Ich weiß, dass er es nicht absichtlich gemacht hat, aber falls ihm was zugestoßen wäre - Gott bewahre ihn -, dann würde ich es mir niemals verzeihen, niemals! Er ist doch mein Bruder! "Hör zu. Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast, aber versprich mir bitte, dass du es nie wieder tust", bitte ich ihn ernst. Er nickt und zieht mich in eine brüderliche Umarmung, nachdem er die Tüten abgestellt hat. Ich seufze tief und bin etwas entspannter. Ich glaube, ich brauche jetzt schon etwas zu trinken. "Wieso hast du es überhaupt getan?" "Ich wollte dich mit etwas zu Essen überraschen", murmelt Ramazan eingeschüchtert und legt das Essen bereit. Ich gehe zum Kühlschrank und hole mir eine Bombay Flasche raus. "Was geht, Geburtstagskind!", begrüßt mich Tayfun von hinten. Ein alter Freund, in dessen Wohnung wir heute feiern. "Die Weiber sind auch schon da", flüstert er grinsend und rammt mir leicht seinen Ellbogen in die Seite. Ich trinke die Flüssigkeit auf ex, drehe mich langsam um und sehe genügend Weiber für jeden. Heute wird es also nicht langweilig. Noch einmal schaue ich auf mein Handy. Da immer noch nicht das ist, was ich will. Nur die ganzen Beglückwünschungen. Ich schnaube genervt. Das Essen wird verteilt. "Setzt euch doch?", sage ich etwas verwirrt zu den Mädchen. Die stehen da nur und kichern. "Nein, nein. Sagt Bescheid, wenn ihr fertig seid." Somit gehen sie auf den Balkon. Dumme Weiber. Wäre Shana hier, dann würde sie sich schämen und sich während des Essens verstecken. Nein! Sie würde niemals in einen mit Jungs befüllten Raum sein. Das würde ich auch nicht zu lassen. "Erzählst du mir jetzt, wer das Mädchen auf der Kirmes war?", fragt Tayfun. "Deine Neue oder ist sie schon deine Ex?" Wenn du nur wüsstest, Tayfun. Wenn du nur wüsstest. Malik und Ramazan husten auffällig und lachen leise. Diese Wichser. "Was ist so witzig?", will Marc wissen. "Nichts. Die beiden sind nur behindert, mehr nicht", sage ich und nehme mir einen Burger. Shana ist einfach nur ein Mädchen. "Can, du hast mir meine Frage immer noch nicht beantwortet." Dieser Junge lässt auch nicht nach! Was juckt ihn das? Ich will ihren Namen nicht erwähnen, um ihren Ruf nicht irgendwie zu schädigen, denn ihre Brüder sind nicht wirklich unbekannt in der Stadt. "Niemand", antworte ich streng und schaue ihn dementsprechend auch an. Er versteht sofort und isst weiter. Es entsteht schnell ein Gespräch, in dem es darum geht, wer welches Mädchen bekommt. "Die mit den dunklen Haaren nehme ich", reserviere ich das Mädchen mit den Locken. "Das Geburtstagskind kriegt natürlich das Beste", kommentiert Tayfun grinsend. Ramazan räuspert sich und hustet dann gespielt. "Shana", hüstelt er, sodass nur Malik, er und ich es hören. Entgeistert gucke ich ihn an. Ich schmeiße ihn mit einer der Verpackungen ab und seufze.Wie kommt er jetzt auf Shana? Doch nicht, weil das Weib dunkelbraune Locken hat? Soll ich etwa an sie denken, wenn ich das Mädchen flachlege? Selbst das wäre zu krank für mich. "Also ich nehme die Blonde", sagt Ramazan und wackelt mit den Augenbrauen. Wäre Shana hier, dann wäre die Hölle los. Sie würde es als einen Puff abstempeln und alle von Kopf bis Fuß beleidigen. Was macht sie? Ist sie zu Hause? Wir essen zu Ende und bereden dabei noch so einiges. Danach hole ich die Shisha-Kohle und mache die Shishas fertig. Schnell kommen die Weiber wieder rein, als sie die Shisha sehen. Sofort nehme ich die mit den Locken und setze sie auf meinen Schoß. Im Hintergrund läuft Rapmusik, während immer noch gelabert wird. "Holst du Alkohol aus dem Kühlschrank?", raune ich dem Mädchen ins Ohr, die mir über die Brust fährt. Sie hört sofort und holt die Getränke. Sie trägt eine Leggings und ein kurzes Top. Leider hat sie keinen Arsch. Wozu der Aufwand? Egal, einmal und nie wieder. Das Mädchen kommt mit mehreren Flaschen wieder und verteilt sie. Währenddessen rauchen wir unsere Shishas und reden über jegliche Scheiße. "Graue Leggings!", ruft Ramazan, während er den Rauch auspustet. Seine Blonde trägt eine graue Leggings und grinst stolz, da sie jetzt wohl denkt, dass sie eine wirkliche Chance bei ihm hätte. Ihre kurzen, blonden Haare und diese riesigen Ohrringe passen beschissen zusammen. Und dann noch diese Snipes-Cap! Was ist das für ein Stil? "Bitteschön", klimpert mein heutiges Objekt mit ihren komischen Wimpern. Ist das da etwa Klebe? Was sucht Klebe an einem Auge? Konnte es nicht wenigstens durchsichtige Klebe sein? Sie nimmt den Shisha Schlauch und führt ihn extra langsam in ihren Mund. Wenn da Lippenstift am Mundstück hängt, ist sie am Arsch! Was versucht sie da? Gott, sieht das beschissen aus, wenn sie versucht attraktiv zu rauchen. Egal, einmal rein, einmal raus. "Tanzt mal!", ruft Diyar. Er macht orientalische Musik an. Die Mädchen stehen auf und fangen an sich zu bewegen. Sieht zwar nicht ganz gut aus, aber auch nicht zu beschissen. Da wir sowieso trinken, können wir uns daran ergötzen. Denn je mehr man trinkt, desto euphorisierter wird alles und jeder. Jetzt benutzt du wie Shana Fachbegriffe. Als ob nur sie Fachbegriffe kennt! Ramazan steht auf und liefert den besten Tanzt ab. Zu Hüftkreisen, gibt er mir noch einen Lapdance und twerkt. Dieser Junge ist einfach besser, als die ganzen Weiber hier. Die sollten sich mal eine Scheibe abschneiden. Der Alkohol fließt immer mehr, sodass wir schon anfangen zu lallen. Einige meiner Kollegen lecken schon mit den Weibern rum, während die anderen noch rauchen und andere tanzen. Ich trinke nicht regelmäßig und halte es in Kontingente. Shana-Sprache. Nur weil sie oft Fachbegriffe verwendet? Ich trinke nicht weiter, da ich lalle. Malik und Ramazan - vor allem Ramazan - habe ich auch so erzogen. Nach der Sache in Berlin habe ich ihn besonders hart rangenommen. "Hast du Lust alleine zu reden?", fragt mich das Mädchen, dessen Namen ich niemals herausfinden werde. Schnell genehmige ich mir noch einen großen Schluck aus der Bombay Flasche und zeige mit meinem Kopf in die Richtung, in die wir laufen werden. Scheller als gedacht. Ich führe sie in ein Zimmer und schließe sofort die Tür. Das Mädchen schmeißt sich sofort an mich ran und wirft ihre Locken zur Seite. Wir machen heftig miteinander rum und landen dann auf dem Sofa. Irgendwie habe ich aber nicht das Bedürfnis dazu, sie zu ficken. Irgendetwas an ihr stört mich. Sie zieht sich ihr Oberteil aus und fängt dann wieder an, mich zu Küssen. Diesmal erwidere ich den Kuss aber nicht. Ich muss an was anderes denken. Das Mädchen löst sich von mir und seufzt kurz. "Ich helfe dir mal etwas." Sie geht auf die Knie und will mir meine Hose aufknöpfen. Sie will mir einen blasen. Dazu sage ich eigentlich nie Nein, aber gerade kann ich nicht anders, als sie abzuweisen. Ich stehe auf, knöpfe mir meine Hose wieder zu und richte mir meine Haare. "Was soll das werden?", fragt das Weib eingeschnappt. "Heul nicht, nach einer Stunde hätte ich dich sowieso nach Hause geschickt." Mit diesem Satz verlasse ich das Zimmer.

Was ist bloß los mit mir? Seit wann weise ich Weiber ab? Vor allem die, die alles machen würden? Irgendetwas stimmt hier nicht und das muss geregelt werden. Ein weiteres Mal schaue ich auf mein Handy und merke jetzt, was mir durch den Kopf geht. Shana! Ich glaube es liegt daran, dass ich angetrunken bin, aber ein Gespräch mit ihr schadet ja niemanden. Wieso hat sie mir nicht gratuliert? Hasst sie mich? Das kann nicht sein! Sie kann mir nicht widerstehen. Ich glaube, ich habe etwas zu viel getrunken. Trotzdem kann ich mich noch halten. "Bist du nicht gerade mit einem Mädchen ins Zimmer verschwunden? Ich weiß, dass es bei dir sehr schnell geht, aber selbst Usain Bolt hätte das nicht geschafft", lallt Ramazan und küsst seine Blondine. "Ich hab sie nicht gefickt", informiere ich ihn und verdrehe meine Augen. Nun schaut Ramazan überrascht. Ich will Shana sehen. "Du! Du hast es abgelehnt ein Mädchen zu vögeln? Hast du Fieber?" Er tastet meine Stirn ab. Nach dem dritten Abtasten schlage ich seine Hand weg. "Mir geht es gut", versichere ich ihm und laufe weiter. Da die Wohnung Tayfuns in der Nähe des Kulurzentrums und somit in der Nähe von Shana und mir ist, laufe ich - ohne jemanden zu antworten - dorthin und rufe Shana an. Während des Laufens hat sich der Alkohol schon mehr freigesetzt, und deswegen bin ich auch lockerer. Ich will Shana sehen. Ich blende alles um mich herum aus und denke an Shana, ihre braunen Locken und ihre Vorurteile. Sie hat immer ein so lautes Mundwerk, welches ich ihr gerne stopfen würde. Ich muss grinsen. Was macht sie jetzt wohl? Ich rufe Shana an, doch beim ersten Mal geht sie nicht ran. Wieso geht sie nicht an ihr Handy? Sie soll an ihr Handy gehen! Möchte sie nicht mit mir reden? Ich habe doch gar nichts getan! Jedes Mädchen will von mir angerufen werden! Sie soll nicht so tun, als ob ich sie unberührt lasse, denn ich weiß, dass sie auf mich steht! Ich kann jede haben! Sofort rufe ich sie wieder an. Sie muss rangehen! Sie mag mich! Ich mag sie doch auch. Nach dreimal Tuten geht sie dann endlich ran.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt