59. Raven Cooper and Scott McCall

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Mit einem innerlichen Stöhnen schwinge ich mich von McCalls Motorrad, das er wenige Meter vor dem Loft meines Onkels geparkt hat. Dabei versuche ich möglichst elegant auszusehen, sodass er mir meine anhaltenden Schmerzen nicht ansehen kann und ich gleichzeitig meine äußerliche Stärke – die mich auch ausmacht - weiterhin aufrechterhalte. Auch wenn ich in diesem Moment nichts lieber hätte, als eine heiße Dusche, eine Pizza und einen langen traumlosen Schlaf. Doch solange McCall um mich herum ist, werde ich wohl kaum eins dieser Dinge tun.

„Danke fürs Fahren!" sage ich jetzt mit einem neutralen Unterton in der Stimme, während ich meinen schmerzenden Arm kurz anhebe und mir eine der blutverklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht streiche. Dabei kann ich noch immer jede Faser meines Körpers spüren, die seit dem Unfall bei jeder noch so kleinen Bewegung schmerzhaft streiken. „Kein Problem!" erwidert McCall ebenfalls ohne ein bestimmtes Gefühl in der Stimme, während er mich von oben bis unten mustert. Jedoch macht er dabei keine Anstalt mit seinem Motorrad davon zu fahren, so wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. Stattdessen lässt er seinen Blick gefühlte Minuten über meinen Körper schweifen.

„Was?!" frage ich jetzt etwas genervt nach, nachdem mir seine Blicke etwas zu viel werden. Immerhin bin ich kein Kino. Auch wenn ich in diesem Moment wahrscheinlich eine super Horrorfigur in 'The Walking Dead' oder in 'Supernatural' abgeben würde. „Sicher, dass ich heute Nacht nicht bei dir bleiben soll?" fragt McCall jetzt mit einer etwas unsicheren Stimme und mustert mich mit einer Mischung aus Vorsicht und Besorgtheit. Wie es scheint macht er sich doch tatsächlich Sorgen darum, dass mein Vater heute Mittag eine weitere Bombe in meiner Nähe zünden könnte. Auch wenn er noch immer genug Respekt – vielleicht sogar Angst - vor meiner Sicht der Dinge hat.

„Ich bin weder fünf, noch eine dieser dummen Teenager-Girls die ständig Hilfe von einem Typen brauchen. Also Nein. Du sollst den restlichen Tag nicht hier bleiben und mich babysitten!" antworte ich jetzt auf McCalls Angebot mit einem ziemlich genervten Unterton in der Stimme, was dem Alpha hoffentlich klar macht, dass ich so langsam nicht mehr genügend Nerven habe, um mich gegen seine aufdringliche Besorgnis zu wehren. Nicht dass das bedeuten würde, dass ich irgendwann nachgeben würde. Im Gegenteil. Wahrscheinlich würde ich ihn eher niederschlagen, als ihm zu erlauben, heute Nacht doch noch meine Nanny zu spielen.

„Sicher? Du siehst ziemlich fertig aus!" spricht McCall jetzt – nerv tötend wie ein kleines Kind - weiter, weshalb ich erst tief durchatme und mir dann ein Lächeln aufzwinge. In diesem Moment hat der Alpha die unsichtbare Grenze meiner heutigen Geduld überschritten. „Ich wurde gerade von einem Wahnsinnigen, mit meinem Motorrad, in die Luft gejagt. Wie soll ich denn da deiner Meinung nach aussehen?!" frage ich deshalb ziemlich provokant und gereizt nach, wobei ich mich selbst zurückhalten muss, um McCall nicht sofort einen Faustschlag zu verpassen. Immerhin bin ich in diesem Moment noch immer am Ende meiner Kräfte und meine Nerven liegen inzwischen blank, was vielleicht sogar der Grund ist, warum ich am Ende tatsächlich nicht zuschlage. Denn die weiterhin pulsierenden Schmerzen in meinem Körper halten mich von jeder - zwangsweise nicht unbedingt nötigen – Bewegung ab. Aber wann fangen meine Werwolfsgene denn auch bitteschön damit an, die 'Muskelschmerzen' in meinem Körper zu heilen?

Erst in diesem Moment richte ich meine Aufmerksamkeit wieder ausschließlich auf McCall, der in dieser Sekunde ziemlich überrascht und auch etwas reuig wirkt. Wie es scheint hat er endlich kapiert, wie scheiße ich mich momentan fühle und vor allem wie sich mein Körper nach dieser ganzen Ich-wurde-in-die-Luft-gejagt-Sache fühlt. Deshalb macht er jetzt auch einen schwanzeinziehenden Rückzieher: „Okay wenn du mich nicht mehr brauchst, fahre ich mal zurück zur Schule und erkläre den Anderen was heute passiert ist!" Gleichzeitig möchte der Alpha das schwarze Visier seines weißen Motorradhelms herunterklappen und schnellstmöglich davon fahren. Wie es scheint hat er jetzt doch endlich kapiert, dass ich ihn sonst noch eine Reinhauen könnte.

Black Boots [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt