Chapter 44

29.7K 1.8K 233
                                    

Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Die Situation überforderte mich dermassen, dass ich einfach ruhig dastand.

„Louis-„, sagte ich nochmals, doch er fuhr mir dazwischen.

„Nein, ich will nicht darüber reden.“

Ich holte zitternd Luft. „Sicher?“

Louis lachte, laut und falsch. „Ich bin schon mit Schlimmerem fertig geworden.“ Seine Stimme klang erstickt und ich befand es als besser, das Thema zu wechseln.

„Hast du Hunger?“

„Machst du mir was zu essen?“ Ein Mundwinkel hob sich, und er zog mich etwas näher an sich ran.

„Kann ich machen. Willst du duschen gehen?“, fragte ich und spürte seinen warmen Atem an meinem Ohrläppchen.

„Ist mir egal.“

„Geh duschen“, kommandierte ich und schob den Jungen Richtung Treppe. „Du kannst dir was von meinem Bruder anziehen.“

Louis drehte sich verächtlich zu mir um. „Danke, ich fühle mich ganz wohl in meinen Klamotten.“

Ich sah ihm noch lange nach, als er die Treppe hochgegangen war, und ging schliesslich mit einem Kopfschütteln in die Küche.

Als die Tiefkühlpizza im Ofen war, wischte ich mir die Hände ab und räumte den
Abfall weg. In der Zeit, in der ich auf die Pizza wartete, fegte ich die Scherben der Vase, die ich vorhin hatte fallen lassen, zusammen und warf sie in den Müll.

Ich wusste, dass Damon, obwohl er jetzt an einem sicheren Ort war, immer noch in Lebensgefahr schwebte. Sollte ich Louis sagen, dass er noch lebte?

Um ihn dann noch mehr niederzuschmettern, falls Damon es nicht schaffte? Nein.

Falls Damon dann doch seinen Verletzungen erlegen würde, und Louis sich Hoffnungen gemacht hatte, dass sein Freund zurückkäme, würde es ihn nur noch mehr verletzen.

Ich liess mich in einen Sessel sinken und starrte in den Spiegel mir gegenüber. Eine tiefe Sorgenfalte war zwischen meinen Augenbrauen zu sehen.

Ich hing meinen Gedanken nach. Lange. Sehr lange. So lange, bis ein Geruch aus der Küche mich hochschrecken liess, und ich unter lautem Fluchen in die Küche rannte, um einen von schwarzen Rauchwolken umhüllten Ofen vorzufinden. Ich stellte ihn aus und riss die Tür panisch auf, was mich zum Husten brachte, als ich von dem Rauch eingehüllt wurde.

Als ich endlich wieder etwas sah, musste ich feststellen, dass von meiner Pizza nur noch eine unförmige, verkohlte Scheibe übrig war. Verdammt.

Ich zog die Platte heraus, schmiss die ehemalige Pizza auf den Granit und öffnete die Fenster.

Es war Zeit für Plan B. Schnell nahm ich das Telefon und wählte die Nummer des Pizza-Services, den ich immer anrief, wenn ich alleine zu Hause war.

Als schliesslich ein lautes Poltern ankündigte, dass Louis die Treppe hinunterkam setzte ich eine unschuldige Miene auf. „Na alles kla-„

Louis nickte mir zu, ein Handtuch um seine Hüfte geschlungen. Sein Haar war nass, und er duftete herrlich.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du dir was von meinem Bruder anziehen kannst.“

Mein Blick blieb an der Schürfwunde direkt über seinem Brusttattoo hängen.

„Willst du mir mal sagen, was mit dir passiert ist?“

„Du würdest es mir sowieso nicht glauben.“ Mein Kopf wurde heiss, als Louis näher kam und sich neben mir abstützte.

„Ist etwas? Du scheinst so nervös.“ Er griff an mir vorbei zur Früchteschale und schnappte sich einen Apfel.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt