36. Hale House #again

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„Raven? Woher hast du meine Nummer?"

„Unwichtig!"

„Okay und warum rufst du an?"

„Weil ich euch brauche. Jetzt sofort. Im Hale Haus!"

„Wieso? Was is...?"

Bevor McCall seinen fassungslosen Satz komplett aussprechen kann, habe ich den Anruf schon längst wieder beendet. Denn in diesem Moment habe ich weder Zeit noch Lust ihm alles zu erklären. Er soll sich das Geschenk des Unbekannten lieber selbst anschauen und sich selbst ein Bild davon machen.

Seufzend stecke ich mein Handy zurück in meine Hosentasche, bevor ich mich auf der untersten Stufe der knarrenden Treppe niederlasse. Gleichzeitig fahre ich mir mit meiner linken Hand über das Gesicht, während meine rechte weiterhin den Griff der Waffe umfasst. Auch wenn ich die sichere Vermutung habe, dass der unbekannte Anrufer – das Phantom, mein Vater oder was für Namen man ihm noch geben könnte - nicht mehr so schnell hier auftauchen wird. Dafür ist er zu schlau.

Zu gerissen.

Trotzdem gehe ich kein Risiko ein und behalte die Waffe in sofortiger Schussnähe. Gleichzeitig hoffe ich darauf, dass McCall nicht erst die restliche Schulstunden seiner Klassenstufe ausharrt, um hier aufzutauchen. Denn lange werde ich das sinnlose Rumsitzen in diesem Haus nicht mehr aushalten. Denn schon jetzt steigt mir – dank meines geschärften Geruchsinn - der widerliche Geruch von verfaultem Fleisch, verbunden mit dem süßlichen Hauch des Todes, in die Nase. Noch zwanzig Minuten länger und ich würde den ersten Würgreiz, der mich sich selbst nach den vielen Jahren nicht verschont, unterdrücken müssen.

Wie kommt jemand überhaupt auf solch' eine grauenvolle Idee? Und woher wusste der Unbekannte überhaupt von dem verlassenen Hale Haus? Woher wusste er dass ich genau hier schlafe?

Bevor ich die Gedanken weiter ausführen kann, höre ich näherkommende Motorgeräusche und schnell stehe ich von der Treppenstufe auf. Dabei bin ich gleichermaßen alarmiert und erleichtert. Immerhin könnte es entweder ein Gegner oder ein Freund sein. In diesem Moment hoffe ich zur Abwechslung mal auf Möglichkeit Nummer Zwei. Denn auch wenn mir sonst die Meinungen von anderen immer ziemlich egal ist, weiß ich genau, dass McCall sehen möchte, was der Unbekannte mir in meinem eigenen Zimmer hinterlassen hat und dieses Mal muss er es auch sehen. Vielleicht können sich der Alpha und seine Freunde dann auch schon mal von ihrem entführten Freund verabschieden. Denn gute Überlebenschance rechne ich ihm nach dieser Aktion des Unbekannten nicht mehr an.

In der Zwischenzeit sind die Motorgeräusche lauter geworden und wahrscheinlich auch schon in Sichtweite. Trotzdem renne ich instinktiv nicht mit ausgebreiteten Armen nach draußen, mit der naiven Hoffnung, McCall und seine Freunde dort vorzufinden. Stattdessen schleiche ich mich lautlos an das nächstbeste Fenster und werfe einen vorsichtigen Blick hinaus. Ein blauer Jeep und ein grün-weißes Motorrad nähern sich. Unverkennbar die Fahrzeuge des McCalls Rudel. Trotzdem warte ich geduldig bis die beiden Fahrzeuge nah genug am Haus sind, sodass ich die Fahrer und die Insassen erkennen kann.

McCall, Stiles, Liam und Malia.

Die vier Personen, mit denen ich wahrscheinlich am besten klarkommen werde. Naja außer vielleicht Miss Außerkontrolle, die mich höchstwahrscheinlich eher in Stücke zerreißen würde, als mit mir sinnvoll über das Geschenk zu reden.

Mit einer schnellen Handbewegung habe ich meine Waffe gesichert und sie in meinen hinteren Hosenbund gesteckt. Dort halte ich sie vor den Augen des Rudels vorerst versteckt, damit diese keine Panikattacke erleiden, wenn sie die Pistole in meinen Händen sehen. Gleichzeitig gehe ich die wenigen Schritte zur unverschlossenen Haustüre und öffne diese. Begrüßt werde ich von den drei Teenagern, die mit hektischen Bewegungen aus dem Jeep steigen und von McCall höchstpersönlich, der gerade sein grün-weißes Motorrad neben meinem eigenen abstellt, nicht.

„Hey!" begrüße ich die Gruppe trotzdem und sofort richten sich alle Blicke auf mich. „Raven! Was ist hier los?" fragt McCall überrascht, als er mich unversehrt in der Türe stehen sieht. Wie es scheint hat er nach meinem Anruf erwartet, mich nicht mehr in ganzen Stücken vorzufinden. „Keine Angst. Mir geht es gut. Es geht darum, was mir mein Vater als Botschaft hinterlassen hat!" antworte ich jetzt wahrheitsgemäß, aber ohne auf Details einzugehen. Sie werden das Massaker noch früh genug zu Gesicht bekommen.

„Was hat er denn hinterlassen?" ergreift jetzt auch Liam das Wort, wobei ich Sorge in seiner Stimme heraushöre. Doch wahrscheinlich richtet sich diese Sorge nicht gerade an mich, sondern an ihren verschollenen Freund. Er könnte ja schon längst Tod sein. Doch anstatt erst zu versuchen das Massaker im oberen Raum zu erklären, entgegne ich einfach auffordernd: „Treppe hoch und den rechten Gang entlang. Die zweite Tür von rechts!"

Sobald ich meinen leitenden Satz fertig ausgesprochen habe, werfen sich die vier Teenager kurze Blicke untereinander zu, bevor sie Sekundenspäter an mir vorbei, ins Haus, stürmen. Nur Stiles bleibt mit mir zurück. „Dein Vater also!" sagt Stilinski in diesem Moment und kratzt sich unser im Nacken, während er kaum merkbar auf seinen Fußballen hin und her wippt. Augenverdrehend drehe ich mich von ihm weg und folge seinen Freunden ins Haus.

Eine Antwort ist er mir in dieser Sekunde nicht wert.

Drinnen habe ich schnell den Weg zu meinem Schlafzimmer zurückgefunden und wie erwartet stehen McCall und seine Freunde ebenfalls nur in der geöffneten Türe und starren fassungslos in das Innere des Zimmers. Keiner von ihnen bewegt sich, was für ihre Verwunderung und wahrscheinlich auch für ihre unendliche Fassungslosigkeit spricht. Wie es scheint haben sie das alles nicht erwartet.

Genauso wenig wie ich, nur wenige Minuten zuvor.

„Ein schönes Geschenk nicht wahr?" bringe ich das Gespräch mit einem sarkastischen Satz wieder ins Rollen. Durch meine unerwartete Stimme, zucken alle drei Jugendlichen vor mir zusammen, während sie sich alle synchron zu mir umdrehen. Jeden von ihnen ist der Schrecken ins Gesicht geschrieben. „Was ist das?!" fragt Liam in diesem Moment fassungslos, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. McCall stattdessen richtet seinen Blick während der Frage kurz wieder in den Raum, bevor er wieder mich fixiert. „Also ich nenne das ein Massaker. Auch wenn mein Vater, wie er sich selbst nennt, es als Geschenk bezeichnet!" antworte ich jetzt wahrheitsgemäß, während ich mir kurz durch die platinblonden Haare fahre.

„Und das war alles er? Er hat sie alle umgebracht?" fragt McCall und lässt seinen Blick ungläubig wieder durch das Zimmer schweifen. Gleichzeitig sehe ich ihm an, dass er ein Tierfreund ist und Tierquälerei nicht ausstehen kann. Genau wie ich. Denn auch wenn ich Menschen gegenüber eiskalt sein kann, schlägt mein Herz für fast jedes Tier zu mindestens etwas höher. „Ja und dieses Arschloch hat damit auch noch geprahlt!" antworte ich mit einem angewiderten Unterton in der Stimme und werfe ebenfalls einen kurzen Blick in das Zimmer, um das Massaker noch ein weiteres Mal sehen zu können und mir die Grausamkeit des Unbekannten vor die Augen zu führen.

Ich darf ihn auf keinen Fall mehr unterschätzen!

Denn der ganze Raum ist voller toter Raben. Die schwarzen Vögel liegen überall und bedecken fast jeden Zentimeter des Bodens. Ihre toten schwarzen Knopfaugen sind ausnahmslos offen und starren in verschiedene Richtung. Gleichzeitig sind ihre Flügel immer ausgebreitet, wodurch es so aussieht, als würden sie fliegen. Doch das ist eine trügerische Täuschung.
Denn die Vögel sind schon seit Stunden Tod.

Genau wie mein Glaube an die gesamte Menschheit.

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Hey Leute endlich ein neues Kapitel XD ich weiß zwar nicht wie es euch so momentan geht aber ich habe gerade riesigen Stress mit der Schule :/ und dann muss ich auch noch dieses blöde Kunstprojekt (ein Selbstbildnis) machen, bei dem ich NULL Ideen habe. Arrrgh...wie ich Schule hasse. Aber zurück zur Story: wie findet ihr sie? Ist sie noch immer interessant?  Und vor allem welche Erwartungen habt ihr an die Storyline/Charakter ect.?

LG CoolerBenutzername

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Black Boots [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt