four

739 69 4
                                    

Nach zwei Tagen in denen durchgehend von Mr. Styles aka unser Gastdozent geredet wurde, war endlich Freitag. Ich wusste ja bereits, in welcher Abteilung ich eingesetzt werde, worüber ich noch immer nicht all zu glücklich war. Die anderen aber würden es heute erst erfahren. Tina und Marc waren schon die ganzen lezten Tage aufgeregt, wo sie denn arbeiten würden. Tina würde am liebsten an eine Rezeption oder Infostelle, während Marc lieber in die Vermarktung möchte.

Wie immer sitzen wir in den hintersten Reihen, John und Toby, zwei Mitstudenten direkt neben uns, unterhalten sich ziemlich abfällig über den Firmenchef. Sie haben die gleiche Ansicht wie ich, dass er arrogant und unsymphatisch ist, allerdings bringen es die beiden auf ein noch tieferes Niveau, auf das ich mich nicht begeben wollen würdem "Anscheinend sind die Rezeptionistinnen und die Assistentinnen sehr beliebt bei ihm, wenn du weiß was ich meine.", sagt Toby und lacht zusammen mit den anderen auf. "Du brauchst auch bloß in die unterste Reihe schauen, da würde keine Nein zu ihm sagen.", Marc lehnt sich nach hinten um die beiden anzusehen. "Vor allem die Hunter. Ihr Ausschnitt wird auch von Tag zu Tag tiefer und den Rock kann man nicht mal mehr als Rock bezeichnen.", macht John weiter, alle stimmen ihm zu.

Wie beim ersten Mal betritt Styles den Saal mit zwei Bodyguards hinter sich. Ich verstehe noch immer nicht, wieso er diese braucht, er ist doch nur ein CEO. Die Spannung ist zu spüren, während die Mädchen in voller Begeisterung beobachten, ihn am liebsten direkt anspringen möchten, sind die Jungs eher genervt von der Aufmerksamkeit die der langhaarige bekommt. Tina neben mir verfolgt auch jeden Schritt des Mannes am Fuße des Saals und ich schlage ihr leicht gegen den Arm um sie zurück in die Realität zu holen.

"Guten Morgen.", seine Stimme hallt durch den Raum und auch sehe ihn mir jetzt genauer an. Seine braunen Haare fallen in leichten Locken auf seine Schultern und obwohl er so weit weg steht, strahlen seine grünen Augen eine ungeheime Autoriät aus. Er hat die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, wodurch einige Tattoos zum vorschein kommen. Ein Anker und eine Meerjungfrau ist zu sehen, außerdem etwas das aussieht wie ein Buch. Ich frage mich, ob er noch mehr hat und was sie zu bedeuten haben. Schon immer habe ich mich dafür interessiert, wieso sich Menschen bestimmte Motive tättowieren lassen und was die Geschichten dahinter sind. Wieso man sich einfach so, ohne einen Hintergedanken, tättowieren lässt habe ich allering nie wirklich verstanden. Ein Tattoo ist für die Ewigkeit und meiner Meinung nach, soll es eine Bedeutung haben, die ebenfalls für die Ewigkeit ist.

"Ich hoffe ihr hattet nicht all zu viel Stress die letzten Tage.", er setzt sich, wie beim letzten Mal auch, auf den Pult, stützt sich mit seinen Armen ab. "Ich habe hier die Liste, mit euren Abteilungen und ich möchte, dass ihr persönlich zu mir kommt, falls ihr Fragen habt oder nicht zufrieden seit. Außerdem steht am Ende der Liste meine Geschäftsmailadresse. Ihr könnt mir dort immer schreiben, wenn es um das Praktikum oder die Vorträge geht.", während er redet, hält er das Papier nach oben, sieht zu den Mädchen in der vorderen Reihe. "Würde mich nicht wundern, würde eine von denen ihm eine etwas andere Email schreiben.", Toby fängt an zu Lachen und schlagartig wandert Mr. Styles Blick in unsere Richtung. "Ich weiß nicht wer Sie sind Mister, und ich möchte es auch gar nicht. Allerdings finde ich es sehr Niveaulos von Ihnen, wie Sie zum wiederholten Male diesen Unterricht stören. Ich bin hier nicht zum Spaß, ich möchte Ihnen allen etwas beibringe, Ihnen von meinen Erfahrungen berichten und sie auf ihre Zukunft vorbereiten. Und wenn Sie, sich hier nicht einfügen können, geschweigedenn wie ein Erwachsener Mann verhalten können, denke ich, dass Sie hier nicht richtig sind. Vielleicht sollten Sie alles nocheinmal überdenken und erst wieder kommen wenn Sie sich darüber im Klaren sind, was Sie wollen. Und jetzt bitte ich Sie dem Vortrag zu folgen oder den Saal zu verlassen.", der CEO ist die Treppe heraufgekommen, steht jetzt vor Toby. Der blondhaarige, der normalerweiße immer derjenige ist, der die Lacher bringt oder die Stimmung auflockert, sitzt jetzt tief in seinem Stuhl. Mr. Styles hat seine Hände in seinen Hosentaschen, schmunzelt leicht über Tobys Reaktion, der noch immer nichts gesagt hat, bevor er sich umdreht und wieder nach unten geht. "Das gleiche gilt übrigens auch für den Rest von ihnen. Damit noch einen schönen Tag und wir sehen uns Montag in meiner Firma. Dort werde ich Ihnen dann Ihren Betreuer vorstellen. ", er greift nach seiner Jacke und verlässt ohne sich nocheinmal umzu schauen den Saal.

"Toby hatte Angst vor dem Chef.", lacht Marc und klopft dem Blondhaarigen, dem das alles ziemlich unangenehm zu sein scheint, auf die Schulter. "Ach sei doch leise.", murmelt er und läuft über den Parkplatz. "Musst du immer so gemein sein?", Tina rollt mit den Augen und verschränkt die Arme vor ihrer Brust. "Ach Tina Baby, bleib locker.", schon legt er einen Arm um sie und sie lässt sich gegen ihn fallen. Ich frage mich, wie lange die beiden noch brauchen werden, um zu erkennen dass sie sich doch irgendwie mehr mögen als sie denken oder zugeben wollen.
Ich verabschiede mich von den beiden, um nach Hause zu gehen. Kurz bevor ich in die Straße zu meinem Haus einbiege, fährt ein weißer Range Rover an mir vorbei. Ich kenne nicht alle von unseren Nachbarn, aber ich weiß, dass niemand von ihnen einen weißen Rover hat. Gerade als ich unsere Haustüre aufsperre, sehe ich im Augenwinkel, dass nur zwei Häuser weiter ein Mann aus dem Auto aussteigt. Zuerst denke ich mir nichts, wahrscheinlich nur ein Freund der Familie die dort wohnt, doch als derjenige sich umdreht und genau in meine Richtung schaut, betrete ich schnell das Haus und schüttele den Kopf.

Was tut er hier?


Memories | H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt