Kapitel 13: Überreden

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Der Besuch von Louis hatte mich noch sehr lange beschäftigt und irgendwie hatte ich noch immer Angst, dass herauskam, dass ich das mysteriöse Mädchen an Louis' Seite sei, aber nichts dergleichen passierte. Aber bis jetzt war nichts mehr passiert, das ich ihm vorwerfen könnte, dass das meine berufliche Laufbahn beeinträchtigen könnte und ich mich somit schnell und leicht selbst aus der Show mobben könnte, aber das Schicksal wollte anscheinend nicht, dass ich aufhöre.

Und das Casting rückte immer näher. Langsam fange ich zu überlegen an, was ich den singen soll und plötzlich höre ich im Radio, während ich mit Sandra in der warmen Küche das Abendessen vorbereite,  eines meiner absoluten Lieblingslieder. Zwar war es eines von der älteren Sorte, aber ich hatte schon eine grandiose Idee, es so zu inszenieren, dass sich jeder vor Lachen bog und ich womöglich sogar noch aus der Show flog.

Mit einem freudigen und hämischen Grinsen auf den Lippen schäle ich langsam weiter an meiner Kartoffel, welche schon länger in meiner weichen Hand lag und auf einmal wird mir klar, dass ich einen ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck zur Schau trage und wische mir das Lächeln schnell aus dem Gesicht, doch Sandra hat etwas bemerkt. 

Mit einer Augenbraue in der Höhe und mit einem ihrer unzähligen Küchenmesser in der Luft herumwedelnd sieht sie mich fragend und warnend an. "Ich weiß zwar nicht, was du denkst" "Das weiß ich noch nicht mal selber", unterbreche ich sie und lächle sie breit an, doch sie redet nach einem kurzen Stutzer unbeirrt weiter. "Aber jedes mal, wenn du so grinst, passiert etwas komisches. Und da ja in zwei Tagen das nächste Casting ist, habe ich den Verdacht, dass du in diese Richtung etwas sehr interessantes planst. Sag mir. Was hast du vor?", nun lehnt sie sich fordernd vor und sieht mir prüfend in die Augen.

Heimlich muss ich schlucken und versuche meine Gedanken neu zu sortieren und meine dann so gelassen wie möglich. "Ich plane etwas zu singen. Mehr eigentlich nicht. Du weißt ja, dass ich für Sport nichts übrig habe und deswegen werde ich meine Performance darauf beschränken still auf meinem X zu stehen", erkläre ich unschuldig und klimpere zur Verstärkung mit meinen Wimpern.

"Ich glaub dir nicht. Aber was willst du den singen?", fragt sie sich neugierig weiter. "Geheimnis!", plärre ich übermütig durch die Gegend und schneide mir prompt in den Daumen. "Au!", beschwere ich mich bei meinem Daumen und sehe in strafend von meiner Position an. Langsam rinnt ein kleiner Blutstropfen an meinem Finger runter und schnell stehe ich auf und halte das blutende Körperteil unter den kühlen Strahl von der Spüle, wo dann auch schnell die Blutung aufhört und ich mich wieder Sandra widmen kann, die mich skeptisch beobachtet.

"Das hast du jetzt von deinem Geheimnis. Komm schon, ich verrat' es sowieso niemanden. Wem den schon?", versucht sie mich weich zu kriegen, doch ich setzte mich wieder auf meinen ausgekühlten Stuhl und schäle die Kartoffeln weiter, wobei ich mir ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen kann. Ergeben und resigniert dreht sich Sandra wieder um, denn sie weiß genau, wenn ich mir erst etwas in den Kopf gesetzt hatte, dass ich das auch durchsetzten würde und Geheimnisse hatte ich für mein Leben gern.

"Du Sandra, hast du eigentlich noch das rot gepunktete Rockabillykleid?", erkundige ich mich so nebenbei wie nur irgendwie möglich. "Ja, warum?", argwöhnisch hebt sie eine Augenbraue in die Höhe und verschränkt ihre Arme vor der Brust. 

"Also Marlene hat mich auf eine ihrer Partys eingeladen und sie will so 'ne Sixty-years Feier machen und da hab ich mir gedacht, bevor ich mich auf die Suche nach so etwas mache, frag ich dich, weil mein Kleid liegt in Österreich", erkläre ich mit Unschuldsmiene und hoffe, dass sie mir ihr Kleid gibt, weil einmal hatte ich mir von ihr eine lange, eng anliegende Abendrobe ausgeliehen und das war dann mit einem Beinschlitz zurückgekommen und das nahm sie mir noch immer übel, obwohl es jetzt besser aussah als vorher und sie dies auch sagte, aber trotzdem war sie noch immer wachsam, was ihre Kleider anging.

"Aha", kam ihre lang gedehnte Antwort und in mir schwand langsam die Hoffnung, dass ich es mir ausleihen konnte, denn nun dreht sie sich auch noch weg von mir. Mir war nach weinen zumute und stillschweigend wende ich mich wieder meiner misshandelten Kartoffel zu und überlege fieberhaft, wo ich schnell ein solches Kleid auftreiben könnte, doch mir fiel auch nach 10 Minuten angestrengtem Denken nichts ein. Plötzlich höre ich Sandras kratzige Stimme. "Wenn du es nicht kaputt machst, kannst du es gerne haben. Das musst du mir versprechen!", kommt sie mir zögerlich entgegen und ich springe freudig von meinem Stuhl auf und umarme sie stürmisch und drücke ihr einen verhassten Wangenkuss auf's Gesicht.

"Du bist die beste Sandra die ich kenne!", freue ich mich und knuddle sie noch einmal extra stark lang an mich, doch sie versucht mich vergebens von sich wegzudrücken und erst als sie atemlos krächzt, dass ich sie loslassen sollte, löse ich mich glücklich von ihr. Ich musste den kindischen Drang unterdrücken, auf der Stelle zu hopsen, so als hätte ich gerade einen fetten Lolli umsonst bekommen. 

Über beide Gesichtshälften strahlend setzte ich mich dann wieder an meine letzte Kartoffel und überlege mir dann im Kopf noch, was ich noch alles für meinen Auftritt brauche.

Erschöpft  von dem Schultag lehne ich mich in den Sitz der U-Bahn, die auf die Oxfordstreet zuhält und schaue noch immer fasziniert in die dunkle Welt hinaus, welche langsam von den unzähligen Lichtern der Stadt erhellt wird und fast hätte ich dadurch die Station verpasst, doch ich schaffe es noch rauszuspringen und schlendere dann gemächlich an den Läden vorbei und als ich an einer Drogerie vorbeikomme gehe ich hinein und werde fast von dem Duft, der mir von den unzähligen Parfüms entgegenschlägt, umgehauen und schnell suche ich das Weite von der Duftabteilung und gehe in die Schminkabteilung und sehe mich orientierungslos bei den vielen kleinen Tegelchen und Tütchen um und nehme wahllos irgendwelche raus und stelle sie jedes mal wieder mit einem resignierten Seufzer zurück.

Urplötzlich tippt mich jemand an der Schulter an und verwirrt richte ich, mit einem rosanen Tegel in meiner Hand, meinen langsam verzweifelt werdenden Blick auf die Person in dem pinken T-Shirt, welche mich freundlich fragt, ob sie mir weiterhelfen kann. Verblüfft nicke ich und sie fragt mich, was ich den wollte und ich erkläre ihr, was ich brauche und sie greift zielsicher zwischen die verschiedenen Tiegeln und holt mir meine benötigten Sachen raus. 

Herzlich bedanke ich mich bei der Dame und sie meint nur lächelnd:"Man hilft angehenden Superstars ja gerne weiter". Verblüfft starre ich die Frau an, die sich zügig zu einer anderen Person weiterbewegt und schüttle baff meinen Kopf. Na sieh mal einer an! Einmal war man im Fernsehen, spielte den Kasperl und schon ist man bekannt wie ein bunter Hund.

Langsam bewege ich mich zu der Kasse und lege die wenigen Sachen hin und warte darauf, dranzukommen. Gedankenverloren bezahle ich die Schminksachen und begebe mich auf den Weg zu unserer WG, wo ich mir dann noch schnell etwas zu essen mache, mir den Text von dem Lied aus dem Internet suche und ihn auswendig lerne und dann endgültig schlafen gehe, um am nächsten Tag gut gelaunt aus dem Bett zu springen, keinen einzigen Gedanken an die Frau vom Vortag verschwendend.

Fröhlich putze ich mir die Zähne und kann es kaum noch erwarten, mich auf das Casting vorzubereiten und  diebisch grinsend bringe ich den Tag über die Runden. 

Ok, der Schluss ist irgendwie .... brainfucked. Kann sein, das er ein klein wenig überarbeitet wird. :) 

Eure obst400

Widmung geht an die bezaubernde @KatherineHampton da sie die bisherige Geschichte gelesen hat. Danke dir dafür wirklich enorm, weil es nicht selbstverständlich ist, durch dumme Kommentare bei anderen Büchern die Aufmerksamkeit auf andere Autoren zu lenken. Danke dir dafür von Herzen <3

X-Faktor- Die Chance meines LebensWhere stories live. Discover now