Kapitel 24

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Ich war wie auch schon gestern ziemlich müde und allein die Angst vor diesem Traum hat mich die ganzen Zeit wach gehalten.

Ich hab mich heute sogar geschminkt, damit man meine schwarzen Augenringe nicht sieht, doch es war vergebens. Das schwarz schimmerte dennoch unter der relativ dicken Schicht des Make-ups hindurch und das meine Haut einfach nur weiß und fahl aussah, machte es auch nicht besser. Um es anders zu beschreiben, ich sah aus als wenn ich gerade aus der Unterwelt gekommen wäre oder von den Toten auferstanden.

Ich versuche, als ich runter gehe, Hilde so gut es geht nicht anzuschauen, damit sie sich bloß keine Sorgen macht. Sie würde mich fragen wieso ich die letzten Nächten kaum geschlafen habe und ich müsste sie anlügen, denn sonst würde sie sich rund um die Uhr um mich kümmern. Ich kann mir sogar vorstellen, dass sie dann Nachts mit in meinem Bett schlafen würde und, sobald ich auch nur zucke, sofort aufspringt.

Mein Kopf stets gesenkt rühre ich meinen Kaffee um. Das ständige Gähnen unterdrücke ich so gut es geht und auch meine zitternden Hände versuche ich zu verstecken. Zum Glück hat Hilde ihre Zeitung vor der Nase und schaut nur selten über ihre Lesebrille hinweg zu mir.

Ein Klingeln der Haustür ist zu hören und ich verabschiede mich schnell, indem ich ihr ein Kuss auf die Wange gebe und mich sofort umdrehe. Es war heute ziemlich kalt, weshalb James wohl schon im Auto sitzt und die Heizung anmacht.
Ich setzte mich auf die Beifahrerseite, begrüße auch ihn und wende meinen Kopf zur Autotür.

,Emily du kannst es nicht verstecken', sage James und blickt zu mir. Langsam drehe auch ich meinen Kopf zu ihm und erschrecke mich leicht. Ein Veilchen schmückt sein Gesicht und auch er ist blass.

,Wieso hast du mich gestern nicht angerufen', frage ich und kann meinen blicke gar nicht mehr von seinen Wunden nehmen.
Er hatte bestimmt schmerzen und ich bin nicht bei ihm geblieben. Ich hätte sehen müssen, dass es ihm nicht gut geht.
Ich fühle mich schlecht und erbärmlich. Er fragte mich immer wie es mir geht. Er sorgte sich, sobald auch nur ein leises Husten über meine Lippen kam. Selbst um meine kalten Hände machte er sich sorgen.

,Ich hätte dir doch helfen können', sage ich weiter und fahre langsam mit meiner Hand an seiner Wange. Es sah wirklich schlimm aus. Sein sonst so schönes Gesicht hatte nun blaue und lila flecke und unter seinem Kinn zierte sich ebenfalls ein dunkler Fleck.

Selbst seine sonst immer perfekt sitzenden Haare waren heute nicht so wie sonst. Zwar war James niemand oberflächliches, doch er machte sich jeden Morgen seine Haare. Heute lagen sie einfach so wie sie waren nach dem duschen und er sah einfach fertig aus.

Meine Hand berührt ganz sachte seine Wange, woraufhin er anfängt zu lächeln. Zwar war es schwach, doch er bemühte sich. Er nahm meine Hand in seine und küsste sie. Ganz sanft, als wenn ich aus Glas bestände.

Ich musste ein wenig über die Tatsachen lachen, dass wir beide wie Leichen aussahen. ,Ich glaube so können wir beide heute nicht in die Schule', lachte auch er leicht. ,Heute ist sowieso nur ein Projekt Tag.'

,Ein Projekt Tag?', fragte ich und schaute in sein amüsiertes Gesicht.
,An dem Tag stellen manche Lehrer ihre Projekte vor, die sie entweder mit Schülern, oder alleine entworfen haben.'

,Erinnerst du dich noch an Mr. Layner?
,Dieser Biologielehrer?', frage ich und habe sofort ein Bild von ihm im Kopf. Alle Dinge die man mit einem Öko in Verbindung brachte, trafen auf ihn zu. Er trug nur Baumwolle, Sandalen, hatte lange graue Haare und einen langen Bart.
Aber das seltsame war, dass er immer eine Kartoffel in der Hand hatte. Aber wieso wusste niemand.

,Genau der. Er stellt nun schon seit drei Jahren den selben Komposthaufen vor', lacht James und schüttelt leicht seinen Kopf.
Ich erinnere mich sogar daran. Wie er vorne stand und voller Begeisterung den Komposthaufen hinter der Schule vorstellte. Andere sahen dort nur Abfall, doch er sah dort weit aus mehr als das.

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt