,Es tut mir so leid', schluchzt sie einfach weiter, ohne auf meine Frage zu antworten. ,Mum, was tut dir leid?'
,Alles', sagt sie und löst sich von mir.
,Mum was ist los?', frage ich sie und bekomme so langsam Angst.
,Hat es etwas mit Dad zu tun? Oder mit der Arbeit?'
,Wir haben beide Fehler gemacht', sage sie und fängt nun wieder bitterlich an zu weinen.,Komm. Wir gehen nach unten in die Küche. Ich mach uns einen Tee', sagte ich und legte meine Hand auf ihren Rücken.
In der Küche ließ sie sich auf einen der Stühle fallen und schaute gedankenverloren auf einen einzigen Punkt. Als wenn sie träumen würde. Ich lasse sie kurz in ihrer starre und mache den Wasserkocher an.
Als der Tee fertig ist, stelle ich die zwei Tassen auf den Tisch und schiebe eine zu meiner Mutter rüber. Sie legt ihre knochigen Finger um sie und fängt an ihn umzurühren.
,Mama', sagte ich und ihr Blick hob sich. Sie war völlig neben der Spur, sie rührte ihren Tee um, obwohl es dort nichts zum umrühren gab. Ich machte mir wirklich mehr als sorgen.
Ich tat ihr einen Zuckerwürfel rein und und legte meine Hand auf ihre.
Sonst war ich immer die, die viel zu kalte Hände hatte, doch diesmal waren es nicht meine.,Mama erzähl mir was los ist.'
,Oh Gott Emily ich bin so ein furchtbarer Mensch', sagte sie und das war der Moment, als auch bei mir die erste Träne über die Wange lief.
Oft dachte ich das selbe über mich. Ich wusste wie es war sich selber zu verachten. Ich wusste wie man sich dabei fühlte, wenn man die Dinge aufzählte, die alle schlecht an einem sind. Ich konnte gut damit umgehen, doch bis jetzt habe ich noch die Rolle getauscht, dass nicht ich es bin, die sich gerade am meisten hasst, sondern jemanden den ich doch eigentlich liebe.Ist es nicht meine Aufgabe, den Menschen den ich liebe das Gefühl zu übermitteln, das sie geliebt werden? Zu zeigen das sich nicht ,furchtbar' sind?
,Nein, sag sowas nicht.'
,Es ist aber die Wahrheit. Ich habe... Ich habe deinen Vater betrogen. Ich hab dich belogen. Ich war nie für dich da... Ich habe mich nie um dich gekümmert', schluchzt sie und ich wische mir die Tränen weg. Ich sage nichts, sondern lasse sie erstmal zur Ruhe kommen.,Als du im Krankenhaus warst und die Ärzte nicht wussten ob du wieder aufwachst, da... da ist mir klar geworden, dass ich nicht mal deine Lieblingsfarbe weiß. Ich wusste gar nichts über dich.
Ich saß an deinem Bett und hielt die Hand meiner Tochter, so wie ich es das letzte mal an deiner Geburt getan habe.
Ich schäme mich so', sagt sie wieder zu schließt ihre Augen. Wieder fließen Tränen ihr über das Gesicht.Diese Dinge zu hören, überraschte mich nicht wirklich, weshalb der kurze Stich in meinem Herzen mir nicht wirklich schmerzt. Es tut zwar weh, doch es ist erträglich.
Vielleicht liegt es daran, dass ich es schon wusste, dass meine Familie nie dagewesene ist, oder aber es liegt daran, dass ich nicht wirklich ganz alleine war. James war immer da gewesen. Hilde hatte mich als Kind großgezogen und ich hatte Freunde, die mich liebten und die ich liebte.,Und als die Monate vergingen, ging es auch mir schlechter. Ich hatte solch eine Angst dir nicht mehr als dies sagen zu können. Dir nicht mehr sagen zu können, wie stolz ich doch auf mein einziges Kind bin. Wie sehr ich dich doch liebe, auch wenn ich es nicht zeige oder immer weg bin.'
Ich muss zugeben, ich hätte nie damit gerechnet diese Worte mal aus ihrem Mund zuhören.
,Du warst stolz auf mich?', fragte ich mit gebrochener Stimme und spürte einen Klos in meinem Hals.
,Aber natürlich', weint sie und schaut mir direkt in die Augen. Ihre braunen sind wässrig und blutunterlaufen vom vielen weinen.,Dein Vater ging anders mit der Trauer um als ich. Er stürzte sich noch mehr in die Arbeit, kam Wochen nicht mehr nach Hause und ließ mich alleine.
Und dann war da jemand anderes.
Du musst mir glauben Emily, ich liebe deinen Vater, doch ich habe einfach jemanden gebraucht. Doch ich war nicht die einzige, der es so erging.'Also haben sie sich gegenseitig betrogen?
Wieso verletzten sich die Mensch, die sich doch am meisten lieben?Ich versuchte erstmal alles zu verstehen und zu verdauen. Es hat sie bestimmt schon sehr lange belastet.
Um ehrlich zu sein weiß ich nicht was ich darauf antworten soll, oder ob ich überhaupt antworten soll.
Beide haben Fehler begannen und beide haben daran selber schuld.
Aber Fehler sind ja bekanntlich die besten Lehrer.,Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht belasten, aber ich fand es wichtig, dass du es weißt', sagte sie und schaut noch immer nicht auf.
,Danke', sage ich und bekomme einen verwirrenden Blick von Mum.
,wieso danke?'
,Das du es mir erzählt hast. Es war sicherlich nicht leicht.'
,Nein, das war es nicht', gibt sie zu und nippt an ihrem Tee.Wir saßen noch ein wenig unten. Um ehrlich zu sein, bis vier Uhr morgens.
Mum versprach mir, sich morgen einmal frei zunehmen und sich auszuruhen.
Sie erzählte mir vieles von früher und ich erinnerte mich sogar an manche Sachen.Wie ich mich immer gefreut hatten, wenn sie beide nach Hause kamen. Und wie die Freude immer geringer wurde.
Sie erzählte mir, dass ich nie sonderlich viel gelacht habe, schon als kleines Kind nicht. Erst als ich James kennenlernte, hätte es sich geändert.Sie fragte mich auch, wie ich in der Schule klarkomme.
Ich wollte ihr auch von Harry erzählen, doch ich glaube sie würde ihn nicht kennen. Auch von James redeten wir viel. Ich erzählte ihr, wie sehr er sich bemüht und das er immer da ist.Sie war ganz anders, als in den letzten Tagen.
Aus ihrer Stimme war die strenge gewichen und auch ihre Körperhaltung war locker und nicht so angespannt. Vielleicht war dieses Gespräch schon vor Jahren fällig gewesen, doch lieber später als nie.Wir beide gingen zu Bett und diese Öffnung an der Decke hatte ich völlig vergessen.
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Remember me
Fanfiction„Bleib von mir fern", hauchte er in mein Ohr und ging an mir vorbei. „Ich kann nicht", flüsterte ich und hielt ihn am Ärmel seiner Jacke zurück. „Du wirst verletzt werden." „Nichts kann mich mehr verletzten, als deine Abwesenheit." Als Emily nach...