Zuhause

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Es war befremdlich, nach all dieser Zeit die vertrauten Türen zur WG zu öffnen. Fast so, als wäre man nach einem langen Urlaub endlich nach hause zurückgekehrt. Nur leider fühlte ich mich nicht so erholt, wie man es nach dem Urlaub normalerweise tut. Eher ausgelaugt und leer.

Müde erklomm ich die letzten Stufen und schloss die Tür zur WG auf. Der Schlüssel lag schwer in meiner Hand und ich ließ ihn schnell zurück in die Tasche gleiten, ehe ich ihn fallen ließ.

Langsam öffnete ich die Wohnungstür, als ich auch schon die vertrauten Stimmen von Kyle, Jamie, Oliver und Ashley vernahm. Als sie hörten, wie ich meinen Koffer im Flur abstellte, verstummten sie.
Einer nach dem anderen steckte seinen Kopf aus der Küche und musterte mich, als wäre ich ein Geist. Bei diesem Anblick schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Es sah einfach urkomisch aus!

"Na, wenn das nicht unsere Lizza ist!", sagte Oliver, der sich als erstes gefangen hatte und kam auf mich zu. Ich lächelte matt. Zur Begrüßung schloss er mich in seine kräftigen Arme, wodurch jegliche Luft aus meinen Lungen etwich.

Nun kamen auch Kyle und Jamie an, die uns prompt in eine Gruppenumarmung verwickelten. Hilflos zappelte ich umher und versuchte mich aus ihrer festen Umarmung zu lösen. "Leute, ich brauche Luft!", erinnerte ich sie japsend.

Sofort ließen sie von mir ab und musterten mich neugierig. "Nun erzähl schon! Wo warst du?", fragte Jamie und schob mich zur Küche, wie Ashley mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte und auf mich wartete. Ihr Blick zeigte, dass sie auch Antworten wollte. "Wir wollen alles wissen", ergänzte Kyle und Oliver grinste zustimmend.

Ich zögerte. "Leute, ich bin echt müde und würde gerne schlafen gehen. Ich erzähle euch morgen alles okay?" Sie nickten enttäuscht. "Dann schlaf schön" Sie drückten mich noch einmal, dann verzog ich mich mit meinem Koffer in mein Zimmer.

Dort angekommen ließ ich mich aufs Bett fallen und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben!

Nach einiger Zeit erhob ich mich langsam und tauschte meine Alltagskleidung gegen eine Jogginghose und ein altes T- Shirt, die meinen Schlafanzug darstellten. Dabei bemerkte ich, dass ich immer noch Jasons Jacke trug. Vorsichtig, als könnte ich sie mit einer falschen Bewegung zerreißen, faltete ich sie und legte sie sorgsam auf meinem Koffer ab. Anschließend krabbelte ich zurück ins Bett, das eine tröstende Wirkung auf mich hatte.

Es war schon komisch. Die ganze Zeit, die ich bei Jason verbracht hatte, habe ich mir gewünscht wieder in mein altes Leben zurückkehren und nun merkte ich, dass dies nicht möglich war. Die Zeit mit Jason hatte mich geprägt und obwohl ich gerade mal eine Stunde von ihm getrennt war, vermisste ich ihn schmerzlich.
Erst jetzt, wo ich von ihm und den Mädchen getrennt war merkte ich, wie viel sie mir wirklich bedeuteten. Es war ein komisches Gefühl, aber ein Teil von mir sehnte sich danach zurückzukehren und sie wieder zu sehen.

Tränen stiegen mir in die Augen und ich wickelte mich in meine Decke ein, die mich wie eine tröstende Umarmung wärmte. Obwohl Jason und ich uns nie lange gut verstanden haben und obwohl ich mir eigentlich seit ich ihn zu ersten Mal sah vorgenommen hatte ihn zu hassen, hatte er es geschafft mir etwas zu bedeuten. Und ich hatte keine Ahnung wie!
Es war schwer dieses Gefühl, das ich mir absolut nicht erklären konnte, in Worte zu fassen.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.

"Ja?", schniefte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, um einen wenigstens einigermaßen akzeptabelen Eindruck zu hinterlassen.

Vorsichtig steckte Ashley ihren Kopf zur Tür hinnein. Als sie sah, dass ich geweint hatte, schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich zu mir ins Bett. Tröstend zog sie mich in ihre Arme und sorgte dafür, dass mein Damm entgültig brach. Pausenlos strömten die Tränen meine Wange hinunter und tränkten Ashleys T-Shirt mit ihrer salzigen Flüssigkeit.

"Du mochtest ihn wirklich, oder?", sagte sie und strich mir behutsam über den Kopf. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

"Ist das so offensichtlich?", schluchzte ich und löste mich etwas von ihr um ihre Mimik zu erkennen. Sie schaute mich mitleidig an und lächelte aufmunternd.

"Ich glaube, du hast dich verliebt."

Maid ReluctantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt