Part 64

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3 Spritzen, 2 Tabletten und einen tiefen Schluchzer in Richtung Freiheit später, sitzen wir wieder im Tourbus und haben entschieden auf eine Party zu gehen. Meine Liste mit Dingen, die ich unbedingt machen will bevor ich sterbe ist vorübergehend auf meinem Handy abgespeichert und wird später hoffentlich einen Punkt weggestrichen bekommen.

Beruhigend, nicht ständig unter der Fuchtel der Mutter zu stehen. Mach dies nicht, mach das nicht. Pass auf dass du dich nicht zu überanstrengst. Iss viel, trink viel, nimm deine Tabletten. Achte darauf, dass du genug schläfst. So sehr ich meine Mutter auch liebe und so sehr ich ihr auch dankbar dafür bin, dass sie mir halt geschenkt hat, möchte ich eigentlich nichts mehr als einmal ganz alleine mein Leben leben zu können. Und das werde ich tuen. Heute. 

Am 03.11.2011.

Caro und ich haben uns in schwarze mit Spitze gespleißten Rundhals ärmellosen Freizeitkleider untermalt mit schwarzen High Heels geworfen und sie hat entschieden mir sogenannte Cat Eyes zu schminken, wozu ich sowieso viel zu talentlos gewesen wäre und ihr somit direkt die Macht über mein Gesicht überlassen habe. 

Meine Haare fallen wie immer lockig über meine Schultern und mein Pony untermalt meine geschminkten Augen so, dass das Smaragdgrün meiner Iris sich wundervoll mit dem kastanienbraun meiner Haare vermischt. 

Ich muss mir eingestehen dass ich mich zum ersten mal wirklich schön finde und dazu auch noch richtig gut fühle. Aus reiner Neugier wie Ben auf mein Aussehen reagieren wird, hetzte ich meine Beste Freundin und nehme als Grund, dass alle schon warten und sie die einzige ist die noch nicht zu frieden mit ihrem Aussehen ist. Obwohl ich mir gut vorstellen kann dass Danny, Timur, Ben und Michbeck noch etwas länger brauchen werden als wir, stelle ich sie liebendgern als pünktliche Männer dar. 

Nach 5 weiteren Minuten voller Hetzung stehen wir dann beide als einzige vor dem Tourbus und ich muss entschuldigend Lachen, weil ich wirklich dachte dass wenigstens.. wie hieß er noch? Nino? Schon fertig wäre, aber wir sind wirklich die einzigen hier draußen auf dem Parkplatz un an Caros' Gesichtsausdruck sehe ich, dass sie mir unfassbar gerne eine Scheuern würde.

"Hab dich nicht so, da sind sie doch schon!", sage ich und gucke Richtung Eingang. Danny hat sich eine einfache, schwarze American Aparell Jacke zu seinem weißen T-Shirt, seinen schwarzen Skinny Jeans und seinen Vans angezogen. Ben hat New Balances an und seinen Körper schmücken ganz normale Ausgeh - aka. Partyklamotten, die dazu auch noch unfassbar heiß aussehen. Als sie auf uns zukommen, brodelt es nur so vor Kommentaren. 

"Seit wann seid ihr denn Schwestern?", fragt Michbeck und wir gucken ihn verwirrt an. "Bis auf die Haarfarbe, die Augenfarbe und dem Make-Up seht ihr aus wie Zwillinge." - "Ich würde aufpassen, dass ihr euch nicht von irgendjemandem abschleppen lasst der es bevorzugt mit Geschwistern einen Dreier zu starten.", wirft Danny ein und ich verdrehe die Augen. 

Ich bin nicht bereit dazu meine Unschuld an einem Typen zu verlieren, der es willkommen eklige Dinge mit Geschwistern zutun. 

Mein erstes mal steht zwar auch auf der Liste, aber in Klammern dahinter soll es ausdrücklich mit jemandem sein den ich liebe. Und somit kommen wir zum 8. Punkt auf meiner Liste: Liebe. 

Ich möchte dieses Gefühl kennen lernen, von dem alle Mädchen aus meiner Schule geschwärmt haben. Die Schmetterlinge im Bauch, das Frei fühlen, das nichtmehralleinesein. 

Jemanden zu haben der dich so nimmt wie du bist, scheint mir ein Plan für's Leben. 

Ich weiß was ich damit auf mich nehme, wenn ich jemanden dazu bringe mich zu Lieben und ich mich selber dazu bringe jemanden zu lieben, aber ich denke das ist es mir Wert. Gott weiß wie lange ich noch überleben werde, und solange ich eben noch Lebe, möchte ich mit so viele Gefühle wie nur möglich warm werden. 

Ein Taxi kommt vor uns zum stehen und wir setzten uns rein. Die Fahrt vergeht schneller als gedacht und wir kommen an einem Club an, dessen Namen ich einfach nicht entziffern kann. Ohne zu warten gehen wir an den Securitys vorbei und stürzen uns in Lichtgeschwindigkeit in das Nachtleben. 

Caro bestellt uns beiden einen "Sex on the Beach" und ich trinke genüsslich den Cocktail, ehe ich mir nach und nach immer mehr davon bestelle.

"Wir sollten tanzen gehen!", ruft mir plötzlich jemand neben mir ins Ohr und ich zucke dank dem Kontrast kurz zusammen, ehe ich bemerke, dass Timur mir seine Hand hinhält. Lächelnd nehme ich sie entgegen und lasse mich auf die Tanzfläche voller Jugendlicher ziehen, die ihre Körper aneinander reiben. Ich schüttele mich als ich sehe wie 2 Personen wild herumknutschen und sich gegenseitig begrabschen. Sich Privatsphäre zu suchen gehört wohl nicht wirklich zu ihren stärken. 

Auch wenn es so aussieht als würde ich gerade von einem Auto überfahren werden, ist mir ziemlich egal was die anderen von mir halten und ich bewege meine Hüften weiterhin passend zum Beat. Die vielen Lichter die völlig wirr durch den kleinen Club gleiten verwirren mich ein bisschen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es so faszinierend finde weil ich schon etwas angetrunken bin. 

Und um das noch zu verstärken, muss ich mich mit noch viel mehr Alkohol zupumpen, denn das ist schließlich mein Plan.

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863 Wörter

Sie sagen Liebe vernebelt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt