POINT OF VIEW
JULIAN BRANDTDie klare, kühle Bergluft fühlte sich erfrischend an, als ich aus dem kleinen Bus stieg, der uns vom Flughafen hierhergebracht hatte. Südtirol. Ich hatte nie wirklich Zeit gehabt, diese Region zu erkunden, aber allein die Aussicht ließ mich schon erahnen, wie beeindruckend die Umgebung sein musste. Die schneebedeckten Gipfel ragten in den Himmel, während die grünen Täler sich unter uns erstreckten.
Ich atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. Es war ein Gefühl der Freiheit, das ich in den letzten Jahren nur selten empfunden hatte. Kein Druck, kein Chaos – einfach Ruhe.
Die Jungs waren genauso begeistert wie ich. Alle waren gut gelaunt, scherzten und machten schon Pläne, wie sie den Nachmittag verbringen wollten. Obwohl ich noch nicht jeden im Kader so gut kannte, fühlte ich mich willkommen. Es war eine coole Truppe, und ich freute mich darauf, die nächsten Tage mit ihnen zu verbringen.
„Julian, schön, dass du wieder dabei bist!"
Ich drehte mich um und sah Benni, meinen ehemaligen Teamkollegen aus Leverkusen. Seine Hand klatschte auf meine Schulter, und er grinste mich an.
„Benni!", sagte ich und zog ihn in eine kurze Umarmung.
Neben ihm stand Jonathan, ebenfalls ein bekanntes Gesicht aus meiner Zeit bei Bayer 04.
„Du siehst gut aus, Mann. Dortmund scheint dir zu stehen", sagte Jonathan, während er mich mit einem schelmischen Lächeln musterte.
„Danke. Aber ihr seht aus, als wärt ihr keinen Tag gealtert", erwiderte ich, was die beiden zum Lachen brachte.
Es fühlte sich gut an, alte Gesichter wiederzusehen. Auch wenn ich meine Zeit in Leverkusen nicht nur in bester Erinnerung hatte, waren Benni und Jonathan immer auf meiner Seite gewesen.
Wir gingen gemeinsam ins Hotel, ein beeindruckendes Gebäude mit einer Mischung aus moderner Eleganz und rustikalem Charme. Der Name „Weinglück" prangte in geschwungenen Lettern über dem Eingang, und ich musste schmunzeln. Die perfekte Kulisse für ein Trainingslager.
Während die Jungs ihre Schlüssel abholten und sich auf ihre Zimmer verteilten, blieb ich kurz stehen und zog mein Handy aus der Tasche.
„Ich bin angekommen", schrieb ich an Luna.
Ihre Antwort kam fast sofort: „Wie ist es dort? Alles gut?"
„Es ist wunderschön. Die Berge, die Luft, alles. Ich schick dir später ein paar Bilder."
„Ich will auch mal hin. Vielleicht machen wir irgendwann mal Urlaub dort."
Ich lächelte bei der Vorstellung. Luna war mein Ruhepol, mein Zuhause, egal wo ich war.
Nach dem Einchecken zog ich mich kurz in mein Zimmer zurück. Es war schlicht, aber gemütlich. Von meinem Balkon aus hatte ich eine atemberaubende Aussicht auf die Berge. Ich machte ein paar Fotos und schickte sie an Titus.
„Schau mal, wie cool das hier aussieht!", schrieb ich dazu.
Titus' Antwort kam in seiner typischen Art: „Boah, mega! Kannst du da rodeln?"
Ich lachte und schrieb zurück: „Vielleicht. Aber ich muss ja trainieren."
Er schickte eine Reihe von Emojis – Schlitten, Schnee, lachende Gesichter. Ich liebte es, wie einfach Titus das Leben sah.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich öffnete, und da stand Jannis, der mir eine Nachricht geschickt hatte, dass er mit Mama und Titus das Spiel Dortmund gegen Bayern geschaut hatte.
„Wir haben für dich gejubelt, aber du musst an deinen Flanken arbeiten", hatte er geschrieben.
Ich hatte gelacht und geantwortet: „Immerhin jubelt ihr."
Die Zeit verging schnell, und bald trafen wir uns unten in der Lobby, um gemeinsam einen Spaziergang zu machen. Die Jungs scherzten miteinander, und ich merkte, wie sehr ich die Kameradschaft genoss. Besonders mit Benni und Jonathan fühlte es sich fast so an wie früher, nur dass wir jetzt alle ein bisschen reifer waren.
Benni erzählte von seiner Familie, während Jonathan Witze über die anstehende Trainingseinheit machte. Ich hatte keine Ahnung, wie hart die Tage hier werden würden, aber ich war bereit.
Während wir durch das kleine Dorf gingen, zog ich mein Handy hervor und machte ein Foto von einer malerischen Gasse mit bunten Häusern. Ich schickte es an Luna mit der Nachricht: „Das musst du sehen. Ich bring dir ein Souvenir mit."
„Mach das! Aber vergiss nicht, auch mal zu entspannen."
„Keine Sorge, ich hab alles im Griff."
Ich merkte, wie sehr ich Luna jetzt schon vermisste. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand zu Hause auf mich wartete.
Als wir zurück ins Hotel gingen, dachte ich daran, wie weit ich in den letzten Jahren gekommen war. Die Zeit in Dortmund hatte mich verändert. Ich war selbstbewusster geworden, hatte gelernt, mich in einer Mannschaft durchzusetzen, und war nicht mehr der schüchterne Junge, der sich hinter anderen versteckte.
Und dennoch – ein Teil von mir fragte sich manchmal, wie es den Leuten aus meiner Vergangenheit ging. Aber diese Gedanken schob ich schnell beiseite.
Ich war hier, und ich war glücklich. Das war alles, was zählte.
DU LIEST GERADE
Abseits der Gefühle (Bravertz)
FanfictionSeine Stimme war ruhig, doch ich spürte den Schmerz darin. „Wie kannst du jemanden lieben und gleichzeitig planen, eine andere zu heiraten?" » Kai Havertz und Julian Brandt könnten unterschiedlicher nicht sein: der eine beliebt und unnahbar, der and...