POINT OF VIEW
KAI HAVERTZIch kam nach Hause und schloss die Tür hinter mir. Der vertraute Duft von gebratenem Gemüse und Gewürzen erfüllte die Luft, und ich hörte Sophias leise summende Stimme aus der Küche. Es war ein warmer, friedlicher Moment – einer, der nach einem langen Tag immer willkommen war.
Ich ließ meine Tasche fallen, trat in die Küche und sah Sophia, die über dem Herd stand. Ihr braunes Haar war zu einem lockerem Knoten zusammengebunden, und sie trug eine alte, bequeme Jogginghose, die sie normalerweise nur zuhause anzog.
„Hey", sagte ich und schlich mich hinter sie. Meine Arme legten sich um ihre Taille, und ich zog sie sanft an mich. „Du riechst gut."
„Das ist das Essen", sagte sie lachend, drehte sich aber ein wenig zu mir um, um mir einen kurzen Blick zuzuwerfen.
„Vielleicht. Aber ich meine dich", murmelte ich und küsste sie leicht auf die Schulter.
Sie lachte leise und rührte weiter in der Pfanne. „Schmeichler. Und, wie war dein Tag?"
„Gut", antwortete ich und lehnte mich ein wenig an sie, während ich die Wärme ihrer Nähe genoss. „Training war anstrengend, aber es lief gut. Und deiner?"
„Oh, im ‚Vier Herzen' war heute die Hölle los", sagte sie und griff nach dem Salzstreuer. „Eine Großbestellung am Morgen, ein kaputter Kaffeeautomat am Nachmittag... Und Luisa war natürlich die ganze Zeit mit ihrem neuen Freund beschäftigt."
Ich zog eine Augenbraue hoch und trat einen Schritt zurück, um sie anzusehen. „Luisa? Wer ist denn der Glückliche?"
Sophia lachte und schüttelte den Kopf. „Ein CEO von einer Finanzfirma. Er verdient Millionen, Kai. Millionen!"
„Das klingt nach Luisa", sagte ich grinsend. „Immer mit hohen Ansprüchen."
„Sie sagt, er ist ganz anders, als sie erwartet hat", erzählte Sophia weiter. „Sehr bodenständig, obwohl er so viel Geld hat."
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. „Ja, bodenständig mit Millionen auf dem Konto. Das ist eine interessante Mischung."
Sophia drehte sich um und funkelte mich spielerisch an. „Warum lachst du? Vielleicht ist er wirklich nett. Du bist es schließlich auch meistens."
„Vielleicht", gab ich zu. „Aber ich denke, das ist eine Seite von Luisa, die ich mir lieber nicht zu genau vorstellen will."
Sie schüttelte den Kopf, drehte sich wieder zum Herd und rührte weiter. „Du bist unmöglich, Kai."
Ich grinste und trat einen Schritt näher, beugte mich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. „Ich weiß. Aber du liebst mich trotzdem."
„Das tue ich", sagte sie leise, und ihr Lächeln war ehrlich.
Wir küssten uns, ein vertrauter Kuss, der nach Jahren der Beziehung eher beruhigend war als aufregend. Es war nicht mehr so wie am Anfang – keine Schmetterlinge, kein Kribbeln, das durch meinen Körper schoss. Aber das war normal, sagte ich mir immer wieder. Es war doch so, dass die Aufregung irgendwann nachließ, wenn man lange genug zusammen war, oder? Dann ist es Liebe, sagt man sich.
Ich beobachtete Sophia, wie sie die Pfanne vom Herd nahm und das Essen auf zwei Teller verteilte. Sie war wunderschön, das war sie immer gewesen.
„Das sieht gut aus", sagte ich, als sie mir einen Teller reichte.„Das hoffe ich", sagte sie mit einem Lächeln.
Ich nahm einen Bissen und verzog gespielt das Gesicht. „Hm. Es fehlt noch ein bisschen... Liebe."
Sophia sah mich verwirrt an. „Was meinst du?"
Ich lachte und winkte ab. „Nur ein Witz, Schatz. Es schmeckt super."
Sie nickte, aber ich konnte sehen, dass sie nicht wirklich verstand, was ich meinte. Das war etwas, das mir immer wieder auffiel. Ich machte gerne Witze, manchmal ein bisschen ironisch, manchmal ein bisschen albern. Aber Sophia verstand sie oft nicht. Sie war direkt, geradeheraus – eine Eigenschaft, die ich an ihr mochte, aber manchmal wünschte ich mir, dass sie mich ein bisschen besser verstand.
„Was ist so lustig?", fragte sie, während sie mich ansah.
„Nichts, wirklich nichts", sagte ich und schüttelte den Kopf, ein Lächeln auf den Lippen.
„Okay", sagte sie schließlich und lächelte wieder.
Wir aßen weiter, und die Unterhaltung drehte sich um alltägliche Dinge – ihren Tag im Café, mein Training, Pläne für das Wochenende. Es war schön, so mit ihr zu reden, so vertraut, aber gleichzeitig konnte ich nicht verhindern, dass mein Kopf an anderen Orten war.
Ich liebte Sophia, daran hatte ich keinen Zweifel. Aber manchmal fragte ich mich, ob das genug war. Wir hatten uns so aneinander gewöhnt, dass die kleinen Dinge, die uns früher verbunden hatten, sich jetzt fast wie Routine anfühlten.
Nach dem Essen räumten wir gemeinsam auf, und sie erzählte weiter von Luisa und ihrem neuen Freund. Ich hörte ihr zu, nickte an den richtigen Stellen, aber in meinem Inneren war ich woanders.
Als sie sich schließlich zu mir umdrehte und mir einen schnellen Kuss gab, wusste ich, dass ich nicht nur sie liebte, sondern auch die Vertrautheit, die wir miteinander hatten. Aber ich wusste auch, dass ich mir manchmal mehr wünschte – mehr Tiefe, mehr Verbindung, mehr... etwas.
„Gehst du heute früh ins Bett?", fragte sie, als sie die letzten Teller in die Spülmaschine stellte.
„Ja, ich bin ziemlich erledigt", sagte ich und gähnte, um meine Worte zu unterstreichen.
„Ich auch", sagte sie und streckte sich leicht. „Ich geh schon mal hoch."
„Ich komm gleich nach", sagte ich und küsste sie noch einmal auf die Stirn.
Als ich sie die Treppe hinaufgehen sah, blieb ich kurz stehen, die Hände in den Taschen, und fragte mich, ob das hier genug war. Vielleicht war das die Realität einer langen Beziehung – die Aufregung wich der Vertrautheit, und das musste reichen. Aber ein Teil von mir fragte sich, ob es wirklich reichte.
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Abseits der Gefühle (Bravertz)
FanfictionSeine Stimme war ruhig, doch ich spürte den Schmerz darin. „Wie kannst du jemanden lieben und gleichzeitig planen, eine andere zu heiraten?" » Kai Havertz und Julian Brandt könnten unterschiedlicher nicht sein: der eine beliebt und unnahbar, der and...