POINT OF VIEW
KAI HAVERTZDie Sonne schien gnadenlos auf den Platz, und schon nach den ersten Minuten Training spürte ich, wie der Schweiß über meinen Rücken lief. Die anderen Jungs waren wie immer laut und voller Energie. Als ich aus der Umkleide kam, wurde ich sofort von Jonathan begrüßt, der mir kumpelhaft den Arm um die Schultern legte.
„Kai, heute bist du dran, die Show zu machen!", rief er grinsend, während Lars uns beide überholte und einen Ball Richtung Tor kickte.
„Klar, mach ich", antwortete ich lachend, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich immer ein bisschen performen musste, um dazuzugehören. Aber das war okay. Ich mochte die Jungs, und ich wollte meinen Platz hier festigen.
Der Trainer kam zu uns und winkte, dass wir uns versammeln sollten. „Okay, Jungs, heute machen wir was für die Ballkontrolle. Bildet bitte vier Teams und haltet den Ball hoch."
Die Jungs jubelten, und ich fand mich in einer Gruppe mit Joel, Leon und Niklas wieder.
Julian stand etwas abseits, wie immer. Sein Blick war ruhig, fast zu ruhig, und er sagte nichts, während die anderen lachten und scherzten.
Wir begannen, den Ball zwischen uns hochzuhalten, und die ersten Minuten liefen gut. Joel machte eine Show daraus, jeden Ball mit komplizierten Bewegungen zurückzuspielen, Niklas schoss die Kugel mit voller Wucht in die Luft, und ich versuchte, alles flüssig zu halten. Julian war gut, das sah ich sofort. Seine Berührungen waren präzise, kontrolliert, aber er hielt sich zurück, gab nur das Nötigste, um nicht aufzufallen.
Joel grinste, blickte zu Leon und machte eine kurze Bewegung mit dem Kopf. Ich wusste, dass das nichts Gutes bedeutete, aber bevor ich reagieren konnte, streckte er Julian im Laufen ein Bein.
Julian fiel.
Es war kein harter Sturz, aber er landete unsanft auf den Knien, und der Ball rollte über den Platz. Ein paar Jungs aus den anderen Gruppen sahen herüber und lachten.
„Was machst du da, Brandt?", rief Niklas und lachte so laut, dass er sich fast den Bauch halten musste. „Stehst du auf dem falschen Fuß, oder was?"
Julian stand langsam auf, klopfte sich den Dreck von den Knien und warf Joel einen kurzen, stechenden Blick zu. Doch er sagte nichts.
„War nur Spaß, Julian", sagte Joel, während er den Ball aufhob und ihn leicht in Julians Richtung warf. „Entspann dich, Mann."
„Alles gut", murmelte Julian leise, seine Stimme fast tonlos.
Die anderen Jungs schüttelten lachend die Köpfe, als wäre nichts passiert. Ich wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Es war doof gewesen, das wusste ich. Aber ich wollte nicht derjenige sein, der sich beschwerte und als Spielverderber dastand. Joel war der Kapitän, und ich war noch neu hier.
Ich beobachtete Julian kurz, während wir uns wieder aufstellten. Sein Blick war nach unten gerichtet, und für einen Moment sah er aus, als würde er am liebsten verschwinden. Etwas in mir zog sich zusammen, aber ich schob das Gefühl weg.
„Komm, Jungs, nochmal!", rief Joel, und wir setzten das Spiel fort, als wäre nichts passiert.
Ich konzentrierte mich wieder auf den Ball, dribbelte später während eines Spiels mühelos durch die gegnerische Abwehr und machte dabei mehrere Punkte. Die Jungs feierten mich, klopften mir auf den Rücken und riefen mir Komplimente zu.
„Kai, du bist echt krass!", rief André, während Benni nickend zustimmte.
„Ich wette, du könntest uns alle gleichzeitig ausspielen", sagte Joel lachend.
Ich grinste, auch wenn ich wusste, dass sie es übertrieben meinten. Aber es fühlte sich gut an, anerkannt zu werden, Teil dieser Gruppe zu sein.
Nach dem Training zog ich mein Trikot aus, mein Körper war noch von der Anstrengung aufgeladen, und ich griff nach meiner Wasserflasche. Die Jungs sammelten sich um Joel, der lautstark fragte: „Wer hat heute Abend Zeit? Wir gehen was trinken!"
„Bin dabei", rief Niklas sofort.
„Ich auch", fügte André hinzu.
Die Blicke richteten sich auf mich, und ich zögerte kurz. „Klar, ich komme mit."
„Super", sagte Joel und grinste. „Dann lernst du mal, wie man hier richtig feiert."
Ich nickte, auch wenn mein Kopf noch bei Julian war, der sich unauffällig seine Tasche schnappte und in Richtung Ausgang verschwand. Sein Rücken war gerade, sein Schritt fest, aber ich konnte den Ausdruck in seinem Gesicht nicht vergessen.
Traurig.
Doch ich tat nichts. Ich schloss mich den anderen Jungs an, scherzte mit ihnen und schob die Gedanken an Julian beiseite. Schließlich war ich hier, um ein Teil der Mannschaft zu sein. Und das war alles, was zählte.
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Abseits der Gefühle (Bravertz)
FanfictionSeine Stimme war ruhig, doch ich spürte den Schmerz darin. „Wie kannst du jemanden lieben und gleichzeitig planen, eine andere zu heiraten?" » Kai Havertz und Julian Brandt könnten unterschiedlicher nicht sein: der eine beliebt und unnahbar, der and...