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Seit Monaten freute ich mich auf diesen Tag, und nun das. Genervt pustete ich eine meiner brünetten Strähnen aus meinem Gesicht und warf meinem besten Freund Riku einen Seitenblick zu. Er grinste mich unter seiner dunkelgrünen und silbernen Fanschminke frech an, wobei seine schwarzen Haare leicht im Wind wehten. „Zieh nicht so ein Gesicht. Das wird großartig!" Seine braunen Augen blitzten vergnügt, und ich konnte nicht anders, als ein wenig über seinen unerschütterlichen Optimismus zu schmunzeln.


Seine Freundin Jana hing demonstrativ an seinem Arm, ihr goldenes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie war immer perfekt gestylt, und ihr Blick war sowohl herausfordernd als auch höflich. Ihre Fanschminke beschränkte sich auf zwei kleine Fähnchen auf ihren Wangen und einen passenden Lippenstift, der ihre vollen Lippen betonte. Ich wünschte, sie würde endlich aufhören, ständig ihr Revier bei Riku zu markieren. Rik war mein Pflegebruder, und ich kannte ihn besser als die meisten. Ich erinnerte mich an die unzähligen Nächte, in denen wir zusammen im Wohnzimmer saßen, Filme schauten und über alles redeten – von unseren Ängsten bis zu den Träumen, die wir nie laut aussprachen. Eine Beziehung mit ihm zu haben, wäre fast wie Inzest.


Einmal, als ich auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer lag, hatte ich einen Streit zwischen den beiden mitangehört. Ich wusste daher, dass Riku es genauso sah. Seine konkreten Worte waren: „Wir sind zwar nicht blutsverwandt, aber wir haben als Kinder zusammen gebadet und uns drei Jahre lang ein Zimmer geteilt! Glaubst du, ich wäre so pervers, sie zu daten? Für was hältst du mich eigentlich?" Seitdem schien das Thema gegessen, aber ich wusste, dass Jana noch nicht wirklich darüber hinweg war. Auch wenn sie stets höflich mir gegenüber war, blieb sie auf Distanz.


Ich wünschte, sie würde mir gegenüber lockerer werden. So wie Riku über sie redete, konnte ich mir gut vorstellen, dass sie eines Tages heiraten würden.


Mir selbst hatte Rik einen Teddybären mit grünen Augen ins Gesicht gemalt, und ich trug dazu silbernen Lippenstift und Lidschatten. Als Rik Jana auf die gleiche Art die Vereinsfarben aufmalen wollte, wehrte sie sich und entschied sich für eine viel dezentere Variante. Ich wünschte, ich hätte das auch getan. Ich sah doch einfach albern aus. Doch als ich neben Riku stand, der so glücklich wirkte, spielte ich trotzdem mit, auch wenn ich lieber eine Sightseeing-Tour gemacht hätte – das sagte ich jedoch nicht laut. Ich war nur drei Tage in der Stadt. Am Sonntag musste ich wieder zurück nach Hause.


Wenn es ihn glücklich machte, mit uns zu einem Footballspiel der Bärenbrigade Bochum zu gehen, machte ich ihm zuliebe mit, auch wenn ich mich wahrscheinlich zu Tode langweilen würde.


Die Geräuschkulisse im Stadion war überwältigend. Die Ränge waren gefüllt mit Fans, die in den Vereinsfarben der Bärenbrigade Bochum gekleidet waren. Überall um mich herum hörte ich lautes Geschrei und Anfeuerungsrufe, vermischt mit dem Klang von Trommeln und dem Jubel der Zuschauer. Die Luft war durchdrungen von dem Duft gegrillter Würstchen und frisch gebackenem Brot, während Fahnen im Wind wehten und die Begeisterung der Fans spürbar war.


Riku war in seinem Element. Er sprang auf und ab, als die Spieler auf das Feld liefen, ihre Helme in den Vereinsfarben Grün und Silber glänzten in der Sonne. Ich versuchte, mich von der Energie mitreißen zu lassen, auch wenn ich innerlich immer noch skeptisch war. Das Spiel begann, und die Spieler sprinteten über das Feld, der Ball wurde mit einem krachenden Geräusch hin- und hergeschlagen.

Touchdown ins HerzWhere stories live. Discover now