glen powell | halloween

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Aufgeregt, aber auch ein wenig missmutig, pudere ich mir das letzte Mal das Gesicht ab. Es ist Halloween und wenn es nach mir ginge, würde ich mich einfach, wie die letzten Tage auch, auf die Couch kuscheln und die Außenwelt ignorieren, doch mein großer Bruder Miles hat andere Pläne.

»Nach einer Trennung darfst du dich nicht verkriechen. Du musst rausgehen, dich ablenken«, ist seine Devise. Und genau aus dem Grund habe ich mir den halben Tag Youtube-Tutorials zu Skull Make Up angeschaut, um meine eigene Version davon zu schminken. Gott sei dank bin ich nicht allzu untalentiert, weshalb es auch eigentlich gar nicht schlecht aussieht - trotzdem habe ich wenig Lust auf die Party, zu der ich mitgeschleppt werde.

Miles hat mir nämlich weder verraten, wo wir feiern werden, noch mit wem. Doch was ich weiß, ist, dass er sich nicht von seinen Plänen abbringen lässt, weshalb ich mich meinem Schicksal jetzt auch einfach ergeben habe. Bei Miles und Keleigh ist jeder Widerstand zwecklos.

Mein einziger Lichtblick ist, dass ich nicht ewig bleiben muss.

Auch, wenn es eine Verschwendung wäre, das Make Up nach so kurzer Zeit wieder abzuwaschen. Und vielleicht wird der Abend ja wirklich nett - zumindest rede ich mir das ein.

Manifestieren heißt das Zauberwort.

Oder auch - "Selbst bescheißen - Deluxe."
"Du siehst großartig aus." Begrüßt mich Keleigh wenig später, als ich zu ihr ins Auto steige. Miles Frau hat wieder einmal ein Unfassbar aufwendiges Kostüm zusammengestellt, was perfekt zu dem von Miles passt und für einen Moment fühle ich mich underdressed, bevor ich mir klar mache, dass es sowieso egal ist, wie ich aussehe.

Ich muss niemandem mehr gefallen.

Schon als wir an der Location ankommen, höre ich die dröhnende Musik. Warum habe ich mich noch breitschlagen lassen, mir fas ganze anzutun?

Miles, der mich beinahe aus der Limousine schubst, erinnert mich daran.

Wäre ich freiwillig nicht mitgekommen, hätte er mich an den Haaren hergeschleift.

Auch in meinem peinlichsten Disney - Pyjama.

Mit Gesichtsmaske drauf.

Dann also doch lieber vorbereitet.

Ich halte mein Gesicht gesenkt, als ich die Party betrete.

Auch, wenn ich mit Miles und Keleigh angekommen bin, möchte ich doch erst einmal alleine umherstreifen, bevor ich wieder nur mit ihm in Verbindung gebracht werde.

So sehr ich Miles auch liebe, möchte ich dennoch nicht nur "die Schwester von..." sein.

Mein erster Weg führt an die Bar.

"Einen Gothic Martini bitte." Entscheide ich nach einem Blick auf die Karte, bevor ich mir abseits einen Tisch suche. Miles und Keleigh hingegen haben bereits die Tanzfläche erobert.

Zwischen uns liegen wirklich Welten.

"Hi, ist neben dir noch frei oder wartest du auf jemanden?" Unterbricht eine warme Stimme meine Gedanken und als ich aufschaue, sehe ich mich einem Mann gegenüber, der wie ein Voodoo-Priester aussieht. Abwartend sieht er mich an, anstatt sich einfach auf den freien Platz zu setzen.

"Klar, setz dich ruhig." Ich nicke ihm zu und erst da setzt er sich. Er nippt an seinem Drink, beobachtet wie ich die anderen Gäste...

Und ist eine überraschend angenehme Gesellschaft.

"Cooles Kostüm." Richtet er sich irgendwann an mich, doch schafft es noch immer, nicht wie ein Creep zu wirken.

"Danke." Gebe ich überrascht zurück. Hier sind so viele, die ein aufwändigeres Kostüm als ich tragen, also warum macht er ausgerechnet mir ein Kompliment? Will er einfach nur nett sein? Oder steckt mehr dahinter?

Glen Powell OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt