Kapitel 6

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~*~ Ein neuer Anfang ~*~

Jayden zog mich sanft hinter sich her, meine Gefühle spielten verrückt. Ich konnte die Unruhe in meinem Bauch nur schwer zügeln, als wir uns zu seinem Motorrad begaben. Er half mir auf das hintere Sitzpolster, setzte mir einen Helm auf, lächelte mich dabei an und setzte sich dann selber einen auf und stieg auf den Fahrerplatz. Ich klammerte mich fest an Jayden, da es ist eine Weile her, dass ich mich auf einem Motorrad so sicher gefühlt hatte, wie in diesem Augenblick. 

Die Kühle der Abendluft drang durch meine Kleidung, als er den Motor startete. Es war ein Gefühl der Befreiung, als ob die Geschwindigkeit, das Dröhnen des Motors die Sorgen und Ängste, die ich so lange mit mir herumgetragen hatte, langsam fortwehten.

Jayden fuhr sicher, als ob er genau wusste, wohin er mich bringen wollte. Der Weg führte aus der Stadt heraus, entlang enger Landstraßen, die sich durch dichte Wälder und sanfte Hügel schlängelten. Als die Sonne langsam hinter den Wäldern unter ging wurden die Straßen ruhiger, die Landschaft immer dunkler und verlassener. In der Ferne leuchteten die Lichter der Stadt wie ferne Sterne. Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, bog er auf einen unbefestigten Pfad ab, der durch hohe Bäume führte. Die Umgebung kam mir vertraut vor, es fühlte sich an, als wäre ich schon einmal hier gewesen, doch die Erinnerungen schienen in der Dunkelheit der Nacht verborgen.

Als Jayden schließlich das Motorrad zum stehen brachte, fanden wir uns an einem kleinen, abgelegenen See wieder. Der Mond spiegelte sich auf der stillen Wasseroberfläche und der Ort war von einer tiefen Stille erfüllt, die nur vom Rascheln der Blätter unterbrochen wurde. Mein Herz klopfte laut in der Brust, nicht nur von der Fahrt, sondern auch von der Nähe zu Jayden und dem, was nun bevorstand.

Er half mir vom Motorrad. ,,Erinnerst du dich an diesen Ort?", fragte Jayden leise, während er den Helm abnahm und mich ansah.

Ich nickte langsam, meine Gedanken kehrten zurück in die Vergangenheit. ,, Ja... wir waren hier oft als Kinder. Es war unser Geheimversteck, unser Ort, um der Welt zu entfliehen."

Jayden lächelte schwach, seine Augen suchten mein Blick. ,,Genau. Ich dachte, es wäre der richtige Ort, um zu reden... über alles."

 Wir gingen zu einem abgelegenen Platz am Rande des Sees, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt hatte. Wo das Gras weich und einladend war. Jayden breitete eine Decke aus, die er aus seinem Rucksack geholt hatte und wir setzten uns nebeneinander, während das Wassers leise gegen das Ufer plätscherte. Der Himmel war klar und die Sterne funkelten wie kleine Diamanten, die uns an all die Nächte erinnerten, die wir hier verbracht hatten.

Es vergingen einige Momente in Stille, bevor Jayden die Worte fand, die uns beide ins Herz treffen würde.

,,Zoey, ich weiß, dass ich dir wehgetan habe. Mehr als ich es mir je selbst verzeihen kann." Seine Stimme war ernst und er hielt meinen Blick fest, als er sprach. ,, Als wir in die Highschool kamen, hat sich alles verändert. Ich war plötzlich in dieser neuen Welt, wo es nur noch um Beliebtheit und Aussehen ging. Und ich... ich habe mich von dieser Welt verschlingen lassen. Ich habe das, was wirklich zählte, aus den Augen verloren. Ich habe dich aus den Augen verloren."

Ich spürte, wie sich ein Kloß in meiner Kehle bildete, als ich seine Worte auf mich wirken ließ. ,,Es hat mich so sehr verletzt, Jayden", sagte ich schließlich, meine Stimme war leise, aber fest. ,,Du warst mein bester Freund und dann... dann warst du einfach weg. Es fühlte sich an, als ob ich dir plötzlich peinlich war, als ob du mich nicht mehr sehen wolltest."

Jayden schüttelte den Kopf und in seinen Augen lag tiefe Reue. ,,Das war nie so", sagte er hastig. ,,Ich war dumm, Zoey. Ich dachte, ich müsste jemand anderes sein, um dazuzugehören. Und dafür habe ich alles, was wirklich zählte, weggeworfen. Ich habe dich weggestoßen, weil ich nicht wollte, dass du siehst, wie schwach und unsicher ich eigentlich war."

Seine Worte durchdrangen die Mauer, die ich um mein Herz gebaut hatte und spürte, wie sich die Traurigkeit in mir ausbreitete, als ich ihn ansah. ,,Aber warum jetzt?" fragte ich leise. ,, Warum versuchst du jetzt, alles wieder gutzumachen?"

Jayden seufzte tief und wandte den Blick ab, als suchte er in der Dunkelheit nach den richtigen Worten. ,,Als du damals weggezogen bist, wurde mir klar, was ich verloren hatte. Ich war wütend auf mich selbst, aber war zu feige, um es zuzugeben. Ich habe mich in Sport und anderen Dingen vergraben, um nicht darüber nachdenken zu müssen. Aber nichts konnte dich ersetzten, Zoey. Nichts."

Er sah mich wieder an und ich konnte die Ehrlichkeit und das Bedauern in seinen Augen sehen. ,,Als ich hörte, dass du zurück bist, war es, als ob ich eine zweite Chance bekommen hätte. Ich weiß, dass ich viel wiedergutzumachen habe und ich erwarte nicht, dass du mir sofort verzeihst. Aber ich will es versuchen. Ich will wieder der Freund sein, den du verdient hast."

♡♡♡

Die Nacht verging in einem Fluss aus Worten und Erinnerungen. Wir sprachen über die verlorenen Jahre, über das, was jeder von uns durchgemacht hatte. Jayden erzählte mir von den Herausforderungen, die er bewältigte, von den Fehlern, die er machte und den Lektionen, die er lernte. Ich sprach von meinem Schmerz, meiner Einsamkeit, aber auch von der Stärke, die ich fand, um weiterzumachen. Es war, als ob die Gespräche, die wir führten, die Wunden der Vergangenheit langsam heilten.

Als wir schließlich aufbrachen, um den Heimweg anzutreten, fühlte ich mich leichte als seit langem. Der Weg zur Stadt war von einer neuen Hoffnung erfüllt und ich wusste, dass wir zusammen an etwas Neuem, etwas Besserem arbeiten konnte. Es war nicht das Ende dieser Geschichte, aber es war ein Anfang und das war alles was wir in diesem Moment brauchten. Die Last der Vergangenheit war noch nicht ganz verschwunden, aber sie war leichter geworden.

Wir fuhren durch die stille Nacht, der Wind trug unsere Worte davon, während die Lichter der Stadt langsam wieder am Horizont auftauchten. Ich klammerte mich fest an Jayden, nicht nur, weil die Kälte der Nacht zunahm, sondern weil ich wusste, dass dieser Moment der Beginn eines neuen Kapitels in unserem Leben war. Ein Kapitel, das wir gemeinsam schreiben würden, Schritt für Schritt, in eine Zukunft, die vielleicht nicht ganz sicher, aber heller als zuvor war.

~♡~♡~♡~

Das wars mit dem 6. Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen und es tut mir leid, das ich es erst so spät veröffentlicht habe. Es kann gut sein das ich demnächst nicht jeden Tag ein Kapitel veröffentliche, da ich es manchmal nicht schaffe, so schnell eins zu schreiben. Außerdem möchte ich mir damit auch Zeit nehmen, damit die Geschichte auch gut wird und ich auch Freude am schreiben haben möchte, nicht wie jetzt, wo ich jeden Tag schnell ein Kapitel schreiben muss, damit es am Abend fertig ist und ich es euch zeigen kann.

Ich hoffe ihr versteht das...

Lasst liebend gerne ein Vote und Kommentar da. 🫶🏻

tessa_std

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