39| Spuren

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Gwaine

Ich starrte aus meinem Fenster. Von hier oben sah man auf den Schotter vor dem Haus. Von hier aus, konnte man immer die Autos beobachten, wie sie kommen und gingen. Doch an diesem Abend, stand kein Wagen vor dem Anwesen. Einzig die Spuren der Reifen. Spuren von einem Wagen, der vor Stunden davongefahren war.

Nur ich hing noch am Fenster. Konnte mich nicht abwenden. Von den einfachen Spuren.

Ich legte seufzend meinen Kopf in den Nacken,
als ich ihn merkte. »Lance.« ermahnte ich. Als ich mich umdrehte, saß mein Bruder bereits im Schneidersitz auf meinem Bett. Sein Blick lag ebenfalls beim Fenster, »Er war nett. Kommt er wieder?« Mein Kiefer spannte, als ich zu Boden sah, »Nein, er kommt nicht wieder.«
»Aber-!«
»Warum bist du noch nicht im Bett?« ich sah zu ihm zurück, »Es ist schon spät.«

Meine Matratze federte, als er sich murrend darauf zurück fallen ließ. »Dad und Percy streiten wieder.« Ich hielt inne, »Was?«
»Yeah, es geht anscheinend um-« Ich stürmte aus meinem Zimmer und die Treppen hinab. Percy war gerade erst aus dem Krankenhaus zurück, wie konnten die beiden jetzt schon in einem Disput verwickelt sein? Und tatsächlich hörte ich bereits ihre gehobenen Stimmen, wie sie aus dem Wohnzimmer drangen. Mit schnellen schritten betrat ich den Raum.

»- nicht dein Recht!« fauchte Percival. Dad stand unbeeindruckt am Kaminsims, sah zu mir, als ich hinein kam. »Was ist los?« Wie eine Furie, wirbelte er zu mir herum, »Was los ist? Dad will das Darcys Geburt behandelt wird, wie eine Akte von Area 51! Das-« Die Überraschung war in meinem Gesicht deutlich zu erkennen, als ich mich zu Dad, wandte, »Du hast es ihm gesagt?« Ich hatte erwartet, dass er damit wartete, bis Milena mit dem Baby nach Hause kam und wir uns alle zusammen setzten. Dad fuhr sich müde seufzend über den Bart, »Er hat es selbst herausgefunden.« Percy schnaubte abfällig, »Ich wollte etwas mit dem Krankenhaus klären, doch die Schwester hatte keine Aufzeichnungen das wir jemals dort waren.« er ließ seinen Blick über mich wandern, schien etwas zu realisieren, »Aber das wusstest du bereits.«

Ich setzte zu einer Erklärung an, als der Verrat tief in seine Augen trat, »War ja klar.« Er stampfte wutentbrannt aus dem Raum, doch ich würde ihn nicht einfach so gehen lassen. Schnell folgte ich ihm, »Percy

Ich erwischte ihn im Treppenhaus. Ich packte sein Handgelenk, als er meine Hand wegschlug und mit einem brennenden Zorn zu mir herum wirbelte, »Nein!« zittrig und anklagend hob er seinen Finger, »sie ist meine Tochter, hörst du? Ihr könnt nicht einfach über mich hinweg bestimmen-«
»Wir wollen sie nur beschützen!« Sein Kiefer knirschte, »Wir? Hast du das also mit Dad schon ausgetüftelt? Oder war es sogar deine Idee?«
»Percy,  das alles ist-« Er lachte kalt auf, »Ich bin ihr Vater! Ich! Und wenn ich ihre Geburt an den Zaun des verdammten Buckingham Palace hängen will, dann ist das meine Sache!« Wütend verschränkte ich die Arme, »Und dann was?« Ich verstand seinen Zorn, doch es ging hier um so viel mehr. Ich legte herausfordernderen den Kopf schief, »Willst du denn so ein Leben für sie?«

Das hier war seine Chance. Sah er denn nicht das Dad ihm praktisch einen Ticket hier raus für sie in die Hand gedrückt hatte?

Er funktle mich an, als könne er mit diesem Blick meinen Kopf durchbohren, »Nur weil sie nicht in den Medien auftaucht, heißt das nicht, dass sich an mir oder dieser Situation etwas ändern wird. Die Tatsache, dass wir sie jung bekommen haben, wird man immer sehen können. Mein Alter wird sich nicht verändern. Das einzige was das bewirkt ist, dass mein eigenes Kind, irgendwann denken wird, dass ich mich für sie schäme-!«
»Gott verdammte Scheiße!« fluchte ich lautstark, spürte wie die Wut meine Zunge schwer werden ließ, »Denk doch mal mehr als zwei Sekunden darüber nach!« Ich schubste ihn unsanft einen Schritt zurück, »Nicht alles hat mit dir zu tun!«

Mit zittrigen Händen fuhr ich mir durch die Haare, »Du kannst diesem Kind ein normales Leben bieten! Verstehst du das denn nicht?« Percy starrte mich aus großen Augen aus an, »Ohne Medienauftritte, ohne Galas ohne-!«
»Als wäre das so ein schlechtes Leben!« zischte er, schubste mich zurück. Doch ich wollte das er verstand! Er musste es nur begreifen! Er musste- »Sie könnte frei sein! Sie muss nicht so ein Leben führen wie wir!« Percy schüttelte den Kopf, doch ich sah es in seinen Augen. Er haderte, »Unsere Leben - Unsere Kindheiten waren ... gut! Sie-«
»Keinen Privatunterricht! Keine Klavierstunden, fremde Sprachen - sie könnte Freunde haben! Es geht hier nicht nur um die beschissenen Medien, Percy. Du könntest sie aus allem raus halten. Du-« ich brach ab, als er einen Schritt zurück trat. Sie könnte lieben wenn sie wollte. Sie müsste niemals den Druck aushalten ein Moreau zu werden.

»Du hast Recht.«, nickte er rau. »Aber Darcy ist meine Tochter. Ihr ... ihr hättet mir das sagen müssen. Ihr- Ich bin nicht so unfähig wie ihr denkt, okay!« Er fuhr sich über die Arme, »Wir schaffen das! Auch ohne eure Hilfe, wir-«
»Wir wollen nur helfen. « Percy senkte den Blick, »Es fühlt sich an, als würdet ihr annehmen das ich versage, bevor ich es überhaupt versucht habe.«
»Percival.« Ich wollte nach ihm greifen, doch er ließ mich nicht. Schnaubend schüttelte er den Kopf, »Komm mir nicht so. Ich merk doch wie du mich ansiehst.« Ich wollte ihn fragen, was er meinte, doch ich schaffte es nicht. »Dad hat recht, es wurde zeit das ich lerne Verantwortung zu übernehmen.« Ich schüttelte den Kopf. Nein, es war zu früh, zu- Percys Hände ballten sich zu Fäusten, »Ich und Milena haben eine Wohnung gekauft.« Entschlossen sah er mich an, »Wir werden dort wohnen. «

Was?

Der Plan war immer, dass Milena zusammen mit ihren Eltern ins Anwesen zieht. So hätten ihre Eltern sie bei allem unterstützen können und wir wären ebenfalls vor Ort, falls was sein sollte. Hier gab es genug Platz für alle. Hier gab es genug Räume und Personal und-! Sie wollten ausziehen? Allein? Was wenn sie Hilfe brauchten? »Die Distanz wird uns allen gut tun.« raunte er.

»Was?« ertönte es entsetzt von oben. Percy und ich wirbelten zur Treppe herum. Oben auf den Stufen saß Lancelot, seine Augen weit aufgerissen. Ich spürte wie mein Herz tief nach unten sackte. Ich ging einen Schritt auf die Stufen zu, doch da schoss er bereits nach oben und verschwand im Gang. »Lance-!« Percy schob sich an mir vorbei, jagte ihm die Stufen hinterher, »Ich rede mit ihm.«

Ich sah den beiden hinterher unfähig ihnen zu folgen.

Verdammte Scheiße.

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