Kapitel 24

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„Ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, dir das Ganze zu erzählen. Bitte hör mich erst einmal an und sei nicht zu schockiert. Der Werwolf von gerade eben, hatte mich nicht ohne Grund König genannt. Mein Vater Alfredo war der Werwolf-König, der vor vielen Jahren mitverantwortlich war, dass es Krieg gab. Ich bin in einem Schloss aufgewachsen mit meinen beiden Geschwistern Rabih, der ein Jahr jünger ist als ich, und meiner kleinen Schwester Sarah, die vier Jahre jünger ist.

Hört sich vielleicht jetzt aufregend an, in einem Schloss aufzuwachsen, doch das war es nie. Die Wände waren kalt und leer, und ich fühlte mich ständig beobachtet. Alles war immer viel zu groß, die Hallen hallten wider mit den Stimmen derer, die dort lebten, und ich verabscheute, wie mich die Leute ansahen. Ihre Blicke waren durchdrungen von Heuchelei. Entweder schleimten sie sich ein, weil sie Hoffnung hatten, an Macht zu kommen, oder sie hatten Angst vor mir. Ich habe mich nie wirklich wohlgefühlt, immer auf der Hut, immer allein.

Mein Vater war ein sehr grausamer König. Ohne ihn hätte es diesen Krieg wahrscheinlich nicht gegeben. Schon als Kind wurde mir beigebracht, wie man herrscht und kämpft. Ich erinnere mich an endlose Stunden im Trainingsraum, die harten Worte meines Vaters, seine unerbittlichen Erwartungen. Er wollte einen Erben, der genauso skrupellos und kalt war wie er selbst. Doch vieles davon widersprach meinem Glauben daran, dass in allen Kreaturen da draußen etwas Gutes steckt. Mein Vater zwang mich, im Krieg zu kämpfen, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich dabei umkomme und mein Bruder an die Macht käme. Ich war nicht älter als zwölf, als ich das erste Mal jemanden töten musste.

Doch ich kam zurück, als der Krieg vorbei war, stärker als je zuvor. Die Kämpfe hatten mich hart gemacht, aber sie hatten auch meinen Willen gestärkt. Eines Tages, ich war vielleicht 15 oder 16, hörte ich, wie er sich betrank und meine Mutter schlug. Sie waren Mates, aber mein Vater hatte sie nie gut behandelt, weil sie ein reines Herz hatte. Er sah ihre Güte als Schwäche und bestrafte sie dafür. Irgendwann konnte ich nicht mehr zusehen, wie er ihr wehtat. Ihre Schreie, das Geräusch seiner Faust, die sie traf – es war unerträglich. Also tat ich das Einzige, was mir richtig erschien, und tötete ihn."

Cain hielt inne und starrte in das Feuer, welches er angemacht hatte. Es fiel ihm sehr schwer, über seinen Vater und seine Kindheit zu reden. Aber nach ein paar stillen Sekunden, hatte er sich anscheinend wieder gefasst und erzählte weiter.

„Mein Bruder hasste mich dafür, dass ich unseren Vater umgebracht hatte und meine Mutter trauerte mehrere Monate um ihn. Aber das lag nur an dem Mate-Band, schließlich wurde sie danach glücklicher denn je. Da der alte König tot war, wurde ich eine Woche später zum neuen König ernannt.

Es ist wirklich nicht leicht zu herrschen. Vor allem gibt es mehrere Wolfrudel, mit vielen Alphas, die alle etwas anderes von einem wollen. Die Alphas waren alle sehr eigensinnig und hatten ihre eigenen Vorstellungen davon, wie das Reich geführt werden sollte. Einige wollten mehr Macht, andere mehr Unabhängigkeit, und wieder andere nur Frieden und Stabilität. Jeder hatte seine eigenen Interessen, und es war meine Aufgabe, all diese verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse zu balancieren.

Doch von Jahr zu Jahr gelangen mir meine Aufgaben besser und ich merkte auch, wie alle um mich herum glücklicher wurden, da sie es liebten, wie ich regierte. Die Spannungen zwischen den Rudeln begannen sich zu lösen, und es gab weniger Konflikte. Meine Politik des Ausgleichs und der Gerechtigkeit schuf ein neues Gefühl der Einheit unter den Werwölfen. Die meisten sahen in mir einen fairen Herrscher.

Nur mein Bruder hasste es und wollte immer, dass ich so handelte wie mein Vater, mit Hass und Härte, weil er der Meinung war, dass man so sein Volk stark machte. Er konnte nicht verstehen, dass man auch mit Güte und Verständnis regieren kann. Für ihn war Macht nur durch Angst und Gewalt zu sichern.

Herzen in Fesseln: Mein Gefangener, mein MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt