33| Dinge, die man nicht ist

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Charlie

What the fuck? What the fuck! What the fuck? Gwaine Moreaus Lippen krachten auf meine und nahmen mir den Atem, liesen mich nach hinten taumeln. Er küsste mich. Er küsste mich. Ich erstarrte. Alles in mir fror ein.

Ich spürte wie alles in mir raste - meine Gedanken, mein Herz. Ein seltsames Kribbeln zog sich durch meinen ganzen Körper, setzte mich unter puren Strom. So musste sich ein Kuss anfühlen. Da war ich mir sicher. Es war atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber was zur Hölle geschah hier? Gerade als ich den Kuss erwidern wollte, zog er sich schwer atmend zurück. Völlig perplex starrte ich zu dem Jungen auf, der mir gerade meinen ersten Kuss geklaut hatte. Sein Blick war benebelt und seine Atmung schwer. Meine Augen flatterten zu seinen Lippen. Himmel.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich etwas sagen konnte. Gwaines Hände lagen immer noch auf meinen Wangen, hielten meinen Kopf. »Gwaine-« krächzte ich und versuchte die richtigen Worte zu finden. Als hätte sein Name ihn geweckt, weiteten sich seine Augen zu einem erschrockenen Ausdruck.

Er ließ mich ruckartig los. Als hätte er sich verbrannt, taumelte er durch das Wasser nach hinten, »Shit!« fluchte er und fuhr sich immer wieder über sein Kinn, über sein Gesicht, über seine Wangen - als könnte er so den Kuss von seinen Lippen wischen und alles ungeschehen machen. Überwältigt legte ich meine Finger auf meine, versuchte das Gefühl wieder aufzurufen. Wenn sich so küssen anfühlte, wollte ich niemals damit aufhören. Das war fucking unglaublich gewesen! Das war- »Es tut mir so leid!« stieß er keuchend hervor und mein Blick schnellte wieder zu ihm.

Gwaine stand wieder im Wasser, doch diesmal erinnerte er mich nicht an eine Statue im Mondschein. Nein, Gwaine Moreau war ein Wrack. Und ich war Schuld. Ich hob meine Hand wollte auf ihn zu gehen, doch er wich vor mir zurück, wie ein scheues Tier. Ich blieb stehen. »Das hätte nicht passieren dürfen. Das war nicht geplant! Das-«

Als hätte er eine Todsünde begannen sah er zu mir, »Vergib mir, Charlie.«

Charlie. Nicht Charles.

Mein Puls überschlug sich. »Es ist okay-«
»Nein, das ist es nicht! Ich - Ich-« Echte leibhaftige Angst stand in seinen Zügen. Er war völlig entsetzt. Und das vor sich selbst. Meine Brust spannte sich so sehr an, dass ich das Gefühl hatte sie würde jeden Moment zerbrechen. Nein, so sollte das nicht laufen, so-

»Ich-« er schien kaum noch Luft zu bekommen. Erneut wollte ich auf ihn zu gehen. Doch erneut lies er es nicht zu. »Ich hätte nicht- Ich kann nicht-«
»Du musst atmen, Gwaine.« versuchte ich es und er ließ seine Arme sinken, starrte mich an.

Dann - »Du darfst niemanden davon erzählen. Jemals.« Seine Stimme war fest. Das Zittern verflogen, als hätte ich es mir nur eingebildet. Meine Kehle schnürte sich zu. Vor ein paar Sekunden, hatte ich noch gedacht- aber natürlich. Es war Gwaine, der hier vor mir stand.

Für ihn war es schon eine Tortur nur zuzugeben, dass wir Freunde waren. Ein Kuss war für ihn wie... »Ich werde es niemanden erzählen.« flüsterte ich.

Aber vergessen, würde ich es nicht können.

Ich trat erneut einen Schritt auf ihn zu, »Aber können wir darüber red-?«
»Gute Nacht, Charlie.« er drehte sich um und flüchtete aus dem Wasser. Ich wollte ihn hinterher, doch die rutschigen Steine ließen mich straucheln, »Warte, lass uns drüber-!«
Er verschwand bereits in der Dunkelheit, der Bäume.

Verdammt!

Fluchend kam ich ebenfalls am Ufer an, doch da war ich bereits allein. Immer noch eine Spur atemlos fuhr ich mir erneut über die Lippen.

Was zur Hölle war gerade passiert?

•••

Gwaine

Shit! Shit! Shit! Hatte ich jetzt völlig den Verstand verloren? Blindlings hastete ich durch den Wald. Ich musste einfach nur weg. Was war nur los mit mir? Ich kannte mich. Ich war nicht jemand der den Kopf verlor! Und schon gar nicht war ich jemand, der einfach so jemanden küsste!

Und vor allem nicht Charlie Meadows!

Keuchen kam ich zum stehen, stürzte mich gegen einen Baum. Meine Knie waren weich. Meine Lungen schienen völlig ihre Funktion vergessen zu haben. Nein, es war okay. Ich musste nur den Schaden im Zaum halten, den ich heute Abend angerichtet hatte. Niemand würde es jemals erfahren. Ich war nicht schwul. Ich war generell niemand. der Gefühle für andere hatte. Und wenn, dann für konventionell schöne Frauen mit einem klugen Kopf und der Fähigkeit gute finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Ich würde eine Frau heiraten und- ich zerrte an meinem Kragen, schien endgültig zu Ersticken. Dad würde nie davon erfahren. Denn es gab ja auch nichts zu wissen. Das hier waren die Dummheiten, die man im College machte, von denen mir immer jemand zu erzählen schien.

Genau! Ein Ausrutscher! Niemals könnte ich Gefühle für jemanden haben! Und wenn schon für  keinen, nicht gerade großen schlaksigen Jungen mit Sommersprossen und einem zu wilden Haarschnitt. Schon gar nicht mit einem Gutmenschen, der in jedem und allem das beste sah - selbst in mir! Schon gar nicht in jemanden des Lachen klang wie Glocken und dessen Augen immer funkelten wie- ich rammte meinen Kopf gegen die Baumrinde, presste die Augen zusammen.

Ich war krank. Ich hatte mir was eingefangen. Das musste es sein.

Stöhnend fuhr ich mir über die Stirn. Was hatte ich nur getan? Doch es war als hätte mein Verstand einfach ausgesetzt. Bevor ich wusste was ich tat, spürte ich Charlie so nah, das es keine einbildende hätte sein können. Ihm zu küssen war wie ein Reflex gewesen.

Ich versuchte Luft zu holen. Ich hätte das Zimmer wechseln sollen. Ich hätte schon am ersten Tag so weit weg von ihm gehen sollen, wie möglich. Ich- mein Telefon klingelte. Ohne wirklich hinzuschauen nahm ich ab, fragte mich gar nicht wer mich mitten in der Nacht anrufe. Das kühle Display drückte gegen meine Wange, erinnerte mich daran dass ich noch existierte, »Hallo?«
»Gwaine?« kam es panisch und sofort richtete ich mich auf.

»Percy? Was ist los?«

»Es geht um Milena. Ihre Fruchtblase ist geplatzt!«

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