Kapitel 22

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Ich war ihr die ganze Nacht nicht von der Seite gewichen.
Die ganze Nacht strich ich ihr über ihre Haare und streichelte sanft ihren zarten Rücken, während sie mich festumklammerte und schlief.

Ich war kurz vor Sonnenaufgang für einen kurzen Moment eingeschlummert, in dem Olive aufgewacht sein musste, denn als ich nach einer kurzen Weile wieder aufwachte, war sie weg.

Als es an der Zimmertür klopfte, dachte ich, sie käme zurück, aber ich hatte falsch gedacht.
Die Tür öffnete sich und Ally blickte mich überrascht an.

»Oh, Charlie, ich hatte nicht gedacht, dass ich dich hier finden würde.«
»Ally.« Erschrocken sprang ich vom Bett auf. »Es ist nicht das, wonach es aussieht«, versuchte ich zu erklären, woraufhin sie nur mit ihrem Lachen, was wie Musik in meinen Ohren war, abwinkte.
»Keine Panik, Charlie. Ich habe auch gesehen, wie traurig Olive gestern war. Als ihr beide gestern zusammen von der Party verschwunden seid, war mir klar, dass du einfach für sie da sein wolltest.«

Anerkennend sah ich sie an.
»Komm schon her«, winkte ich sie zu mir rüber und schloss sie so in die Arme, wie ich gestern noch Olive umarmte.
Ich küsste ihren Scheitel und atmete ihren frischen Duft ein.
Ich liebte sie wirklich und dankte, wem auch immer, dass sie da war.

Nachdem ich mich auf meinem Zimmer erst einmal umgezogen hatte, machte ich mich zusammen mit Ally auf zum Frühstück.
Als wäre nie etwas gewesen, strahlte Olive zusammen mit Judy um die Wette, während sie sich mit Parker unterhielten.

Die ganze Zeit über konnte ich meinen Blick nicht von der gebrechlichen Olive abwenden, was natürlich auch Ally nicht entgangen war.
Nachdem wir erst einmal alles im Haus erledigt hatten, machten wir zusammen einen Spaziergang auf der Ranch.

»Charlie«, stimmte Ally gleich ernste Töne an, als wir außer Hörweite waren. »Ich habe gesehen, wie du Olive die ganze Zeit angesehen hast ...«
»Ja, aber doch nur, weil ich ihren Schmerz kenne«, unterbrach ich sie umgehend, um mich zu verteidigen.
»Ich weiß«, sprach sie sanft, um mich zu beruhigen. »Aber das ist doch genau mein Punkt.«
»Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst.«
»Olive kennt dich besser als jede andere Person hier. Sie kennt deinen Schmerz und leidet genauso wie du. Ihr seid euch so ähnlich, Charlie, und ich habe das Gefühl, dass ihr harmoniert.« Sie senkte den Blick zu Boden und fügte vorsichtig hinzu: »Hast du nie darüber nachgedacht, dass sie vielleicht deine Seelenverwandte sein könnte?«
»Keine Chance! Ich hab sie doch schon einmal gekannt und ich bin immer noch unsterblich«, stritt ich ab.
»Aber, Charlie!« Abrupt blieb sie stehen und musterte mich durch ihre nussbraunen Augen.
»Du hast es doch selber gesagt! Du musst deinen Seelenverwandten wirklich lieben und ihm nicht nur zufällig begegnen, um sterblich zu werden!«
»Ja ...«, gab ich ihr Recht. »Aber ich liebe sie nicht.«
»Noch liebst du sie nicht«, mutmaßt Ally bestimmt.
Vorsichtig umschloss ich ihr Gesicht mit meinen Händen und widersprach entschlossen: »Das werde ich auch nicht! Ich liebe dich, Ally! Ich liebe dich mehr als den Tod!«
»Ich weiß, aber ich kann dich nicht lieben, Charlie. Ich habe dein Leid gespürt. Wo soll das bitte noch hinführen. Du musst mich endlich loslassen.«

Entsetzt über ihre gefasster Art und Weise mir zu sagen, dass ich aufhören sollte, sie zu lieben, schüttelte ich den Kopf.

»Nein, Ally! Unter keinen Umständen! Ich werde dich immer und immer wieder finden und für den Rest der Zeit lieben!«
»Ich bitte dich, Charlie«, sagte sie sanft und fing die Tränen der Verzweiflung auf, die sich gerade den Weg über meine Wangen bahnten.

»Gib euch sechs Monate.«
»Ich will das nicht ...«
»Ich kann dich aber nicht lieben. Es tut dir nur weh, wenn ich dich liebe und das ertrag ich nicht. Genauso wenig wie du ertragen kannst, dass Olive leidet.«
»Aber, Ally, ...«
»Nein, Charlie, nichts Aber. Tief im Inneren hast du es doch schon längst selber gespürt.«
»Ich will einfach nicht vergessen ...« Ich senkte den Blick, denn ich konnte sie nicht ansehen, während sie die Wahrheit sprach.
»Es wird Zeit, Charlie.«
»Nein«, flehte ich weinend. »Bitte tue mir das nicht an, Ally. Ich brauche dich doch. Ich liebe dich doch.«
»Ich dich auch, Charlie, aber manchmal reicht Liebe nicht aus und man sollte vernünftig sein.«
»Ich will nicht vernünftig sein!«
»Gib euch sechs Monate«, forderte sie erneut sanft und redete mir ins Gewissen. »Wenn Olive und du nicht füreinander bestimmt seid, dann liebe mich bis zum Ende der Zeit! Ich werde in Boston auf dich warten, Charlie. Aber um deinen und auch dem Seelenfrieden von Olive wegen, bitte, ich flehe dich an, Charlie, versuche es wenigstens!«

Ich versuchte die Worte auszusprechen, die mir auf der Zunge lagen und Ally widersprechen würden, aber ich konnte nicht, denn sie hatte Recht.
Wenn ich es nicht für mich tat, dann aber für Olive, denn ihr Leid galt es zu lindern und nicht das meine! Ich ertrug noch so viel mehr, während sie nur Pech gehabt hatte.

»Ich werde morgen früh abreisen und möchte, dass du hier bei Olive bleibst. Um deine Sachen kümmere ich mich.«
Ohne etwas erwidern zu können, starrte ich sie einfach nur an.
»Charlie«, sprach sie und küsste mich das erste und letzte Mal auf meine Lippen. »Es sind nur sechs Monate ...«

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