Liebes Tagebuch,
es ist etwas furchtbar schreckliches passiert!
Der Vorfall mit Miss Margret ist nur wenige Tage her.
Die Angst, dass sie Mutter von dem Geschehenen erzählt, sitzt mir immer noch in den Knochen, weshalb ich seither einen großen Bogen um Archibald und den Stall machte.Heute Morgen rissen mich Schreie aus dem Schlaf.
Noch bevor ich die Augen aufgeschlagen hatte, erkannte ich die Stimmen, die sich ein paar Räume weiter, angeschrien haben.Mutter. Vater. James. Miss Margret? MISS MARGRET!
Oh Gott, dachte ich in diesem Moment und sprang aus meinem Bett.Lediglich in meinem Nachthemd bekleidet, lief ich den Gang entlang.
Die Stimmen drangen aus dem Salon.
Ich wollte an der Tür lauschen. Jene wurde allerdings in diesem Moment wütend aufgeschlagen, als ich mein Ohr dran legen wollte, und mein Bruder stürmte davon.»He, James!«, rief ich und versuchte Schritt zu halten. »Was ist los?«
James reagierte nicht auf mich und stapfte einfach wütend weiter.
Daraufhin griff ich nach seinem Arm und rüttelte daran.
»He! James! Was ist passiert?!«, forderte ich flehend zu wissen, denn ich bangte um mich und Archibald.Angespannt drehte er sich zu mir um und sah mich durchdringend an.
»Sie wissen es, Celia!«
»Was wissen sie?« Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Meine schlimmsten Alpträume der letzten paar Tage, wurden wahr.»Wissen sie von mir und Archi?«, fragte ich vorsichtig mit gesenkter Stimme, damit uns sonst keiner hören konnte, der zufälligerweise gerade im Gang unterwegs war.
»Gott, nein, Celia!«, herrschte er mich wütend an. »Es geht um mich! Um mich und Clara! Sie wissen es!«
Mit enttäuschtem Blick drehte er sich wieder um und setzte wieder zum gehen an.»Oh«, murmelte ich kaum hörbar und strafte mich für meine egoistische Art selber.
Ich war selber so angespannt wegen meiner Situation, sodass ich James' schon fast wieder vergessen hatte.»Um Gottes Willen!«, stieß ich also aus, als ich mich gefasst hatte und endlich den Ernst der Lage erkannte.
Umgehend stürmte ich den Gang hinunter zu James' Zimmer, wo ich ihn habe rein gehen sehen.»Und was jetzt?«, fragte ich, als ich in den Raum stolperte.
»Ich gehe«, erwiderte er entschlossen und stopfte Kleidung in eine Tasche.
»Das kannst du nicht tuen, James.«
»Doch, Celia, ich muss gehen! Ich habe keine andere Wahl.«
»Aber sei doch vernünftig.« Angespannt versuchte ich die Tränen zu verbergen, die sich ihren Weg über meine Wangen bahnten. »Du hast selber gesagt, dass ich an die Zukunft denken muss - jetzt musst du es auch tuen!«, appellierte ich an die Vernunft in meinem Bruder, nur um ihn nicht zu verlieren.Er allerdings blieb entschlossen.
»Das habe ich lange genug getan. Ich wäre sogar bereit gewesen, eine andere Frau zu heiraten und Clara als unser Dienstmädchen zu übernehmen, nur um mit ihr zusammen bleiben zu können. Aber diese Möglichkeit ist nun verstrichen. Miss Margret hat uns erwischt und Mutter und Vater alles gesteckt.«
Ich fing an zu schluchzen.
»Aber du kannst mich hier nicht alleine lassen!«
»Du bist nicht alleine, du hast noch Archi.«
»Aber wie lange noch?«, entfuhr es mir aufgebracht. »Bitte, James, es ist nur eine Frage der Zeit, wann Miss Margret Mutter auch das mit Archibald und mir erzählt und er gehen muss!«
»Celia«, fing er vorsichtig an und machte einen Schritt auf seine in Tränen ausgebrochene und flehende Schwester.»Ich muss gehen. Clara ist schon fort, denn sie weiß, dass sie sowieso rausgeschmissen wird. Du hast es am eigenen Leib gespürt, Celia. Du weißt, wie es ist, wenn nur diese eine Person dich glücklich macht.« Er nahm mich in den Arm.
»Aber was wird aus dir werden?«, schluchzte ich besorgt an seiner starken Brust.
»Ich werde schon klar kommen. Wir können erst einmal bei Claras Tante unterkommen, ehe wir weiterziehen und ein eigenes Leben aufbauen.«
»Du willst weiterziehen?«, fragte ich und verfiel in noch größerem Geschluchze.
»Ich muss.«
»Aber was mache ich bloß ohne dich?!« Verzweifelt schaue ich in sein Gesicht, was dem meinen so ähnlich war.So unterschiedlich unsere Geschlechter sind, so ähnlicher sind wir uns doch, was mir (leider) erst in den letzten paar Tagen auffiel.
Ich würde ihn schrecklich vermissen.Er löste die Umarmung und trat an den Sekretär am anderen Ende des Raumes, wo er ein kleines Papier hinaus nahm und etwas darauf kritzelte.
Er trat wieder zu mir und drückte es mir in die Hand.»Das ist die Adresse von Claras Tante. Triff mich dort in den nächsten Tagen, damit ich dir den weiteren Plan erklären kann.«
»Bitte, James, sag ihn mir jetzt schon.« Ich wischte mir die Tränen aus den Augen.
»Es geht nicht. Es ist zu gefährlich weiter hier zu bleiben. Schon bald werden Mutter und Vater merken, dass ich fort will und dann ist es für mich zu spät. Ich muss jetzt gehen...«
»Oh, James!« Ich weinte bitterlich. »Du wirst mir fehlen.«
»Wir sehen uns in ein paar Tagen, Celia.«Er nahm mich ein letztes Mal in den Arm und drückte mich ganz fest, ehe er die gepackte Tasche vom Bett nahm und sich mit schnellem Schritt aus dem Haus machte.
Auf einmal fühlte ich mich furchtbar kalt.
In den wenigen Tagen, wo wir uns so nahe kamen, merkte ich erst, wie wichtig er für mich ist.
Wir sind uns furchtbar ähnlich, was mich auch verstehen lässt, warum er so gehandelt hat. Ich hätte es genauso gemacht, wenn es um mich und Archibald ginge.
Schon heute Morgen, bevor ich meine Augen aufgeschlagen habe und als ich noch dachte, dass der Streit aus dem Salon meinetwegen entfacht wurde, habe ich meine Flucht mit Archibald geplant. Schon heute Morgen war ich mir sicher, dass ich lieber in einer Gosse gesessen hätte, als wieder so unglücklich ohne Archibald leben zu müssen.Ich war mir sicher. Ich würde James schützen. Selbst wenn meine Eltern mich foltern würden, würde ich kein Sterbenswörtchen über James Aufenthaltsort verlieren.
Er hätte es genauso gemacht, wenn es um mich und Archibald ginge.Niemals würde ich meinen geliebten Bruder für etwas ausliefern, für das es auf dieser Erde kein Heilmittel gibt.
Für die Liebe...
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A never ending love story
RomanceDies ist mein Beitrag für den ONC 2024:) Als Charlie die umwerfende Ally in ihrem Bostoner Lieblingscafé kennenlernte, war er sofort überzeugt von der hübschen Brünette. Er muss sie haben, da war er sich sicher! Und auch Ally ist überzeugt von Charl...