- Kapitel 34 -

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Lukes Sicht

Verschlafen und hungrig tapste ich die Treppe nach unten.

Aus der Küche waren bereits Mom und Dads Stimmen zu hören.

Ich ging rein und hatte direkt ihre Aufmerksamkeit.
»Guten Morgen. Du bist früh wach heute«, bemerkte Dad die ungewöhnliche frühe Uhrzeit, zu der ich runtergekommen war. Es war zehn vor acht.
»Konnte nicht mehr schlafen«, brummte ich, ging zu ihm und lehnte mich an ihn.
»Ganz wach bist du wohl noch nicht. Soll ich dir dein Frühstück machen?«
Zustimmend brummte ich.
»Dann setzt dich auf deinen Platz und ich mache dir dein Müsli und deinen Kakao«.
Ohne was darauf zu sagen, setzte ich mich auf meinen Platz und Dad machte mir mein Frühstück. Dieses stellte er mir hin.

Mit einem einfachen: »Danke«, bedankte ich mich und begann zu essen.

»Wann hast du heute vor zu Akira zu fahren?«, wollte Mom von Dad wissen. »Ich mache mich gegen neun auf den Weg. Ist ja zum Glück Wochenende und die Besuchszeiten sind sehr flexibel. Steht ja nichts an«, gab er ihr die Antwort, worauf Mom nickte und einen Schluck Kaffee trank.

»Hoffentlich geht es ihr soweit gut. Oder hat sie Angst?«, schweiften meine Gedanken wieder zu meiner Zwillingsschwester ab.

Diese Unwissenheit darüber, wie es ihr wirklich ging, ob sie zurechtkam und wie lange sie überhaupt dort bleiben musste, zermürbte mir meinen Kopf.

Nachdem ich aufgegessen hatte, zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück.
Die Rollladen zog ich hoch, damit Tageslicht in mein Zimmer kam.

Für einen Moment schaute ich nach draußen.

»Was hatte Jules gesagt, in welchem Krankenhaus Akira liegt? WKM? Ist das das Krankenhaus, wo ich auch war?«

Um mir diese Frage zu beantworten, nahm ich mein Handy vom Nachttisch und öffnete Maps.

In die Suchleiste gab ich WKM ein. Darauf erhielt ich den Suchvorschlag Westfalen Klinikum Münster. Das musste es sein, weshalb ich es auswählte und schaute, wo es lag.

»Ziemlich ausgelagert, aber das wird es sein. Es ist das nächstgelegene Krankenhaus von hier. Mit dem Auto sieben Minuten und zu Fuß eine halbe Stunde.«

Das kam alles sehr gut hin. Die Fahrten hin und zurück von den Kontrollterminen dauerten nie mehr als zehn Minuten.

Apropos Kontrolltermin. Der dritte und hoffentlich letzte stand bereits am nächsten Tag an.

»Na Klasse. Dass Akira im Krankenhaus liegt, spielt Mom jetzt in die Karten. Sie hatte eh vor Akira nicht mitgehen zu lassen. Wie soll ich denn ohne sie diesen Termin überstehen? Falls was passiert, ist sie nicht da«, machte ich mir Gedanken.

Dass der kommende Montag eine potenzielle Katastrophe war, wusste ich bereits, seit ich Mom und Dads Streit belauscht hatte, doch dadurch, dass Akira selbst im Krankenhaus lag, bestand keine Chance Mom noch davon zu überzeugen sie doch mitkommen zu lassen.

»Was mache ich denn morgen? Die mögliche Katastrophe seinen Lauf nehmen lassen, oder irgendwie dem Termin ausweichen und damit in Kauf nehmen, dass ich die Schiene noch länger tragen muss?«

Egal wofür ich mich entschieden, beide Möglichkeiten hatten ihre Konsequenzen.
Panik oder Stress mit Mom.

Kopfschüttelnd beschloss ich mir darum noch keine Gedanken zu machen und mich erst dann zu entscheiden, wenn es so weit war.

Zur Ablenkung musste wie so oft YouTube herhalten.

Der Sonntag verging schneller als mir lieb war.
Das Phänomen, dass die Zeit plötzlich zu rennen schien, wenn ein Termin bevorstand, auf den man sich gar nicht freute, trat auch an diesem Tag auf.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt