der zimtstern

                                    

                                          
sie
der laden ist klein, nicht mehr als vier sauber gewischte kaffeetische mit liebevoll platzierten winzigen kürbissen aus wolle, auf leichten hellorangenen tischdecken mit roten stickereien und abgegriffenen, mit ausgeblichenem, immer noch glänzendem, samtüberzogenen sitzbänken und verströmt  ein wohliges gefühl der geborgenheit, welches sofort von innen wärmt. mich umhüllt der himmlische duft nach teig und zuckerüberzogenen backwaren, während mein ärger fast augenblicklich verfliegt, als mir klar wird, dass dieser job schon jetzt mein karamellliebendes, poetenherz  unfassbar glücklich macht.
„guten morgen, meine lieben."uns begrüßt eine kleine rundliche frau mit einem strahlend, warmem lächeln und einem fantastischen afro :"ich nehme an, ihr seid die zwei bewerbungen für den verkaufsposten ?" ich erwidere ihr strahlen, strecke meine hand aus und wirke möglicherweise etwas zu enthusiastisch, doch kann das steigende verlangen in mir nicht unterdrücken, diesen posten zu bekommen. denke es ist ganz egal ob es stressig wird, solange ich mich täglich in dieser atmosphäre bewegen darf :"ich bin trixie harmon." sie ergreift meine hand und drückt sie sanft , bevor sie sich meinem nachbarn zuwendet, welcher sie mit einer freundlichkeit anlächelt, welche ich ihm, durch unsere vorherige zusammenkunft abgesprochen hätte und in mir den gedanken aufkommen lässt, dass er vermutlich nur im stress, bezüglich dieser wunderbaren stelle war. verzeiht meine schnelle urteilseifrigkeit am morgen. "alabaster laurens." der tiefe bass seiner stimme lässt mich unweigerlich fragen, wie er "valentine" von seafret interpretieren würde.  "wie schön, euch hier zu haben. ich heiße avery kioshi und mir gehört der zimtstern." sie breitet herzlich die arme aus, wie um zu verdeutlichen, dass sie den laden meint und ich nehme die liebe wahr, die sie für ihr werk hegt, während sie weiter spricht und uns in ein kleines chaotisches büro mit holzschreibtisch führt, hinter welchem ein brauner  bürostuhl steht, vom dem ich weiß, dass es einer dieser sorte ist, in welchem man ebenso wunderbar karussell spielen kann, wie konzentriert über einem wichtigen aufsatz zu sitzen. "wie ihr durch die stellenbeschreibung vermutlich wisst, ist dies eine ausschließlich vegane bäckerei, was einfach wichtig für die informationsausgabe an der theke ist. manche menschen unterliegen manchmal der versuchung an der ausgabe eine diskussion zu beginnen, warum wir keine "normalen" brötchen backen würden und da ist eine einfache aufklärung dann sehr wichtig. oder zumindest der versuch." durch ihren  letzten satz und dem halben lächeln, vermute ich, dass manche diskussionsbedürftigen menschen nicht gekommen sind, um diese konstruktiv anzugehen, sondern nur, um einen monolog darüber zu halten, warum vegan-sein ihrer meinung nicht mit dem menschen vereinbar wäre und eine pure zustimmung erwarten. "wie auch immer, wir können unseren blickwinkel nur anbieten. obgleich ihr sie auch freundlich bitten dürft zu gehen, falls sie beleidigend werden." sie zwinkert uns zu, bittet uns, auf den weichen, unterschiedlichen sesseln vor dem schreibtisch platz zu nehmen, welche ebenso gemütlich sind, wie sie aussehen und setzt sich dann auf den tollen drehstuhl, um kurz auf der tastatur des alten pcs rumzuklicken, welcher schon geöffnet zwischen den papierstapeln auf dem schreibtisch steht und sich dann wieder uns zuwendet :" tut mir leid, ich musste mich kurz noch einmal durch die stellenbeschreibung lesen, damit ich euch hier nicht mit doppeltem geplauder aufhalte. meine tochter hat sich um den aushang gekümmert, sie hat ein großes händchen für website design." ein stolzer ausdruck mischt sich mit einem melancholischen  bedauern, als sie seufzt:" dies ist auch der grund warum ich euch beide anstellen möchte." ich stutze und auch mein sitznachbar scheint sich zu versteifen, doch sie redet weiter, sodass wir sie anscheinend beide nicht unterbrechen können.