04.07.1976 - Fünf Jahre vor jener Nacht
"Regulus, du kannst mir nicht verbieten, meine Schwester zu sehen!"
"Nicht ich verbiete es dir, Sirius. Das hast du selber zu verantworten und das kannst du auf keinen abwälzen."
"Lass mich rein!"
"Willst du dich Vater gegenüberstellen? Bist du dir sicher?"
"Ich habe ein Recht darauf, sie zu sehen!"
Sirius tobte. Seine Schwester war vor genau zwei Monaten geboren worden, und das einzige, was sein halbstarker, nichtsnütziger Bruder tat, war ihm die Türe zu versperren. Würde er nicht genau wissen, dass ein Mädchen in seiner Familie nicht die geringste Chance allein hatte, dann wäre er gar nicht gekommen. Keine zehn Hippogreifen hätten ihn hergebracht. Ein Werwolf allerdings schon.
"Sirius, was willst du hier?", erklang auf einmal die tiefe Stimme von Orion Black. Sein Vater hatte tiefe Augenringe, doch Sirius verspürte kein Bisschen Mitleid.
"Ich verlange, meine Schwester zu sehen.", erwiderte er mit kräftiger Stimme. Sein Vater machte ihm keine Angst mehr, schon lange nicht.
"Scher dich davon, Junge. Du bist hier nicht willkommen."
"Ich will auch nicht willkommen sein. Ich will meine Schwester sehen."
"Du bist kein Teil dieser Familie mehr. Das Kind ist nicht deine Schwester, und sie wird es niemals sein. Scher dich zurück zu deinen Gryffindor Freunden.", er spuckte das Wort Gryffindor förmlich aus.
Sirius ballte die Fäuste, doch er musste eingestehen, dass er der Familie tatsächlich den Rücken gekehrt hatte. Er war wahrlich kein Black mehr.
"Ich werde wiederkommen. Und ich werde sie retten. Das ist ein Versprechen."
Er wollte gerade gehen, da hörte er die Stimme der Frau, die er einst Mutter genannt hatte.
"Lasst ihn herein. Er soll sehen, was er getan hat, als er die Familie verließ!"
Widerwillig ließen Vater und Bruder den verhassten Sohn durch die Türe eintreten. Sirius machte sich weder die Mühe, sich umzusehen, noch stehenzubleiben oder seine Verwandte mit Blicken zu würdigen. Er stürmte direkt in das Wohnzimmer seines Elternhauses. Dorthin, wo er wusste, dass seine Mutter seine junge Schwester hatte.
"Schau her, was du verlassen hast.", zischte seine Mutter, die neben einer Wiege stand, und ein kleines Bündel in ihren Armen hielt. Sie war eigentlich viel zu alt, um noch ein Kind zu gebähren. Sie war 51, und das sah man ihr an. Doch war sie eine Hexe. Und wenn Sirius ganz ehrlich war, dann wollte er eigentlich gar nicht wissen, wie seine Eltern es geschafft hatten, siebzehn Jahre nach seiner Geburt noch ein Kind zu zeugen.
Er trat auf seine Mutter zu und sie überreichte ihm das Bündel, peinlich darauf bedacht, dass er sie nicht berührte. Doch Sirius interessierte das alles nicht. Er hatte erst vor einem Tag erfahren, dass er noch einmal Bruder geworden war, und das auch nur per Zufall. Er war gerade aus seinem fünften Schuljahr in Hogwarts gekommen, da hatte er einen alten Bekannten getroffen, der ihm berichtet hatte, dass die Familie Black Zuwachs bekommen hatte.
"Was ist ihr Name?", fragte sie, halb davon ausgehend, keine Antwort zu bekommen.
"Callisto.", antwortete seine Mutter und Sirius hob nicht einmal den Blick. Er sah seine Schwester an, die schlafend in seinem Arm lag.
"Ich werde dich beschützen.", versprach er ihr flüsternd. "Ich komme wieder, und ich werde dich retten. Callisto Black, dass schwöre ich dir feierlich, so wahr ich hier stehe. Ich passe auf dich auf."03/04.05.1977 - Vier Jahre vor jener Nacht
Die Nacht war klar. Keine Wolke war am Himmel zu sehen, und der abnehmende Mond erleuchtete die Straßen.
Ein schwarzer Hund streifte durch die erleuchtete Straße, blieb vor einer Haustüre stehen und im nächsten Moment stand dort, wo bis gerade noch der Hund gewesen war, ein junger Mann.
Seine Freunde hatten es ihm ermöglicht, dass er am Geburtstag seiner Schwester das Schloss verlassen und nach London kehren konnte. Er holte einen Zauberstab aus seinem Mantel und zeigte damit auf ein Fenster im zweiten Stock des Hauses vor ihm. Er murmelte etwas undeutliches und das Fenster sprang leise auf. Dann schloss er die Augen, murmelte erneut etwas und im nächsten Moment schwebte er langsam nach oben.
Sirius stieg durch das Fenster, in das Zimmer seiner kleinen Schwester, die friedlich in ihrem Bettchen lag. Er blieb neben ihrem Bett stehen, kniete sich hin und betrachtete sie einen Moment. Auf den ersten Blick schien sie gesund, doch glaubte er auch nicht, dass sein Vater eine Einjährige schlagen würde.
Er sah auf seine Uhr, und in diesem Moment schlug es Mitternacht.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Callisto.", flüsterte er und mit einem vorsichtigen Stupser weckte er das Mädchen. Sie wollte schon anfangen zu schreien, da nahm er sie auf den Arm. Er zauberte ein kleines Licht, welches durch den Raum tanzte. Sie kicherte.
"Ich bin Sirius.", sagte er leise. "Si-ri-us. Dein Bruder. Mutter und Vater erzählen dir gewiss nicht von mir, aber ich habe dir ein Versprechen gegeben. Und das werde ich nicht brechen."
Das Baby sah ihn aufmerksam durch ihre dunkelblauen Augen an. Dann hob sie ihre kleine Babyhand und taschte ihm auf die Wange.
"Sius.", sagte sie dann, und in Sirius stiegen beinahe schon die Tränen auf. Zwar war ihre helle Kinderstimme für seinen Geschmack viel zu laut, in dem Haus schliefen schließlich alle, doch dass sie versuchte, seinen Namen zu sagen, löste ihn ihm ein Gefühl aus, welches er nicht zu beschreiben vermochte.
"Genau, der bin ich.", flüsterte er und küsste sie vorsichtig auf die Stirn. "Und ich lasse dich nicht im Stich."
Dann legte er sie zurück in ihr Bettchen, deckte sie zu und hielt ihre kleine Babyhand, bis sie eingeschlafen war. Dann verließ er das Haus wieder.
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Painful Truth // Remus Lupin FF
FanfictionDie Schwester von Sirius Black ist neben dem berühmten Harry Potter die einzige, die den Angriff von Ihr-Wisst-Schon-Wem überlebt hat. Sie ist die einzige, die nicht daran glaubt, dass ihr Bruder jemanden ermordet hat, und nach Azkaban gehört. Außer...